Inhalt
Der Campus kann ein Zwischenraum sein. Er ist ein Ort, ein Regal, ein Raum oder die Zeit zwischen verschiedenen Nutzungsarten oder Nutzer*innen. Nach und nach werden insbesondere Möbel aus der Erstausstattung ausgesondert; Studierende und Beschäftigte können diese weiterverwenden. Die Idee schließt auch Bücher ein, die an einem Ort weitergereicht werden. Ebenso finden gebrauchte Büromaterialien wie Plastikhüllen, alte Ordner und Mappen oder einseitig beschriebenes Papier eine Zweitverwendung.
Kontext
Die Leuphana Universität Lüneburg ist bestrebt, die nachhaltige Entwicklung ganzheitlich zu integrieren: in der Forschung, der Lehre, im Austausch mit der Gesellschaft und im Campus-Betrieb.
Seit nunmehr 20 Jahren hat die Universität ein Umweltmanagementsystem nach EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) implementiert und sich damit der kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung verschrieben, die jährlich von einer bzw. einem externen Gutachter*in überprüft wird. Nach EMAS hat die Universität ihre Auswirkungen durch Energieverbrauch – Strom, Wärme und Verkehr – als besonders handlungsrelevant eingestuft und sich daher im Jahr 2007 das Ziel der Klimaneutralität gesetzt. Dieses wurde 2014 erreicht, wodurch die Umweltauswirkungen des Energieverbrauchs erheblich gesunken sind.
Gegenwärtig stehen die Aspekte des Materialverbrauchs, also des erzeugten Abfalls stärker im Fokus. Daher wurde ein Konzept zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, Gegenständen und Materialien entwickelt. Zentraler Gedanke ist die nachhaltige Lebenswelt: nachhaltiger Konsum, eine möglichst hohe Wertausschöpfung der eingehenden Ressourcen und eine geringe umweltrelevante Emission. Dazu wurden studentisches Engagement aus nachhaltiger Perspektive sowie zwei transdisziplinäre Projektseminare in den Campus-Betrieb eingebunden und die Prozesse optimiert. Ein weiteres Ergebnis dieses Konzepts ist die Etablierung des Zwischenraum in der Lebenswelt Hochschule.
Ziele
- Ressourcenschonung
- Sensibilisierung und Verhaltensänderung im Umgang mit Ressourcen und damit Schaffung eines nachhaltigen Bewusstseins
- Langfristig soll mit dieser Idee das Konsumbewusstsein verändert werden. Ziel ist es auch, unter den Beschäftigten eine Kultur des Miteinanders und Austauschs zu initiieren und einzuüben. Das bedeutet, dass bei Bedarf von kleineren Mengen an Büroartikeln nicht gleich Neues bestellt wird, sondern im Zwischenraum nachgeschaut oder ein*e Kolleg*in gefragt wird.
- Künftig soll der Aspekt » Vermeidung « noch stärker in den Fokus rücken.
Bezug zu Suffizienz
Auf dem Campus soll es Möglichkeiten und Orte für ein nachhaltiges Verhalten geben. Der Zwischenraum füllt dabei die Aspekte nachhaltiger und bewusster Konsum, eine möglichst hohe Wertausschöpfung der eingehenden Ressourcen und geringe umweltrelevante Emissionen konkret mit Leben. Gegenstände aus dem universitären Alltag erhalten so ein zweites Leben. Deren Weitergabe führt weg von der Wegwerfgesellschaft und stellt ein alternatives System des Warentauschs dar.
Aufbau und Inhalt
Zwischenraum MÖBEL
- Herkunft: Möbel, die uniintern keine Verwendung mehr finden, nicht repariert werden können und ausgemustert wurden; sie würden ansonsten dem Sperrmüll zugeführt werden.
- Möbellager: Der Hausdienst bringt diese Gegenstände in den Zwischenraum -– ein Lager auf dem Campus. Das Team der Nachhaltigkeitsbeauftragten ordnet und sichtet sie. Sobald eine ausreichende Anzahl vorhanden ist, wird ein Weitergabetermin organisiert.
- Kommunikation: Über Rundmails, Facebook, myStudy und Screens auf dem Campus wird der Abholtermin und eine Übersicht der vorhandenen Möbel (auf Facebook mit Fotos) uniintern bekannt gegeben.
- Ablauf vor Ort: Das Team der Nachhaltigkeitsbeauftragten gibt die Gegenstände heraus. Es erfolgt eine Begrenzung der Mitnahme auf drei Gegenstände bzw. Möbelstücke pro Person. Der Termin vor Ort dauert 90 Minuten; alle Interessierten werden gleichzeitig hereingelassen. Die Studierenden und Beschäftigten transportieren anschließend die Möbel selbstständig.
