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Ressourcen / Good Practice

Pedelec Café

Hochschule Hannover

Inhalt

Kontext

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Schaufenster Elektromobilität“ haben wir 70 Pedelecs für ein Fahrradverleihprojekt in Hannover beschafft. Zusammen mit dem Fachbereich Planen und Stadtentwicklung der Landeshauptstadt Hannover, dem VCD und weiteren Partner*innen haben wir die Räder mit Datenloggern ausgestattet und an Bürger*innen in Hannover verliehen. Mit Projekt­ende im Jahre 2016 stand die Frage im Raum, was mit den Rädern geschehen soll. Können wir den Verleih auch ohne externe Forschungsmittel weiterführen?

Das Ausleihen der Räder erfolgte zuvor über das „Labor für Mikro-Mobilität“, das für den direkten Kundenkontakt jedoch kaum geeignet war – der Standort diente auch flächenintensiven Labor- und Forschungsarbeiten, war nicht ebenerdig gelegen und nur über eine verwinkelte Treppe zugänglich. Das erschwerte zusätzlich die Erreichbarkeit mit den schweren Pedelecs. Im Raum befanden sich zudem empfindliche Prüfstände, bei deren Betrieb entsprechende Geräuschpegel vorherrschen – keine gute Infrastruktur für Mitarbeiter*innen und Ausleihkund*innen.

Im Gespräch mit dem Gebäudemanagement entstand die Idee, für den Verleihbetrieb einen über eine Rampe barrierefreien Raum im Erdgeschoß zu nutzen. Der zentral im Gebäude gelegene Raum bot sich durch seine gute Erreichbarkeit, aber auch für eine weitere Nutzung an: als Kaffee- und Pausenraum für Studierende und Mitarbeitende. Eine Möglichkeit, beide Anforderungen zu verbinden?

Das war letztlich die Geburtsstunde des Pedelec-Cafés. Wir organisierten einen Wettbewerb für die Studierenden, bauten den Raum um und fingen an, ein Pedelec-Café testweise zu betreiben. Nach ausgiebiger Diskussion genehmigte die Kommission 48.000 € für unser Vorhaben.

Aus den Einreichungen des Wettbewerbs haben wir drei studentische Gruppen ausgewählt, ihre Entwürfe zu verwirklichen. Studierende des Studiengangs Innenarchitektur standen vor der Herausforderung, in dem Raum Wanddurchbrüche vorzunehmen, die Statik zu überprüfen sowie neue Türen und Fußböden einzubauen. Nach etlichen Spätschichten haben wir im Juli 2016 die feierliche Eröffnung mit den Mitgliedern des Präsidiums, der Vertreter*innen der Landeshauptstadt Hannover und des VCD gefeiert.

Ziele

  • Nutzer*innen testen und nutzen neue Fahrrad­arten, die sie sich aufgrund der Kosten als Studierende oft nicht leisten können (Pedelecs und Lastenräder)
  • Nutzer*innen erproben neues Mobilitätsverhalten und die Unabhängigkeit vom privaten Pkw
  • Hochschulmitarbeitende können Dienstfahrten zwischen den Standorten vermeiden
  • Schaffung einer angenehmen Arbeitsinfrastruktur
  • Betonung neuer Fahrradkultur am Campus
  • Plattform für kleine kulturelle Veranstaltungen

Beitrag nachhaltige Mobilität

Die Hochschule Hannover hat über das Stadtgebiet verteilt fünf Standorte. Für Fahrten zwischen den Standorten können Studierende und Mitarbeitende die Räder nutzen und sparen so andere Dienstfahrten ein. Bisher waren für diese Fahrten der Nahverkehr sowie private oder dienstliche Pkw die priorisierten Fortbewegungsmittel.

Unser Angebot: Studierende und Mitarbeitende können Pedelecs und Lastenräder für bis zu zwei Wochen kostenlos im Alltag testen. Die Nutzer*innen können so ein neues Mobilitätsverhalten in ihrem jeweils persönlichen Lebensumfeld erproben. Die bei Studierenden und Mitarbeitenden beliebte Café-Infrastruktur betont durch ihr Werkstattambiente eine neue Fahrradkultur. Wir veranstalten Repair-Cafés, bei denen Studierende auch ihre privaten Fahrräder in der vorhandenen Werkstattinfrastruktur des Cafés reparieren und die fachkundige Hilfe der dortigen Mitarbeitenden nutzen können.

