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Ressourcen / Good Practice

Werde Solar-Coach

Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel

Inhalt

1 Kontext

1.1 Entstehungsgeschichte und Motivation

Ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der Energiewende sind Solaranlagen zur Wärmeund Stromgewinnung. Wirft man einen Blick auf Karlsruhe, so stellt man fest, dass bereits viel Wissen über die Nutzung von Solarenergie vorhanden ist. Trotzdem wird das zur Verfügung stehende Potenzial bisher wenig ausgeschöpft. Die Gründe hierfür sind äußerst komplex, nicht gänzlich erforscht und gesellschaftlich hoch relevant. Um solche Herausforderungen zu verstehen und Lösungsansätze zu entwickeln, reicht die disziplinäre Perspektive nicht aus. Neben unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen braucht es Erfahrungswissen aus der Praxis, sei es von Seiten des Klimaschutzes oder von direkt Betroffenen. Vor allem spielen Bildungsprozesse bei den Beteiligten eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund wurde ein Projektseminar entwickelt, welches im Folgenden vorgestellt wird. Das Seminar selbst ist in die Reallaborforschung eingebettet und Teil des Karlsruher Transformationszentrums für Nachhaltigkeit und Kulturwandel (KAT).

1.2 Inhalt und Beitrag zu Nachhaltigkeit & Hochschule

Im Wintersemester 2020/2021 wurde das transdisziplinäre Projektseminar Werde Solar-Coach durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Nutzung von Solarenergie im Stadtraum vorangetrieben werden kann. Gemeinsam mit Wissenschaft und Praxispartner*innen bearbeiteten die Teilnehmenden eigene Projektideen. Die Veranstaltung richtete sich einerseits an Studierende, die als Teilnehmende sowie Change Agents agierten und ihre fachlichen sowie persönlichen Kompetenzen einbrachten. Des Weiteren waren die Karlsruher Energieund Klimaschutzagentur (KEK) als Praxispartner*innen sowie Vertreter*innen zweier Studierendenwohnheime eingebunden. Die bildungsbezogenen Erkenntnisse flossen wiederum in die Reallaborforschung ein und trugen dazu bei, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) am KIT weiterzuentwickeln.

1.3 Ziele

Im Laufe des Semesters sollten folgende Ziele erreicht werden:

  1. Die Vermittlung von Grundlagen zu Solarenergie und nachhaltiger Energiewende.
  2. Einblicke in die Arbeit der Karlsruher Energieund Klimaschutzagentur (KEK) sowie in die Belange des Energiemanagements eines Wohnheims vermitteln.
  3. Gemeinsame Identifikation von gesellschaftlich relevanten Fragestellungen.
  4. Bearbeitung der jeweiligen Fragestellungen durch die Studierenden. Dabei entwickeln diese bedarfsgerechte Konzepte sowie Lösungsansätze.
  5. Reflexion der laufenden Forschungs-, Bildungsund Arbeitsprozesse.
  6. Förderung der individuellen Gestaltungskompetenzen der Teilnehmenden.

1.4 Strukturen und Zuständigkeiten

Forschende aus dem Reallabor agierten als Dozierende und organisierten sowie begleiteten das Seminar. Zudem stellten sie im Vorfeld den Kontakt zu den Praxispartner*innen her. Der Ablauf des Seminars gliederte sich (nach Beecroft 2019) in vier Teile:

  1. Einführungsphase: Die Dozierenden führten in das Forschungsfeld ein und brachten Studierende sowie Praxis zusammen.
  2. Projektskizze: Die Studierenden entwickelten in Abstimmung mit den beteiligten Partner*innen eigene Projektideen.
  3. Projektarbeit: Die Studierenden arbeiteten in Teams selbstständig an ihren Projekten.
  4. In-Wert-Setzung: Die Ergebnisse wurden präsentiert und bedarfsgerecht umgesetzt.

1.5 Ergebnisse

kurzfristige, zählbare Ergebnisse:
Entstanden sind sieben unterschiedliche Projektergebnisse, darunter:

  • Kommunikationsleitfaden zur Gewinnung und Unterstützung von Teilnehmenden im Zuge von Realexperimenten mit BalkonSolar-Modulen;
  • Beratung zur klimaneutralen Gestaltung von Studierendenwohnheimen;
  • Entscheidungshilfen zur Nutzung von Photovoltaikmodulen und Stromspeichern unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten;
  • Analyse der Flächenpotenziale für Solarenergie in der Stadt und auf Parkplätzen;
  • Leitfaden zur Vorbereitung und Durchführung von Selbstexperimenten im Wohnheimkontext.

