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Ressourcen / Good Practice

Raumcast – Podcast zum öffentlichen Raum

Technische Universität Berlin, Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK), VCD-Projekt „DIY. Dein Mobilitätsprojekt“, youpaN

Inhalt

Kontext

Ein Podcast muss geboren werden! Das stand für die zwei studentischen Gründungstutor*innen fest, nachdem sie aus soziologischer vs. verkehrs­planerischer Perspektive wieder einmal über die Nutzung des öffentlichen Raums diskutiert hatten. Obwohl beide an der TU Berlin studieren, ist eine solche Diskussion nicht im Regellehrplan vorgesehen, sondern die Studierenden fechten das meist nur privat aus.

Das Podcast-Format war für sie daher das perfekte Medium, um ihre Themen nach außen zu tragen. Denn in ihrem Bekannten- und Freundeskreis stellen Podcasts seit einer Weile eine wichtige Wissensquelle dar, die sich von klassischen Vorlesungsmaterialien absetzt. Die Projektidee hatte nur einen Haken: Die beiden hatten keine Ahnung vom Podcasten. Bis plötzlich eine Ausschreibung der TU Berlin im Frühling 2018 die Idee zum Leben erweckte. Der Aushang kündigte die Förderung einer weiteren Runde von Studierendenprojekten an. Die sogenannten Projektwerkstätten und tu projects sind studentisch geleitete Lehrveranstaltungen im freien Wahlbereich, welche die TU über vier Semester fördert und mit ECTS-Punkten vergütet.1 Eine großartige Chance, um noch weitere Sichtweisen und Studiengänge ins Boot zu holen. Ab hier ging es schnell: ein Antrag in letzter Sekunde, eine Zusage zur eigenen Lehrveranstaltung, ein paar Wochen Vorbereitungs- sowie Organisationswahnsinn – und schon sitzen die beiden mit 14 weiteren Studierenden zusammen, um die Universität mit einem Podcast zu bereichern. In dieser Zeit kommt eine weitere Studentin zu den Tutor*innen dazu und hilft, die Erfolgsstory des Raumcast mitzuschreiben.

Ziele

  • Entwicklung eines populärwissenschaftlichen Podcasts zu Themen des öffentlichen Raums
  • Forschendes Lernen vorantreiben, d.h. Lehre auf einer rein studentischen Basis ermöglichen, in der auf Augenhöhe gearbeitet und selbst entwickelten wissenschaftlichen Themen nachgegangen wird
  • Neue Formen der Lehre an der Universität ausprobieren und aufzeigen
  • Anstoß für Diskussionen und reflexives Denken
  • Erlangung von neuen Kompetenzen durch die technische Einarbeitung und praktische Umsetzung
  • Aktuelle Wissenschaft und Forschung nach außen kommunizieren (Wissenstransfer)

Beitrag nachhaltige Mobilität

Der Raumcast ist ein selbstorganisiertes und transdisziplinäres Studierendenprojekt, verankert am Fachgebiet für Integrierte Verkehrsplanung der TU Berlin, in dem Studierende innerhalb eines Semesters Podcast-Episoden eigenverantwortlich konzipieren und umsetzen.

Mehrere Episoden drehen sich dabei direkt um Themen der ökologischen Mobilitätswende wie Radstadt Berlin, Carsharing oder Flächengerechtigkeit. In anderen Episoden hingegen behandeln wir nachhaltige Mobilität indirekt, indem wir bestimmte Funktionen und Gestaltungsmöglichkeiten des öffentlichen Raums in seiner ganzen Vielfalt thematisieren. Dadurch setzen sich gerade auch themenfremde Studierende mit der Relevanz einer Mobilitätswende auseinander.

Für die Episoden sprechen die Studierenden mit Expert*innen, Aktivist*innen und Betroffenen und setzen sich mit wissenschaftlichen Texten auseinander, wodurch sie Einblicke in die aktuelle Forschung der Hochschule erhalten und den Wissenstransfer ermöglichen. Das interdisziplinäre Arbeiten im Projekt erlaubt es, Themen zu Stadt, Verkehr und Nachhaltigkeit auf reflexive, planerische und gestalterische Weise zu betrachten und aus diesen verschiedenen Blickwinkeln heraus zu diskutieren.

