Unsere Vision
Der Fokus unserer Arbeit ist die Transformation der Hochschulen vor dem Nachhaltigkeitsleitbild; entsprechend geht es uns um die Weiterentwicklung und Anwendung unserer Kompetenzen, um genau dies zu erreichen. Dazu bringen wir auch die Stimme der Studierenden in die politischen Debatten über eine Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung ein.
Inhalt
Vision
Eine Vision aus dem Jahre 2015 – Die Hochschule in nachhaltiger Entwicklung
Anfang 2015 haben wir den Entschluß gefasst, mit allen im netzwerk n Aktiven einen Visionsfindungsprozess zu starten. Gerade wenn es darum geht, für die große Transformation der Hochschulen zu werben und diese zu gestalten, bedarf es einer Vision, einer klaren Vorstellung der langfristigen Ziele, denn sonst verpufft die Wirkung des gegenwärtigen Handelns. Oder wie es Vera Sartorius so schön ausdrückte: “Vision without action is a daydream… Action without a vision is a nightmare!”
Daraufhin wälzten wir uns in einem mehrstufigen Prozess durch die Literatur, diskutierten auf unser Plattform und erarbeiteten auf einem mehrtägigen Seminar in den thüringischen Weiten unsere Vision aus dem Jahre 2015 – Die Hochschule in nachhaltiger Entwicklung. Diese findet Ihr nun in drei Versionen – als kompakten Absatz, als einseitige Kurzfassung und in der Langfassung.
Wir verstehen nachhaltige Hochschulen als lernende Institutionen. Sie hinterfragen partizipativ Ursachen heutiger und zukünftiger gesellschaftlicher und ökologischer Phänomene und akzeptieren und benennen Werthaltungen. Sie suchen nach Möglichkeiten, Transformationsprozesse aktiv so zu gestalten, dass sie Folgen für heutige und nachfolgende Generationen berücksichtigen und abwägen. Dabei regt eine Hochschule in und für nachhaltige(r) Entwicklung zu kritischem Denken an und schafft Räume für Persönlichkeitsentwicklung der Menschen innerhalb und außerhalb der Institution Hochschule.
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Unser Dank gilt insbesondere Hannes Bever, Henrike Lindemann und Janina Fago, die mit unglaublicher Energie und großem Zeitaufwand den Prozess zu einem tollen Ende geführt haben.
Unser Nachhaltigkeitsverständnis
Unser Verständnis nachhaltiger Transformation hat als zentralen Kern und ethisches Fundament inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit1. Für uns als netzwerk n bedeutet dies, dass aktuelle Mensch-Natur- Verhältnis zu hinterfragen und dabei auch die historisch gewachsenen globalen Machtverhältnisse anzuerkennen. Nachhaltigkeit ist für uns entsprechend untrennbar verbunden mit dekolonialen, queer- feministischen und antiklassistischen Perspektiven. Uns ist bewusst, dass Nachhaltigkeit überwiegend im globalen Norden geprägt ist. Entsprechend versuchen wir das Konzept zu hinterfragen und anzupassen.
Der europäische Kolonialismus hat weltweit ein rassistisches Macht- und Unterdrückungssystem gewaltvoll durchgesetzt, das sowohl auf der rassistischen Idee “höherwertiger” und “minderwertiger” Menschen als auch der Trennung zwischen weißen2 Menschen und “Natur” basiert. Rassismus und patriarchale Ideologie sind die Grundlage, welche die gegenwärtige Umweltzerstörung und Zerstörung der Lebensgrundlagen von Bi*PoC durch weiße Menschen nach wie vor rechtfertigt.
Die Länder des Globalen Nordens sind historisch für den größten Anteil der Treibhausgasausstöße verantwortlich und damit Hauptverursacher*innen sowie Profiteur*innen der Klimakrise. Gleichzeitig sind es jedoch die Länder und Menschen des Globalen Südens, die am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind und durch die globalen Ungleichheiten und Ausbeutung vulnerabler gemacht werden. Das heißt, nicht nur die Verantwortung für die Klimakrise ist ungleich verteilt, sondern auch ihre Folgen.