Aufbau und Inhalt

Zwei Professoren des Instituts für Konstruktionselemente, Mechatronik und Elektromobilität organisieren und leiten das Pedelec-Café. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter aus einem laufenden Forschungsprojekt rekrutiert das studentische Personal und organisiert den Materialeinkauf. Den Betrieb des Cafés sowie den Verleih übernehmen vollständig studentische Hilfskräfte. Für die Studierenden stellt die Arbeit im Pedelec-Café eine willkommene Möglichkeit der ergänzenden Studienfinanzierung dar.

Ergebnisse

  • Alle Statusgruppen der Hochschule leihen sich die Pedelecs für verschiedenste Anwendungen aus. Insgesamt ermöglichen wir damit jährlich ca. 1.000 bis 1.500 Ausleihvorgänge.
  • Unser Pedelec-Café macht Studierende und Mitarbeitende mit dem Thema Fahrrad-Mobilität vertraut.
  • Begleitend führen Studierende technische Studienprojekte und Abschlussarbeiten z.B. in den Bereichen Lastenrad-Konstruktion und Fahrdatenerfassung durch.
  • Wir gehen davon aus, dass die Erfahrung der nachhaltigen Mobilität mit hoher Wahrscheinlichkeit das spätere (Berufs-)Leben positiv beeinflusst – je nach Situation (Lage Wohnort – Arbeit, Einkaufs- und Freizeitwege).

Verstetigung

Das Präsidium unterstützt das Projekt und begleitet es wohlwollend. Die Studienqualitätsmitteln der Hochschule deckten bisher die Finanzierung des Personals. Dennoch findet alle zwei bis drei Jahre eine Evaluation mit der Beantragung der neuen notwendigen Mittel für den Weiterbetrieb statt. Eine dauerhafte Institutionalisierung mit festem Budget wäre natürlich vorteilhaft und wünschenswert.

Studentische Partizipation

Die Studierenden sind auf vier Arten beteiligt:

  1. Aufbau und Gestaltung des Café-Raums über einen Studierendenwettbewerb
  2. Betrieb Café durch studentische Hilfskräfte
  3. Finanzierung der Hilfskräfte und des Betriebs über Studienqualitätsmittel
  4. Studierende nutzen die Café-Infrastruktur für Pausen und können kostenlos Räder ausleihen

Umsetzung

Einblicke

Insgesamt wurde das Pedelec-Café in den ersten 12 Monaten ca. 4.000 Mal von Studierenden, ca. 1.500 Mal von Mitarbeitenden und ca. 500 Mal von Externen besucht – für Kaffeepausen, Pedelec-Ausleihvorgänge oder Veranstaltungen. Es hat sich durch viele Sonderveranstaltungen wie Repair-Cafés, Weihnachtsfeiern, kleine Konzerte und Theateraufführungen, Promotionsfeiern und regelmäßiges Semestergrillen inzwischen zu einer lebhaft genutzten Einrichtung der Hochschule Hannover entwickelt.

Zukunftsideen

Mittelfristig ist angedacht, das Pedelec-Café, den Verleihbetrieb der Landeshauptstadt Hannover Peds-Blitz mit dem freien Lastenradprojekt Hanna unter dem Dach des Carsharing-Unternehmens Stadtmobil zu verstetigen. Hier sind aber noch grundlegende Fragen zur Wirtschaftlichkeit und zur gegenseitigen Nutzung der Räume und Buchungsplattformen zu klären.

Bisherige Erfolge

  • 1.000 bis 1.500 verliehene Pedelecs pro Jahr
  • Akzeptanz der fahrradfreundlichen Infrastruktur durch Studierende und Mitarbeitende
  • Auswertung der Fahrdaten der Pedelecs in Forschungsprojekten