Aufbau und Inhalte

Die Konzeption und Durchführung der Lehrveranstaltung liegt vollkommen in der Hand der studentischen Tutor*innen. Für die Umsetzung der Podcast-Episoden sind jedoch alle Studierenden gleichermaßen mitverantwortlich. Das Fachgebiet der Integrierten Verkehrsplanung und Prof. Dr. Schwedes stehen dem Seminar als organisatorische Einbindung in die Universität und beratende Instanz zur Seite. Zugleich betreut kubus als Teil der Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation alle Projektwerkstätten an der TU Berlin. Das Online-Lehre-Team der TU stellt dem Projekt zudem ein Tonstudio und technisches Equipment zur Verfügung und unterstützt beim Einsprechen der Folgen.

Ergebnisse

  • Bis zum Sommersemester 2020 nahmen 67 Studierende an der Lehrveranstaltung teil, während der Corona-Pandemie digital.
  • Pro Semester haben die Studierenden in Kleingruppen vier Episoden eigenverantwortlich umgesetzt und veröffentlicht. Seit dem Start des Projekts haben wir insgesamt zehn Episoden auf Soundcloud, Spotify und der Raumcast-Webseite veröffentlicht; weitere 17 Folgen sind bis zum Ende des Projekts im Wintersemester 2020/21 geplant.
  • Die bereits erschienenen Episoden wurden über 2.500 Mal abgerufen und von ca. 350 Personen abonniert (Stand Juni 2020).
  • Studierende erwerben themenspezifisches Wissen und die Kompetenzen, dieses in die Öffentlichkeit zu tragen.
  • Ausgehend von Studierenden, Bereicherung der Planungswissenschaften um zeitgemäße Lehr- und Lernformate
  • Hineinwirken in die beteiligten Institute sowie die Studierendenschaft
  • Förderung des Nachhaltigkeitsdiskurses durch wissenschaftlich-studentische Beiträge, auf komplexe Probleme von Stadt und Mobilität aufmerksam machen und Stärkung der Selbstreflexion in Bezug auf das eigene Handeln
  • Anregung und Befähigung der Studierenden zu weiteren Nachhaltigkeitsprojekten

Verstetigung

Wir bieten die Lehrveranstaltung „Podcast zum öffentlichen Raum“ für vier Semester als tu project mit 3 oder 6 ECTS im freien Wahlbereich aller Studiengänge der Universität an. Darüber hinaus präsentieren wir den Raumcast anderen Dozierenden als Beispielanwendung digitaler Medien als Prüfungsleistung. Im Sommersemester 2020 bestand zudem eine Kooperation mit dem Masterstudiengang Historische Urbanistik, wodurch wir den Raumcast für ein Semester gleichzeitig als Wahlpflichtprojekt in einem Studiengang angeboten haben.

Studentische Partizipation

Den Studierenden obliegt die komplette inhaltliche und konzeptionelle Gestaltung der Veranstaltung sowie des Podcasts. Das beginnt mit der Entscheidung des Logos, des Namens und der Themenschwerpunkte und geht bis zur Entwicklung einzelner Episoden und der anschließenden Veröffentlichung und Verbreitung. Hierbei sind die Teilnehmenden in der Wahl ihrer Methoden frei. Es gilt, die Ziele nach dem Grundkonzept des Forschenden Lernens zu erreichen.

Alle Entscheidungen treffen wir im Gesamtprojektteam, z.B. auch bezüglich finanzieller Ausgaben. Die studentischen Tutor*innen sind im Besonderen für die Organisation und Moderation zuständig und unterstützen den Wissenstransfer über die Semestergrenzen hinaus.

Umsetzung

Einblicke

Feedback von Teilnehmenden:

Eine Wissenssammlung, in die man immer wieder reingucken kann.

Toll, Backgroundstorys zu haben.

Von Studi zu Studi.

Super wichtig, eigene Themen einzubringen.

Zukunftsideen

Unser Ziel bleibt es, nicht nur im freien Wahlbereich als Lehrveranstaltung zu gelten, sondern ein wählbarer Bestandteil des Studienverlaufs zu werden. Gleichzeitig möchten wir bei einer Fortsetzung des Projekts den Wissenschaftstransfer stärken. Das Projekt soll noch näher von den zahlreichen Forschungsprojekten der Universität erzählen. Das ist Öffentlichkeitsarbeit, die der Raumcast für die TU Berlin machen kann, und das bringt die Studierenden eng mit der Wissenschaft zusammen, während sie zugleich kreativ sind.

Bisherige Erfolge

  • 67 Studierende produzierten in 4 Semestern über 25 Podcast-Episoden
  • Initiierung einer TU-internen Kooperation mit einem Projektseminar des Masterstudiengangs Historische Urbanistik
  • studentisch-interdisziplinäres Arbeiten zum Thema Stadt, Verkehr und Nachhaltigkeit