Dieser Mechanismus der Ungleichheit zeigt sich aber auch innerhalb der Länder des globalen Nordens. Menschen, die von struktureller Diskriminierung betroffen sind, verursachen meist weniger Emissionen und sind gleichzeitig von den Folgen der Klimakrise und von Umweltzerstörung oftmals stärker betroffen. Eine intersektionale Betrachtung ist für unser Nachhaltigkeitsverständnis fundamental. Der Begriff der Intersektionalität wurde zuerst von Kimberlé Crenshaw, einer Schwarzen Juristin und Professorin aus den USA, genutzt, um die Überscheidungen von Sexismus und Rassismus thematisieren zu können. Intersektionalität beschreibt die Überschneidung und das Zusammenwirken von verschiedenen Diskriminierungsformen, die sich nicht dadurch erfassen lassen die Diskriminierungsformen einzeln zu betrachten. Dazu gehören u.a. Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Ableismus, Homo- und Transfeindlichkeit und Klassismus3.
Voraussetzung für eine nachhaltige/sozial-ökologische Transformation ist für uns, dass Awarenessstrukturen immer mitgedacht werden müssen. Strukturelle Diskriminierungen wirken immer mit, von individueller Ebene bis hin zur institutionellen Ebene. Durch die Etablierung von Awarenessstrukturen versuchen wir, Diskriminierungsstrukturen sichtbar zu machen und aus ihnen auszubrechen.
Für eine nachhaltige Transformation ist neben Effizienz- und Konsistenzstrategien die Suffizienz zentral. Suffizienz zielt darauf ab Ressourcen zu schonen und den Verbrauch von Ressourcen ganzheitlich zu reduzieren und innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben und so einem angemessenen Mensch-Natur- Verhältnis zu entsprechen. Institutionen spielen eine wichtige Rolle, um zukünftigen Generationen Handlungsoptionen zur Verfügung zu stellen. Für Hochschulen bedeutet das beispielsweise nicht nur Energie zu sparen, sondern selbst Energie zu produzieren oder das Mobilitätskonzept hin zu ressourcenschonenden Fortbewegungsmitteln anzupassen.
Wir verstehen Nachhaltigkeit nicht als einen Zustand, sondern als einen dynamischen Prozess: Sich stetig wandelnde Rahmenbedingungen und Ursache-Wirkungs-Strukturen bedeuten, dass es keine Patentrezepte geben kann. Vielmehr müssen wir uns ständig neu auf die Suche machen nach Lösungen, die für die jeweilige Zeit und die jeweiligen Umstände geeignet sind. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit auch, die eigenen Ziele und das eigene alltägliche Verhalten, Denken und politisches Wirken kritisch zu hinterfragen und dabei auch zu berücksichtigen, dass indigene Perspektiven und Kämpfe gehört, einbezogen und unterstützt werden müssen.
- Intergenerationale Gerechtigkeit bezieht sich auf faire Verteilung und Ressourcenzugang zwischen verschiedenen Generationen, um sicherzustellen, dass gegenwärtige Entscheidungen keine negativen Auswirkungen auf zukünftige Generationen haben. Intragenerationale Gerechtigkeit befasst sich hingegen mit der gerechten Verteilung von Chancen, Ressourcen und Belastungen innerhalb derselben Generation, um soziale Gleichheit und Fairness zu fördern. ↩︎
- Wir verwenden die Ausdrucksweise weiß um zu markieren, dass es sich um eine politische und soziale Positionierung aufgrund konstruierter Zuschreibungen handelt und nicht um die Beschreibung von Hautfarben oder biologischer Eigenschaften. weiß wird klein und kursiv geschrieben weil es eine konstruieret politische und soziale Position markiert, die mit Privilegien und Dominanz verbunden ist. BiPoC (Black, indigenous und People of Color) ist die Selbstbezeichnung von Menschen, die negativ von Rassismus betroffen sind, sie wird ebenso wie Schwarz großgeschrieben, weil es eine soziale Position markiert und widerständisches Potenzial hat. ↩︎
- Erklärungen zu den Begriffen können in unserem Glossar nachgelesen werden. ↩︎
Mission
Das netzwerk n stellt vielfältige digitale und physische Vernetzungsplattformen bereit, um einen Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und Studierende für eben solche nachhalitgen Transformationsprozesse an ihren Hochschulen zu empowern. Wir versuchen Barrieren, im digitalen als auch physischen Raum, abzubauen. Wir vermitteln Fähigkeiten und Kompetenzen (Capacity Building), um Studierende, Promovierende und ihre Verbündeten an Hochschulen zu ermächtigen und die Selbstwirksamkeit und Wirkmächtigkeit von Gestalter*innen des Wandels zu erhöhen. Außerdem nehmen wir aktiv Einfluss auf die Wissenschaftspolitik von Bund und Ländern. Die Erforschung und Begleitevaluation von Transformationsprozessen im Wissenschaftssystem ergänzen unser Handeln und sind darauf ausgerichtet, eben dieses System besser zu verstehen und zu verändern. Zugleich streben wir danach, die Bedürfnisse und Meinungen der gesamten Studierendenschaft im Bereich der nachhaltigen Transformation durch unsere Aktivitäten zu erfassen.
