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Ressourcen / Good Practice

Ringvorlesung „Klimakriseund Nachhaltigkeit“

Bergische Universität Wuppertal

Inhalt

1 Kontext

1.1 Entstehungsgeschichte und Motivation

Die Ringvorlesung wurde von Studierenden der Bergischen Universität Wuppertal, die sich als Gruppe Students for Future (SfF) Wuppertal für Klimagerechtigkeit an der Universität und darüber hinaus einsetzen, ins Leben gerufen. Aktuell wird nachhaltige Entwicklung in den meisten Lehrveranstaltungen nicht thematisiert und spielt dadurch in vielen Studiengängen kaum eine Rolle. Gleichzeitig wünschen sich viele Studierende, mehr über Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit zu lernen und sich auch im Hochschulkontext damit auseinanderzusetzen. Bildung spielt aus Sicht der Initiator*innen eine Schlüsselrolle in Bezug auf die sozial-ökologische Transformation. Dabei sind besonders interdisziplinäre Formate essentiell, da systemische Probleme aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, und so besser gelöst werden können. Daher kam im August 2021 die Idee auf, ein eigenes Format auf die Beine zu stellen.

1.2 Inhalt und Beitrag zu Nachhaltigkeit & Hochschule

Derzeit greift das Lehrangebot an unserer Hochschule Bildung für nachhaltige Entwicklung nur stellenweise auf und dies lediglich innerhalb der jeweiligen Fachbereichsgrenzen. Um aktiv an einer sozial-ökologischen Transformation mitzuwirken, braucht es systemisches Wissen aus allen Disziplinen. Gleichzeitig wird bestehende Forschung im Bereich Nachhaltigkeit nur wenig sichtbar gemacht und kommuniziert. Deshalb wollten wir mit der Ringvorlesung spannende Erkenntnisse in einem interdisziplinären Format für alle Studierenden zugänglich und studierbar machen. Gleichzeitig ist uns der Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden sehr wichtig sowie die Vernetzung mit anderen Hochschul-angehörigen. Die Ringvorlesung ist eine Art Austauschraum, der für Diskussion und Kommunikation zwischen allen Akteur:inen offen ist

1.3 Ziele

Kernziel

  • Wintersemester 2021/22: Erste Durchführung durch AStA und SfF

Weitere Ziele:

  • Sommersemester 2022: Zweite Durchführung und Akkreditierung für den kombinatorischen Bachelor
  • Wintersemester 2022/23: Dritte Durchführung mit konkretem thematischen Schwerpunkt auf Universität in der sozial-ökologischen Transformation

1.4 Strukturen und Zuständigkeiten

Die drei involvierten Akteur:innen planen und führen die Veranstaltung gemeinsam durch. Dabei wurden je nach Kompetenzen und verfügbaren Ressourcen die Hauptverantwortlichkeiten für einzelne Bereiche verteilt. Der AStA stellt die Räumlichkeiten, Technik und Getränke für alle Veranstaltungen. Gemeinsam mit Students for Future wird außerdem die Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache der Studierenden übernommen. Das transzent übernimmt federführend die Ansprache und Kommunikation mit den Dozierenden sowie die Organisation der Akkreditierung über das Modul „Transformation und Nachhaltigkeit“.

1.5 Ergebnisse

kurzfristige, zählbare Ergebnisse:

  • Insgesamt 24 Veranstaltungen zu genauso vielen spannenden Themen mit insgesamt über 500 Teilnehmer*innen.
  • Einbindung von 36 Referent*innen aus allen Fakultäten der Universität

langfristige, gesellschaftliche Wirkung:

  • Schaffung eines offenen Diskursraumes für alle Universitätsangehörigen zum interdisziplinären Austausch und Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Studierenden und Dozierenden

1.6 Grad der Verstetigung / festen Einbindung in die Hochschulstruktur

Durch die Kooperation mit dem transzent wird eine langfristige Verstetigung des Formates angestrebt. So wurde eine Akkreditierung im Modul „Transformation und Nachhaltigkeit“ im Optionalbereich des kombinatorischen Bachelors möglich. Das heißt, Studierende im kombinatorischen Bachelor können sich mittlerweile die Ringvorlesung anrechnen lassen und erhalten für die Teilnahme Leistungspunkte. Diese Möglichkeit wurde gewählt, da bereits ein Modul besteht und der organisatorische Aufwand für die Akkreditierung gut leistbar ist. Außerdem erreicht man durch dieses spezielle Angebot vergleichsweise viele Studierende, die bereits interdisziplinär studieren. In Zukunft ist der Wunsch aller Beteiligten, die Ringvorlesung als ein Studium Oecologicum für alle Studierenden der Bergischen Universität studierbar zu machen. Ein nächster Schritt wäre die Akkreditierung in weiteren Studiengängen.

1.7 Partizipationsform und -grad der Studierenden

Die Ringvorlesung ist ursprünglich als ein von Studierenden initiiertes Format entstanden. In der ersten Ausgabe wurde die gesamte Organisation durch Studierende getragen. In der zweiten Durchführung waren sie auch inhaltlich beteiligt, da bei jedem Vortrag ein*e studentische Vertreter*in mit eingebunden wurde und die eigene Perspektive auf das behandelte Thema eingebracht hat.