1.6 Grad der Verstetigung / festen Einbindung in die Hochschulstruktur

Das Seminar war Teil des überfachlichen Begleitstudiums Nachhaltige Entwicklung am KIT. Die hier vorgestellte Veranstaltung und ähnliche Lehr-Lern-Settings sind zudem essenzieller Bestandteil der Karlsruher Reallaborforschung und werden dort entsprechend fortgeführt.

1.7 Partizipationsform und -grad der Studierenden

Die Teilnahme am Seminar war freiwillig. Die Studierenden entwickelten in Abstimmung mit den Praxispartner*innen selbst Projektideen und verfolgten diese eigenständig. Die Studierenden entschieden zudem über die weitere Verwendung der Projektergebnisse mit, hierzu wählten sie passende Creative Commons-Lizenzen aus.

2 Umsetzungsstrategie

2.1 Meilensteine

2.2 Rahmenbedingungen und Faktoren, die zum Erfolg des Good Practice beigetragen haben und / oder die Umsetzung erleichtert bzw. beschleunigt haben

Wichtig ist, bereits vor der Veranstaltung ein Vertrauensverhältnis mit den Praxispartner*innen aufzubauen und sich auszutauschen. Dabei sollten erste Bedarfe der Praxispartner*innen identifiziert und offengelegt werden, wer welche zeitlichen Ressourcen aufbringen kann.

2.3 Probleme und Herausforderungen bei der Umsetzung des Good Practice

Im Zuge des Seminars konnten drei Hauptherausforderungen identifiziert werden:

  1. Es musste eine zeitliche Balance zwischen theoretischen Inputs und praktischen Arbeitsphasen gefunden werden – und das im Zuge eines Semesters.
  2. Aufgrund der unterschiedlichen Projektideen und der Dynamiken war im Vorfeld schwer abschätzbar, welche fachliche Expertise die Studierenden von Seiten der Dozierenden benötigen. Dies erhöhte den Organisationsaufwand für die Dozierenden, da in einem engen Zeitraum schnell (re) agiert werden musste.
  3. Die Erwartungshaltung von Studierenden und Praxispartner*innen ging teilweise auseinander. Im Rückblick kann beispielsweise festgehalten werden, dass es während der Arbeitsphasen unterschiedliche Vorstellungen darüber gab, in welcher Form manche Erkenntnisse letztendlich aufbereitet und dargestellt werden sollen.

2.4 Übertragbarkeit

Das Grundkonzept ist grundsätzlich auf andere Hochschuleinrichtungen übertragbar. Es ist anzunehmen, dass je nach Ausrichtung der Hochschule und der Zusammensetzung der Studierendenschaft sich die Projektergebnisse erheblich unterscheiden.

3 Erfahrungsberichte

3.1 Erfahrungsberichte

Nachfolgend ein paar Zitate aus der Evaluation:
Gut gefallen hat mir insbesondere…

„… die Interaktion mit den Projektpartnern und die kommunikative Art des Seminars“

„… praktische Arbeit“

„… viel Neues zu lernen, andere Perspektiven“

„… die Idee Praxis, Forschung und Bildung zusammenzubringen“

3.2 Kurzinterview mit Koordinator*in

Mein bewegendster / schönster Moment mit dem Good Practice:
Die Begeisterung eines Praxispartners bei der Projektpräsentation.
Nachhaltigkeit ist für mich ein Herzensthema, weil …
in ihr die Idee eines guten Lebens für alle und jederzeit innewohnt.
Mein Tipp für alle, die ein Nachhaltigkeitsprojekt starten wollen:
Umsichtig planen, mutig ausprobieren & ehrlich reflektieren.
Meine Vision einer nachhaltigen Hochschule 2050:
Klimaneutral, offen, tolerant, aktivierend, divers, neugierig.

4 Blick in die Zukunft

Gerne würden wir technische Innovationen, die noch mitten in der Entwicklung sind, stärker einbinden und mit den Studierenden aus Nachhaltigkeitsperspektive in den Blick nehmen. Hierzu gehören bspw. Themen wie KI, biologische Dämmstoffe oder Dünnschichtsolarzellen, die wie Tapeten verwendet werden können. Mögliche Fragen wäre dann: Wie müssten diese Technologien gestaltet sein und eingesetzt werden, dass sie tatsächlich dem Gemeinwohl dienen und wo liegen die Herausforderungen bei der Umsetzung?