Wen wir ansprechen
Unsere Aktivitäten und Formate richten sich an ein breites Spektrum von veränderungsbereiten Nachhaltigkeitsakteur*innen im Hochschul- und Wissenschaftssystem. Primär möchten wir mit unseren Aktivitäten die Zielgruppen Studierende, studentische Initiativen, Hochschulgruppen und Organe der verfassten Studierendenschaft sowie Promovierende ansprechen. Alle weiteren Akteur*innen im Sinne der sozial-ökologischen Transformation sind ebenso angesprochen und eingeladen, sich an unseren Aktivitäten zu beteiligen. Zu diesen weiteren Akteur*innen zählen wir wissenschaftliches Personal, Mitarbeiter*innen der Hochschulverwaltung, Politiker*innen, Mitarbeiter*innen aus Bundes- und Landesministerien sowie gemeinnützig orientierte Akteur*innen.
Warum ist es wichtig, unsere Zielgruppe neben engagierten Studierenden und Initiativen an Hochschulen auf weitere Akteur*innengruppen auszuweiten?
- Das netzwerk n versteht sich als umfassender Akteur für nachhaltigkeitsbezogene Transformationsprozesse an Hochschulen. Erst über eine gesamtinstitutionelle Perspektive und Berücksichtigung aller Statusgruppen an Hochschulen können wir unser Ziel der Transformation der Hochschulen erreichen.
- Wir fordern Interdisziplinarität und Transdisziplinarität in Forschung und Lehre. Daher ist es uns ein Anliegen, nicht nur die studentischen Perspektiven in unseren Aktivitäten zu berücksichtigen.
- Einigen Akteur*innengruppen an Hochschulen wie z.B. Nachhaltigkeitsbeauftragten und jungen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen fehlt gegenwärtig ein bundesweites Netzwerk. Zudem profitiert das netzwerk n ungemein von einem statusgruppenübergreifenden Austausch.
- Die studentische Perspektive wird bisher noch häufig als weniger kompetent und gewichtig von Entscheider*innen an Hochschulen aufgenommen. Der beständige akteur*innengruppenübergreifende Austausch befördert einen ernsthaften Dialog auf Augenhöhe.
Politische Aktivitäten
Neben Projekten wie dem Wandercoaching sind wir noch in vielen weiteren Bereichen aktiv. Dadurch bringen wir die studentische Stimme konstruktiv in die Wissenschafts- und Nachhaltigkeitspolitik auf Bundesebene mit ein.
Hochschulspezifischer Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Schon lange beschäftigen wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeitsindikatoren und -berichterstattung an Hochschulen. Seit Mai 2015 nimmt sich nun der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) dieses Themas an und entwickelt auf Basis des DNK für Unternehmen einen hochschulspezifischen DNK. Wir haben diesen Prozess von Beginn an kritisch begleitet und unsere Ideen eingebracht. Auch haben wir einen eigenen Entwurf für einen DNK erarbeitet, der sowohl auf den bereits zahlreich vorhandenen Nachhaltigkeitsindikatoren und -berichterstattungsystemen aufbaut als auch den DNK für Unternehmen berücksichtigt.
Beirat Junger Generationen für den RNE
Wir sind der festen Überzeugung: nur ein multipersektivisch besetzter Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) kann eine progressive und effektive bundesdeutsche Nachhaltigkeitspolitik voranbringen. Deshalb setzen wir uns für eine stärkere Repräsentation der jungen Generation im RNE ein – durch reguläre Mitgliedschaft junger Menschen und durch einen neuen Beirat junger Generationen.
Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung
Das Weltaktionsprogramm (WAP) schloss sich ab 2015 direkt der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) an und nahm mit reichlich Verspätung mit der konstituierenden Sitzung der Nationalen Plattform am 29. September 2015 langsam Fahrt in Deutschland auf. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berief für uns Johannes Geibel in das Gremium. Am 15. Januar 2016 folgten die ersten Sitzungen der sechs Fachforen, die unter den Themen a) Frühkindliche Bildung, b) Schule, c) Hochschule, d) Berufliche Bildung, e) Non-formales und informelles Lernen/Jugend und f) Kommunen laufen und sich aus ca. 20 bis 25 Vertreter*innen von Akteuren aus der BNE-Landschaft zusammensetzen. Diese haben die Aufgaben, jeweils für ihren entsprechenden Bildungsbereich, Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen für den im Frühjahr 2017 von der Nationalen Plattform zu verabschiedenden Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung beizusteuern. Johannes Geibel, Miriam Block und Mandy Singer-Brodowski sind für das netzwerk n in das Fachforum Hochschule berufen worden, Michael Flohr in das Fachforum Non-formales und informelles Lernen/Jugend. Überdies arbeiten sogenannte Partnernetzwerke, zu denen jede*r herzlich zur Mitarbeit aufgefordert ist, den Fachforen zu. Viele netzwerk n-Aktive engagieren sich im Partnernetzwerk Hochschule.
Aktuell vertritt Lilly Gothe das netzwerk n in der Nationalen Plattform sowie als Co-Vorsitzende des Forum Hochschule. Bianca Ludwig vertritt den Verein im Forum Non-formales und informelles Lernen.
Die Internetseite www.bne-portal.de informiert über die zahlreichen Aktivitäten rund um BNE in Deutschland und weltweit. Die Deutsche UNESCO-Kommission e.V. setzt das Portal im Rahmen einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung um.
Positionspapier & Initiative für Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen
Im Sommer 2016 fanden sich die vier Organisationen netzwerk n e.V., sneep e.V., Weitblick e.V. und Was bildet ihr uns ein? e.V. zusammen, weil uns ein Thema maßgeblich umtreibt: die nachhaltige und ethische Ausrichtung unserer Hochschulen.
Als „Initiative für Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen“ haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein Positions- und Forderungspapier zu erarbeiten, um einen Dialog- und Veränderungsprozess anzustoßen.
Das Positionspapier
Das Positions- und Forderungspapier „Nachhaltigkeit und Ethik an Hochschulen“, hier kurz Positionspapier, richtet sich an alle Hochschulangehörigen, insbesondere an die Hochschulleitungen, aber auch an Studierendenwerke und andere Partner der Hochschulen. Angesichts bestehender ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen fordern wir ein Umdenken an den Hochschulen und eine Ausrichtung am Leitbild Nachhaltigkeit, um verantwortungsvolle Fach- und Führungskräfte auszubilden und eine Vorbildrolle in der Gesellschaft einzunehmen.
Die Ziele unseres Positions- und Forderungspapiers:
Wir wollen mit diesem Positionspapier zu Veränderungen anregen und durch konkrete Vorschläge und Beispiele aufzeigen, wie nachhaltige Strukturen an Hochschulen schon heute umgesetzt und gelebt werden können.
Das Positionspapier verfolgt dabei drei übergeordnete Ziele:
- Das Verantwortungsbewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt bei Hochschulleitungen, Studierenden, Wissenschaftler_innen und den weiteren Hochschulangehörigen zu fördern.
- Alle Hochschulangehörigen und Verantwortlichen der Wissenschaftspolitik zu strukturellen Veränderungen in den Bereichen Lehre, Forschung und Betrieb anzuregen und konkrete Wege des Wandels aufzuzeigen.
- Nachhaltiges und ethisches Handeln als Selbstverständlichkeit in Hochschulen und so in der Konsequenz auch in der Gesellschaft zu etablieren.
Das Positionspapier fasst die – unserer Überzeugung nach – notwendigen Maßnahmen für einen nachhaltigen und sozial verantwortlichen Alltag an Hochschulen in den Handlungsbereichen Governance, Betrieb, Lehre und Forschung zusammen. Den einzelnen Forderungen folgen ausführliche Begründungen, mögliche Maßnahmen sowie Best-Practice-Beispiele.
Du möchtest das Positionspapier unterstützen?
- Diskutiere das Papier und seine Ziele in Deiner Initiative und überlegt, ob ihr es unterstützen wollt.
- Organisiere an Deiner Hochschule z.B. eine perspektive n und diskutiert mit Eurem Rektor oder eurer Kanzlerin über die Transformation eurer Hochschule hin zu Nachhaltiger Entwicklung!