- Dokumentation: Zur Dokumentation wird eine Liste mit Namen, Student*in oder Beschäftigte*r, Fakultät, E-Mail, Unterschrift und mitgenommene Möbelstücke erstellt.
Zwischenraum BÜROARTIKEL
- Herkunft: Bei Umzügen, Auslaufen von Projekten oder Ruhestand fallen Büroartikel an, die in den Einheiten nicht mehr benötigt werden. Das können ebenso gebrauchte Artikel sein, wie beschriftete Ordner, Klarsichthüllen, Locher oder Stifte.
- Weitergabe: Die Beschäftigten können die Büroartikel selbstständig in ein dafür vorgesehenes, öffentlich zugängliches Regal bringen. Bei größeren Mengen werden die Artikel in Umzugskartons gesammelt und über den Hausdienst in ein Lager gebracht. Das Lager wird von der studentischen Hilfskraft der Nachhaltigkeitsbeauftragten verwaltet. Die Artikel werden in das Regal gestellt, direkt an Beschäftigte oder über Aktionen mit dem Lastenrad auf dem Campus verteilt.
- Dokumentation: Zur Dokumentation erstellt die studentische Hilfskraft eine jährliche Übersicht.
Zwischenraum BÜCHER
- Herkunft: Austausch v.a. von Literatur
- Weitergabe: Auf dem Campus gibt es drei öffentliche Bücherregale. Die Nutzer*innen können selbstständig Bücher einstellen und mitnehmen. Pat*innen pflegen die Bücherregale.
Ergebnisse
- 8 Aktionen für den Zwischenraum MÖBEL mit einer sehr großen Resonanz bei den Studierenden und auch Beschäftigten: Weitergegeben wurden v.a. Buchstützen, Bürostühle, Tische, Stühle, Regale, Schränke, Container, Pinnwände, Tafeln, Kleiderbügel, Bilder, Ablagen, Kissen, Mülleimer und Kleiderständer.
- Der Zwischenraum BÜROARTIKEL läuft kontinuierlich. Das Regal wird i.d.R. von den Beschäftigten sehr gut gefüllt und die Zusendung von größeren Mengen ist gestiegen. Weitergegeben wurden v.a. Ordner, Briefumschläge, Klarsichthüllen, Mappen, Stifte, Ablagekästen, Heftstreifen, Lineale, Papier, Locher, Tacker und Radiergummis.
- Zwischenraum BÜCHER: Auf dem Campus bestehen drei Orte zur Weitergabe von Büchern.
Verstetigung
Der Zwischenraum ist fest in die Prozesse der Universität verankert und ist strukturell im Büro der Nachhaltigkeitsbeauftragten angesiedelt.
Studentische Partizipation
Studierende können die Angebote Zwischenraum MÖBEL und BÜROARTIKEL nutzen. Beides wurde für diese Zielgruppe konzipiert, damit günstig ein Arbeitsplatz eingerichtet werden kann.
Den Zwischenraum BÜCHER entwickelten Studierende im Seminar » Nachhaltiger Konsum an der Universität Lüneburg « im Wintersemester 2010/11. Dieses Konzept wurde anschließend auf dem Campus umgesetzt.
Studierende bereichern den Campus mit einer Reihe an weiteren Suffizienz-Initiativen:
- Tiny House Initiative
- Die Zwiebel: für Studierende und Bürger*innen öffentlicher Tauschraum für Kleidung, Bücher und Gebrauchsgegenstände
- 2nd page: Die Inititative ENACTUS sammelt einseitig bedrucktes Papier auf dem Campus und lässt daraus in einer Behindertenwerkstatt Notizblöcke herstellen
- Kornconnection: selbstverwaltete studentische Foodcoop für Nahrungsmittel aus ökologischem Landbau
Umsetzung
Einblicke
Ich habe generell die Nachfrage beim Zwischenraum MÖBEL als sehr positiv wahrgenommen. Der Ansturm bei jeder Veranstaltung war oft eine Herausforderung, hat aber auch gezeigt, wie gut das Konzept ankommt.
Studentin, die bei der Weitergabe unterstützt hat
Das Büroartikelregal wird sehr gut angenommen. Es ist fast egal, was im Regal liegt: Innerhalb einer Woche hat es einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin gefunden.
Studentin
Ich nutze den Zwischenraum BÜROARTEKEL regelmäßig. Meistens benötige ich leere Aktenordner, Schnellhefter, Stehsammler und Register. Ich freue mich immer sehr darüber, dass ich diese Artikel nicht bestellen muss. Und finde nebenbei noch nützliche Dinge, die ich selbst noch nie bestellt habe.
Mitarbeiterin aus der Verwaltung
Bisherige Erfolge
- Weitergabe von Möbeln, Büromaterialien, Büchern