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Ressourcen / Good Practice

ZukunftGestalten@HM

Hochschule für Angewandte Wissenschaften München (HM)

Inhalt

Kontext

Das Projekt wird an der Hochschule München (HM) durch das Team BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) der Hochschule München, den Vizepräsidenten für Innovation und Qualität der Wissenschaftlichen Lehre und engagierte Lehrende aus unterschiedlichen Fakultäten umgesetzt. Das Projekt ist das Ergebnis eines mehrjährigen Innovationsprozesses im Bereich BNE an der HM.

Ziele

Das Projekt zielt auf die Entwicklung von Gestaltungskompetenz im Rahmen eines transdisziplinären Lehrformats. Gleichzeitig soll durch die Kooperation mit externen Partner_innen aus Gesellschaft und Politik ein konkreter Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene geschaffen werden (Impact).

Strukturen und Inhalte

Strukturell orientiert sich die Veranstaltung am unten dargestellten Ablauf. Die Inhalte speisen sich aus einem Rahmenthema aus dem Bereich „Nachhaltige Entwicklung“. Zu diesem Rahmenthema bringen externe Projektpartner_innen aus Stadt und Region konkrete Frage- und Problemstellungen ein. So ist beispielsweise im Sommersemester (SoSe) 2018 das Rahmenthema „Ressorcen – Re6 (Reuse, Reduce, Repair, Recycle, Redesign, Rethink)“, und Kooperationspartner_innen sind bspw. die Abfallwirtschaftbetriebe München, das Studentenwerk München, ein Wertstoffhof aus der Region und die Stadtwerke München.

Insgesamt bearbeiten zwölf Teams im SoSe 2018 sieben Themen von sechs unterschiedlichen Praxispartner_innen. Jedes dieser studentischen Teams setzt sich aus Studierenden von mindestens drei unterschiedlichen Fakultäten zusammen und wird von zwei Lehrenden als Coaches begleitet, die ebenfalls aus unterschiedlichen Fakultäten stammen. Insgesamt nehmen 55 Studierende aus neun Fakultäten und zehn Lehrende aus zehn Fakultäten teil.

Diese interdisziplinäre Zusammensetzung und die kollaborative Zusammenarbeit ist wichtiger Bestandteil von ZukunftGestalten@HM.

Ergebnisse

Das Projekt findet in seiner jetzigen Form jährlich jeweils im SoSe statt. Begonnen hat das Projekt in seiner jetzigen Ausgestaltung im SoSe 2015 mit etwa 65 Teilnehmer_innen. Konkret nahmen Studierende aus neun unterschiedlichen Fakultäten sowie Lehrende aus acht unterschiedlichen Fakultäten teil. Dabei wurden insgesamt zwölf Themen aus dem Bereich der Stadtentwicklung bearbeitet und deren Lösungsvorschläge in Form von E-Portfolios und einer Wanderausstellung sowohl den Bürger_innen im betroffenen Stadtteil als auch den Akteuren aus Politik und Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Die Wanderausstellung ist seit dem Projektende im Juli 2015 permanent aufgebaut und wurde bisher im Plantreff der Landeshauptstadt München sowie in der Mohr Villa ausgestellt. Angefragt ist die Ausstellung bereits durch die Volkshochschule München und den Bürgertreff des betreffenden Stadtquartier Milbertshofen.

Im SoSe 2016 nahmen ebenfalls etwa 65 Teilnehmer_innen teil. Die Studierenden aus neun unterschiedlichen Fakultäten wurden von Lehrenden aus acht unterschiedlichen Fakultäten betreut.

Der Erwerb von Gestaltungskompetenz

Ziel von ZukunftGestalten@HM ist der Erwerb von Gestaltungskompetenz zur BNE. Der inhaltliche Bezug wird im vorliegenden Konzept vor allem über die Lernsituation hergestellt. Im Folgenden sei dieser Bezug mit Blick auf „ZukunftGestalten@HM – Future City“, so der Titel des Projektseminars im SoSe 2015, herausgestellt:

Die Aufgabenstellung des Praxispartners ist in einen größeren Planungskontext eingebettet. Auf diese Weise wird Bezug genommen auf die Schlüsselkompetenz „Handeln im größeren Kontext“ und auf die Fähigkeit, vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen zu können. Mit dem inhaltlichen Bezug auf Stadtplanung und dem zugrundeliegenden „Handlungsraumansatz“ der Landeshauptstadt München werden die Studierenden mit einer Fülle überkomplexer und unvollständiger Information konfrontiert und können sich dabei selbstständig Konzepte und Bewertungskriterien erarbeiten und deren Tragfähigkeit in Versuchen erleben. Durch die selbstständige Spezifizierung der Aufgabenstellung sollen Erfahrungsräume für gemeinschaftliches Planen und Handeln und die damit verbundene Teilhabe an kollektiven Entscheidungsprozessen geschaffen werden. Einer der inhaltlichen Schwerpunkte von ZukunftGestalten@HM ist die Kompetenz zur disziplinübergreifenden Erkenntnisgewinnung, zu der auch die Reflexion der vorhandenen (fachspezifischen) Leitbilder gehört. Neben der o.g. fakultätsübergreifenden Zusammensetzung der Arbeitsgruppen wird dieser Schwerpunkt ferner durch die Betreuung realisiert. Betreut werden die Studierendengruppen (Teams) während des gesamten Arbeitsprozesses von Coaches unterschiedlicher Fakultäten, so dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowohl nach innen zu den anderen Teammitglieder als auch von außen durch ein interdisziplinäres Team an Coaches (Teamteaching) sichergestellt wird. In diesem Zusammenhang ließe sich noch eine Fülle an Beziehungen zu anderen Kompetenzen herstellen. So ist das Konzept beispielsweise auf den didaktischen Prinzipien des selbstgesteuerten Lernens aufgebaut, entsprechend könnte die Fähigkeit zu eigenständigem Handeln ebenso zu den Lerngegenständen des Projekts gerechnet werden wie auch eine allgemeine Kommunikationskompetenz. Sie alle sind zur Bearbeitung eines solchen Projektauftrags notwendig, und werden im Verlauf eines solchen Projekts weiterentwickelt.

