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Ressourcen / Good Practice

Ringvorlesung „Klima: Nachhaltigkeit: Bildung“

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Inhalt

Studierende aller Fächer sollen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit/BNE auseinandersetzen können. Dazu wurde eine Veranstaltung in einem interdisziplinären Bereich des Studiums (Educational Studies) entwickelt. Die Studierenden erarbeiten dort inhaltliche Vorträge und setzen eigene Nachhaltigkeitsprojekte um.

Kontext

Die Ringvorlesung „Klima:Nachhaltigkeit:Bildung“ im WiSe 2017/18 war der erste Ansatz, das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fachübergreifend zu platzieren. Die Veranstaltung fand innerhalb des Wahlpflichtbereichs aller Lehramtsstudiengänge, genannt Educational Studies, statt. Sie wird aktuell evaluiert und soll in optimierter Form regelmäßig im Wintersemester angeboten werden.

Initialzündung war die Anregung der Studierendeninitiative ZukunftsPHähig, das Thema BNE als Pflichtbestandteil des Studiums in allen Fächern einzuführen. Initiiert durch die Studiendekanin der Fakultät I wurde eine Großveranstaltung im Bereich der Educational Studies ausgebracht, die von den Fachbereichen der christlichen Theologien, Philosophie und den Politikwissenschaften verantwortet werden. Konzipiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung als Gemeinschaftsprojekt der Studierendeninitiative ZukunftsPHähig, der Nachhaltigkeitsreferentin des AStA und den Abteilungen Biologie sowie Katholische Theologie/Religionspädagogik. Beteiligt waren zudem sieben weitere Lehrende aus den Fächern Bildungsmanagement, Chemie, Geographie, Philosophie, Politikwissenschaft und Sonderpädagogik.

Ziele

  • Interdisziplinäre Wissensvermittlung zum Thema Nachhaltigkeit/BNE
  • Befähigung zum kreativen, interdisziplinären und verantwortungsvollen Handeln in Bildungskontexten
  • Explizite Auseinandersetzung mit der Idee und Aufgabe einer nachhaltigen Entwicklung und der eigenen Rolle in diesem Prozess
  • Gemeinsam mit anderen vor Ort Entwicklungsprozesse im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in Gang zu setzen und dadurch Selbstwirksamkeit erfahren
  • Ausbildung der Selbstreflexionsfähigkeit der eigenen Lebensgestaltung vor dem Hintergrund der nachhaltigen Entwicklung
  • Förderung des eigenverantwortlichen Denkens, der Risikoabwägung und eines Umgangs mit Unsicherheiten und Nichtwissen. Ermutigung, Zukunftsentwürfe und Visionen auszubilden und sich für die Gegenwart verantwortlich zu fühlen
  • Vernetzung der zum Thema Nachhaltigkeit arbeitenden Akteur_innen der Hochschule
  • Irritation und Veränderung in der Hochschule anregen

Strukturen und Inhalte

Die Veranstaltung gehört zum Wahlpflichtprogramm der Educational Studies, in dem alle Lehramtsstudierenden (Grundschule, Sekundarstufe I und Sonderpädagogik nach Bachelor Prüfungsordnung 2015) sechs oder sieben ECTS erwerben müssen. Verantwortlich für die Educational Studies sind die Abteilungen Katholische Theologie, Evangelische Theologie, Philosophie, Soziologie und Politik.

Inhalte der Ringvorlesung sind:

  • Klimawandel (Ursachen, Erklärungen, biologische Auswirkungen, Klimaschutz-Handeln
  • Nachhaltigkeit als sozialethisches Prinzip (Philosophie; Theologie)
  • Nachhaltigkeit als politisches Programm (Politikwissenschaft)
  • Interdisziplinäre Aspekte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung
    • Geographie: Schüler_innen-Vorstellungen zum Klimawandel als Ressource und Barriere,
    • Chemie: Nachhaltigkeit/BNE als Thema im Chemieunterricht,
    • Bildungsmanagement: Sich selbst und andere zur Nachhaltigkeit führen,
    • Sonderpädagogik: Umweltbildung und Inklusion

Die Vorlesung wurde im Rahmen der regelmäßigen Evaluation der Fakultäten (Evaluationsbüro der PH Ludwigsburg) evaluiert und im Rahmen einer wissenschaftlichen Hausarbeit im zweiten Staatsexamen zum Thema „Service Learning und BNE“ untersucht.