2 Umsetzungsstrategie

2.1 Meilensteine

2.2 Rahmenbedingungen und Faktoren, die zum Erfolg des Good Practice beigetragen haben und / oder die Umsetzung erleichtert bzw. beschleunigt haben

Ein wesentlicher Faktor, der zum Erfolg der Ringvorlesung beigetragen hat, war die Unterstützung durch Dozierende. Sei es durch die Bereitschaft, Vorträge zu halten oder die spätere Mitorganisation durch das transzent. An der Bergischen Universität gibt es viele sehr engagierte Wissenschaftler*innen, die sich in ihrer Forschung mit Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit beschäftigen. Die Ringvorlesung bietet dieser Forschung eine Bühne. Ebenfalls waren Dozierenden einer von Studierenden organisierten Lehrveranstaltung sehr positiv gegenüber eingestellt und haben sich sehr über die Initiative der Studierenden gefreut. Außerdem war es sehr hilfreich, auf bestehende Kontakte der Students for Future zu Dozierenden zurückzugreifen, was die Ansprache deutlich vereinfacht hat. Des Weiteren wurden durch den AStA finanzielle Mittel für die Bewerbung auf Social Media, Plakate und Getränke zur Verfügung gestellt.

2.3 Probleme und Herausforderungen bei der Umsetzung des Good Practice

Generell sind die zeitlichen Kapazitäten auf Seite der Studierenden sehr knapp, da die Ringvorlesung hauptsächlich durch ehrenamtliche Arbeit auf die Beine gestellt wird. Besonders in der ersten Durchführung war dies stark spürbar. Durch die verstärkte Zusammenarbeit mit dem transzent konnte durch eine bessere Aufgabenteilung eine teilweise Entlastung der involvierten Studierenden passieren.

2.4 Übertragbarkeit

An sich kann das Format so oder in ähnlicher Form an jeder Hochschule durchgeführt werden. Wichtig ist dabei, ehrenamtliche Kapazitäten nicht überzustrapazieren und manchmal auch pragmatisch zu sein. Das bedeutet insbesondere auch, dass nicht jede Vorlesung perfekt sein muss. Wenn mehrere Institutionen eingebunden werden, kann die anfallende Arbeit gerade in der Planungsphase der Ringvorlesung besser verteilt werden.

3 Erfahrungsberichte

3.1 Erfahrungsberichte

„Die Ringvorlesung schafft eine Bühne für das vielfältige Wissen der Universität aus nachhaltiger Forschung und Lehre. So wird endlich ein Raum geschaffen, in dem Studierende, Mitarbeitende und Professor:innen zu diesen wichtigen Themen ins Gespräch kommen. Das zeigen insbesondere die lebhaften Diskussionen und die vielen spannenden Fragen, die aus den Inputs der Referierenden entstehen.“

Julius Merkens, Students for Future

„Die Ringvorlesung im interdisziplinären Tandem-Format hat zum einen die Bedeutung von Interdisziplinarität in der Klimaforschung untermauert: So konnten z.B. ein Elektroingenieur und eine Politikwissenschaftlerin, die über das Thema Energiewende sprachen, gemeinsam zukünftige technische Chancen einer Energiewende diskutieren und bestehende politische Hürden herausarbeiten. Zum anderen spricht ein solches Format die Beschäftigten und Studierenden aller Fächer an und eröffnet neue Erkenntnishorizonte.“

Prof. Dr. Maria Behrens, Vorstandsvorsitzende transzent

„Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit spielen im universitären Alltag in der Regel keine große Rolle. Mit der Ringvorlesung haben wir deshalb angefangen selbst niedrigschwellig Klimabildung für alle Studierenden anzubieten. In entspannter Atmosphäre können alle den Inputs der Referentinnen lauschen, bei der anschließenden Diskussion können dann alle Studierenden ihre Perspektive beitragen. Wir freuen uns immer besonders, wenn wir Studierende oder wissenschaftliche Mitarbeitende als Referentinnen einladen können.“

Lea Hochkirchen, AStA Uni Wuppertal

„Der Besuch der Ringvorlesung hat mir durch den interdisziplinären Ansatz neue Perspektiven auf das Thema Nachhaltigkeit eröffnet. Die Diskussionen im zweiten Teil der Sitzung, die Getränke und der Austausch im Anschluss haben das Event aufgelockert. Die Ringvorlesung „Klimakrise und Nachhaltigkeit“ war eine gute Möglichkeit, bei entspannter Stimmung etwas dazu zu lernen.“

Laetitia Franzke, Teilnehmerin

3.2 Kurzinterview mit Koordinator*in

Mein bewegendster / schönster Moment mit dem Good Practice:
Zu sehen, wie viel Spaß Studis und Dozierende bei der gemeinsamen Diskussion haben und wie wichtig der Raum ist, den wir geschaffen haben.
Nachhaltigkeit ist für mich ein Herzensthema, weil …
es uns alle etwas angeht, dass auch zukünftige Generationen weltweit ein gutes Leben führen können.
Mein Tipp für alle, die ein Nachhaltigkeitsprojekt starten wollen:
Sucht euch Verbündete, denkt groß und fangt einfach irgendwo an. Meine Vision einer nachhaltigen Hochschule 2050: Partizipativ, demokratisch, gerecht.

4 Blick in die Zukunft

In Zukunft würden wir gerne die Option auf Akkreditierung auf möglichst viele Studiengänge ausweiten, damit alle interessierten Studierenden die Möglichkeit haben, das Format fest in ihr Studium zu integrieren. Dafür müssen wir uns innerhalb der Universität mehr vernetzen und die Ringvorlesung weiter institutionalisieren. Außerdem würden wir gerne weitere thematische Schwerpunkte setzen und viele verschiedene Perspektiven mit einbeziehen. Auch wäre ein Übungsteil denkbar, in dem Studierende parallel das erlernte Wissen anwenden, eigene Projekte anstoßen und aktiv lernen, eine sozial-ökologische Transformation mitzugestalten. Langfristig wollen wir uns außerdem hochschulpolitisch für eine organisationsweite Institutionalisierung von BNE gemäß des Whole Institution Approach sowie den Aufbau eines Studium Oecologicum einsetzen.