Implementierungsstrategie

Eine Gruppe engagierter Hochschullehrer_innen haben im SoSe 2012 die fakultätsübergreifende Lehrveranstaltung „Wieviel Grün ist drin?“ aus der Taufe gehoben. Das war der Startschuss für einen fakultätsübergreifenden Ent- wicklungs- und Lernprozess im Bereich BNE an der HM. Die systematische inhaltliche, methodisch-didaktische und auch organisatorische Verankerung mit den o.g. Ergebnissen wurden allesamt im Rahmen des BMBF-Projekts „ZUG – Für die Zukunft gerüstet“ (Förderzeichen 01PL11025) erarbeitet.

Begünstigende Faktoren

  • Die Unterstützung durch den Vizepräsidenten für Innovation und Qualität der Wissenschaftlichen Lehre
  • Das Bestehen von Ansprechpartner_innen in Form von BNE-Beauftragten in den einzelnen Fakultäten
  • Das Bestehen personeller Ressourcen zur Umsetzung des Projekts in Form des BNE-Teams
  • Das z.T. ehrenamtliche Engagement der beteiligten Lehrenden

Herausforderungen

  • Implementierung eines hochschulweiten Zeitslots zur Durchführung interfakultativer Lehrformate
  • Identifikation der curricularen Anknüpfungspunkte
  • Erheblicher Organisationsaufwand aufgrund des umfangreichen Koordinationsbedarfs (studentische Gruppen, Praxispartner_innen, Lehrende, externe Interessierte, etc.)
  • Etablierung einer angemessenen Infrastruktur, die die unterschiedlichen Ansprüche an Prüfungsleistungen, Form und Inhalt integrieren kann
  • Eng damit verbunden ist die Einführung einer virtuellen Arbeitsplattform (Kursmanagementsystem, Lernplattform, Kollaborations- und Kommunikationssoftware, E-Portfoliosoftware, etc.), die die Durchführung und Koordination eines solch komplexen Lehrangebots überhaupt erst ermöglicht und die professionelle Unterstützung des E-Learning-Center an der HM erforderte.

Erfahrungsbericht

Insgesamt stößt das Format sowohl bei Lehrenden, Studierenden, als auch bei Kolleg_innen anderer Hochschulen und der Öffentlichkeit auf ein hohes Interesse. Wie oben bereits dargestellt, ist mit einem solchen Format ein erheblicher Aufwand verbunden, der sich nur durch den persönlichen Einsatz aller Beteiligten bewältigen lässt. Das Ergebnis dieses engagierten Einsatzes ist ein interdisziplinäres Format, durch das (Lern-)Erfahrungen vermittelt werden können, wie sie in der Regellehre nur sehr selten zu finden sein dürften.

[…], dass das Ganze interdisziplinär aufgezogen war, das heißt, dass man einfach mal die Möglichkeit hatte, mit anderen Leuten zusammen zu arbeiten, den Horizont zu erweitern und nicht in seinen eingeschränkten Denkschemata zu arbeiten.

Studentin

[…], dass wir endlich mal die Möglichkeit hatten, unser graues Theoriewissen in der Wirklichkeit anzuwenden.

Student

Jede Fachdisziplin hat ja ihre Eigenheiten und ihre Abgrenzungsmechanismen. Und plötzlich wirft man sie auf einen Haufen und diese verschiedenen Weltbilder kommen zusammen.

Prof. Dr. Dürr

[…] da gibt’s natürlich Reibungspunkte, aber die zu überwinden ist ja auch irgendwie befriedigend.

Student

Die Erfahrungen mit dem Format und vertiefte Einblicke in die didaktische Konzeption konnten bereits in mehreren Publikationen dargestellt werden. Etliche Elemente des Konzepts werden bereits für andere Lehrformate übernommen. So startete im Wintersemester 2016/17 ein neues Format an der Hochschule München: „PlanSpielZukunft@HM“, das den Aspekt „Planning for Real“ mit Planspielen verknüpft [1].

Kernprinzipien

Formal

  • ECTS-fähig
  • Offen für Studierende aller Fakultäten und Semester

Organisatorisch

  • Zusammenarbeit mit Praxispartner_innen, die konkrete Themen aus dem Bereich der nachhaltigen (regional) Entwicklung einbringen
  • Zusammenarbeit in interdisziplinären studentischen Kleingruppen
  • Betreuung durch interdisziplinäre Coaching-Teams (Teamteaching)

Didaktische Grundprinzipien

  • Kompetenzorientiert
  • Kollaboratives Arbeiten in Kleingruppen
  • Partizipationsorientiert: Aktive Beteiligung der Studierenden
  • Selbstgesteuertes Lernen
  • Arbeit mit anforderungstypischen Schlüsselsituationen
  • Lebensweltorientierung