Die Idee zu einer regelmäßigen großen Wahlpflichtveranstaltung für alle Lehramtsstudierenden entstand im Rahmen von „PHantasTISCH“, dem runden Tisch von PH Mitarbeiter_innen und der Studierendeninitiative ZukunftsPHähig. Mitglieder der Studierendeninitiative ZukunftsPHähig und die AStA-Nachhaltigkeitsreferentin, arbeiteten als Tutor_innen für die Ringvorlesung. Sie waren gleichberechtigt beteiligt in Planung und Organisation, betreuten die 38 Studierendenprojekte und wirkten auch inhaltlich mit. Die teilnehmenden Studierenden brachten sich in Form von eigenständig durchgeführten Projekten aktiv ein und gestalteten das Seminar durch Zwischenstandsberichte mit.

Ergebnisse

Output

  • Eine wöchentliche 1,5 h (2 SWS)Veranstaltung mit bis zu 240 Studierenden
  • 38 umgesetzte studentische Projekte (max. sechs Personen pro Projekt). Die Themen wurden frei gewählt und lassen sich verschiedenen Bereiche der Nachhaltigkeit zuordnen: Gebäude und Umfeld (Aufkleber für Papiersparen, Stromsparen am PC, Recyclingpapier, Baumpflanzung), Governance (Recherche für EMAS, Nachhaltigkeitscodex), Studium und Lehre (Film zur BNE an der Hochschule, Mitfahr-App, nachhaltiger Reiseführer) sowie Transfer (Pflege einer Streuobstwiese, Recherche für NaturVision Filmfestival). Einige der Projekte wurden durch den AStA, die Abteilung Biologie sowie durch Spenden finanziell gefördert.
  • Öffentliche Ringvorlesungen – auch für Nicht-Hochschulangehörige zugänglich
  • Hochschulöffentliche Vorstellung der studentischen Projekte an zwei Tagen (je zwei Minuten Projektvorstellung
    mit einer Folie, Projektpräsentation am Poster im Foyer).

Impact

  • 38 studentische Projekte, darunter Projekte, die eine dauerhafte Wirkung erzielten
  • Anstöße zur Diskussionen über Nachhaltigkeit bis hin zur Hochschulleitung und in Gremien
  • Selbstwirksamkeitserfahrungen bei den Studierenden – positiv bis negativ (denn leider ließen sich nicht alle guten Ideen umsetzen, da beispielsweise vorhandene Verträge und Vereinbarungen nicht einfach aufgekündigt werden konnten)
  • Erfahrungen der Studierenden, dass Nachhaltigkeitsprojekte an Hochschulen viele Personen und Institutionen betreffen können – und diese auch mitentscheiden
  • Nachhaltigere Gestaltung der Hochschule (phasenweise bis dauerhaft)

Implementierungsstrategie

Meilensteine

Begünstigende Faktoren

  • Faktor 1: Kooperative Kolleg_innen für die Mitwirkung an den öffentlichen Vorträgen
  • Faktor 2: Kompetente Studierende als studentische Hilfskräfte (v.a. Projektberatung)
  • Faktor 3: Kooperative Mitarbeitende der Hochschule zur Unterstützung der Projektgruppen

Herausforderungen

  • Herausforderung 1: Unerwartet hohe Nachfrage seitens der Studierenden. Die Betreuung der Gruppen musste daher neu geplant werden. Die Zwischenstandsberichte wurden beispielsweise in drei Gruppen parallel diskutiert.
  • Herausforderung 2: Betreuung der studentischen Projekte aufgrund der hohen Zahl an Studierenden. Dies erschwerte auch die Koordination und Bündelung von Anfragen bspw. an die Hochschulleitung.
  • Herausforderung 3: Unterschiedliche Verständnisse von Nachhaltigkeit seitens der beteiligten Kolleg_innen – von breiten Auffassungen bis zu eng fokussierten Verständnissen.

Erfahrungsbericht

Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Die Rückmeldung der Studierenden aus der Schlusserhebung waren teils begeistert (zur Betreuung und zur Vielfalt), teils aber auch kritisch (zur Realisierbarkeit, zur Gruppengröße und zum Anspruch der Nachhaltigkeit):

Es gibt nur bedingt viele Projekte, die an der PH möglich sind – ist es überhaupt möglich, noch einmal eine solche Veranstaltung durchzuführen?

Manche Leute wurden durch die Überpräsenz des Themas Nachhaltigkeit abgeschreckt.

Es wäre mehr Absprache unter Projektgruppen nötig, da PH-Angestellte oft von unterschiedlichen Gruppen zu gleichen Themen befragt wurden.

Die Veranstaltung war zu groß für effiziente Projekte. Besser wäre ein kleines Seminar mit wenigen Projekten und mehr Reflexion.

Die vertretene Meinung war zu extrem!

Die Projekte sind eine tolle Gelegenheit und haben das Potential sehr viel zu verändern, das fand ich super und hat auch viel Spaß gemacht.

Es war sehr interessant, verschiedene Dozenten aus den verschiedenen Bereichen zu hören.

Die Seminarleiter und die Studentinnen waren sehr engagiert und mit viel Herzblut dabei!

Erfahrungsberichte der studentischen Tutorin Patricia Mohr

Als studentische Nachhaltigkeitsinitiative ZukunftsPHähig kritisieren wir immer wieder den Mangel an Veranstaltungen mit BNE-Bezug in der Lehrer_innenbildung. Wir waren deshalb sehr erfreut, als Frau Bederna und Herr Lude mit der Idee einer fächerverbindenden BNE Lehrveranstaltung auf uns zukamen und um unsere Hilfe baten. Da dies eine Pilotveranstaltung war, geschah die Planung oft ad hoc. Sehr geschätzt habe ich, dass wir von professoraler Seite in die Veranstaltungsplanung mit einbezogen wurden und unsere Stimme Gehör fand. Es gab Kommunikation auf Augenhöhe und gegenseitige Wertschätzung.

Die größte Herausforderung war für mich die Größe des Seminars und die damit verbundene Anzahl an Projekten, die wir betreuen sollten. Den Studierenden zu helfen, selbst eigene passende Projekte zu finden, war nicht einfach. Während der Beratungszeiten versuchten wir die Gruppen zu inspirieren, ein gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis zu entwickeln, ein Thema zu finden und schließlich das Projekt umzusetzen. Zusätzlich boten wir Beratung über Mail an, was sich vor allem in Hinblick auf die Möglichkeit einer vertieften Recherche unsererseits bewährte. Die Gruppen nahmen das Beratungsangebot sehr unterschiedlich an. Ebenso heterogen war auch die Motivation der einzelnen Gruppenmitglieder. Eine weitere Herausforderung war, den Überblick über die Projekte nicht zu verlieren und diese sinnvoll zu koordinieren. So überfluteten bspw. Umfragen die Verteiler-Kanäle (AStA, facebook…). Auch wurde der Geduldsfaden mancher Mitarbeiter_innen beansprucht, da die Gruppen hier teils parallel Anfragen (Stromverbrauch, Interviewanfragen, etc.) stellten. Dies sollte in Zukunft gebündelt stattfinden. Positiv anzumerken ist an dieser Stelle aber, dass das Thema Nachhaltigkeit in diesem Semester endlich einmal präsent an der Hochschule war!

Mit Vorfreude, aber auch einem leicht mulmigen Gefühl, fieberten wir den Abschlusssitzungen mit den Projektpräsentationen entgegen. Erfreut war ich, dass die Kanzlerin und der (sehr kooperative) Leiter der Haustechnik mit im Publikum saßen. Auch wenn eine sehr große Bandbreite (sowohl was Engagement als auch Output angeht) ausgemacht werden konnte, war ich doch sehr erleichtert und auch etwas stolz auf gute Filme, Pfandflaschenbehältnisse, Schulprojekte, Hinweisschilder, Konzepte zu Wasserspendern und u.v.m.!

Meiner Ansicht nach war die Veranstaltung sehr erfolgreich. Die Studierenden haben Selbstwirksamkeit in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung erfahren und auch ich habe viel dazugelernt. Als Initiative „ZukunftsPHähig“ hoffen wir natürlich, dass manche Teilnehmende „auf den Geschmack gekommen sind“ und sich bei uns engagieren.

Kernprinzipien

  • Offenheit für Studierende aller Lehramtsstudiengänge
  • Verpflichtungscharakter durch Anrechenbarkeit (Wahlpflicht-Bereich Educational Studies)
  • Offenheit für die Hochschul- und Stadtöffentlichkeit
  • Einbindung der Hochschulöffentlichkeit durch Vorträge und Recherchen der Studierenden
  • Identifikation der Studierenden (größtenteils Erstsemester) mit der Institution und dem Prinzip Nachhaltigkeit
  • Nachhaltigere Gestaltung der Hochschule