netzwerk n

Ressourcen / Good Practice

Partizipativer Online-Kurs für studentisches Nachhaltigkeitsengagement

Bergische Universität Wuppertal, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe

Inhalt

1 Kontext

1.1 Entstehungsgeschichte und Motivation

Die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben die Hochschulbildung und hochschulnahe Bildung vor grundlegende Veränderungen gestellt: Onlineformate mussten die Präsenzlehre des Curriculums ersetzen sowie den außercurricularen Fortbildungsbereich und das ehrenamtliche Engagement Studierender digital abbilden. Auch die Bildungsangebote des netzwerk n wandelten sich zu digitalen Formaten. So entwickelte das Regionalprojekt „Studierende gestalten nachhaltige Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (NRW)“ ab Frühjahr 2020 einen mehrwöchigen partizipativen Onlinekurs (https://kurs.netzwerk-n.org/ueber), um den Projektauftrag – Empowerment und Vernetzung in Nachhaltigkeitsinitiativen engagierter Studierender – in NRW als deutsches Bundesland mit der größten Hochschuldichte weiterhin zu erfüllen.

1.2 Inhalt und Beitrag zu Nachhaltigkeit & Hochschule

Ziel des Kurses ist, Studierende zum Themenfeld Nachhaltigkeit weiterzubilden, ihnen ihre Handlungsmöglichkeiten an der Hochschule aufzuzeigen und ihre Gestaltungskompetenzen zu fördern,indem sie in Projekten aktiv werden. Im Rahmen eines 8-10-wöchigen interaktiven Online-Kurses erhalten Teilnehmende einen umfassenden Einstieg in den Themenkomplex Nachhaltigkeit sowie nachhaltige Entwicklung und die Umsetzung dieser im Hochschulkontext. Das Programm umfasst einen modularen Selbstlernkurs mit 2 3 Modulen pro Woche sowie begleitende, virtuelle Workshops im Umfang von ca. 120 Minuten pro Sitzung. Der Kurs arbeitet multimedial mit Video, Audio, Text und auch analogen Elementen, stets im Wechsel von thematisch-inhaltlichen und methodischreflexiven Einheiten. Teilnehmende erlangen Wissen und werden durch die Methode der Zukunftswerkstatt, die den gesamten Kurs durchzieht, dazu angeregt, dieses Wissen mit der Erarbeitung eines eigenen Projekts zu verknüpfen. Diese auf den individuellen Hochschulkontext ausgerichteten Projekte können sie im Laufe des Kurses und darüber hinaus umsetzen.

1.3 Ziele

Kernziele:

Die Teilnehmenden des Onlinekurses…

  • erwerben Kenntnisse zu theoretischen Ansätzen der Nachhaltigkeit bzw. nachhaltiger Entwicklung, zur Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie auch zu gesellschaftlicher Transformation;
  • verstehen den Bezug von Nachhaltigkeit zu den verschiedenen Handlungsfeldern an Hochschulen und erkennen Umsetzungsmöglichkeiten;
  • werden mit Ansätzen zur Erklärung umweltschützendes bzw. nachhaltigen Verhaltens aus derUmweltpsychologie vertraut und können dies auf ihr eigenes Engagement übertragen;
  • erlangen Wissen über Hochschulstrukturen und -politik an der eigenen Institution, in der sie in ihrer Rolle als Studierende handlungsfähig werden können;
  • erfahren verschiedene Methoden zum effektiven Projektmanagement sowie zur Finanzierungvon eignen gemeinnützigen Projekten im Hochschulkontext;
  • verstehen, welche Kommunikationsformen und -kanäle sie bedienen können, um ihre Anliegen andie Öffentlichkeit zu vermitteln und Unterstützung für Nachhaltigkeitsengagement zu erfahren.

Weitere Ziele:

Die Teilnehmenden des Onlinekurses…

  • lernen, die Praxismethode der Zukunftswerkstatt im Detail kennen und erarbeiten in ihrer Anwendung ein eigenes Projekt zur selbständigen Durchführung;
  • setzen sich mit gruppendynamischen Prozessen auseinander, um ihre eigene Rolle als Mitglied einer Gruppe oder Initiative einzuordnen und als Multiplikator*in darin zu wirken;
  • reflektieren den eigenen Lernprozess und die Relevanz von nachhaltigen Projekten als Beitrag zu einer Hochschulund Gesellschaftstransformation.

1.4 Strukturen und Zuständigkeiten

Der Onlinekurs verbindet den Lernprozess der Kursteilnehmenden mit Inhalten und Methoden digitaler Technik. Der Kurs ermöglicht es somit, Erfahrungen mit der Nutzung und Gestaltung eines virtuellen Mediums und seinen Funktionen zu sammeln. Gleichzeitig fördert er selbstorganisiertes Lernen in einer asynchronen digitalen Lernumgebung. Um dies praktisch zu unterstützen, nutzt der Kurs einen multimedialen Ansatz durch die Integration von Bildern, Videos, Audios, Texten, Animationen, responsiven Elementen sowie physischer Bastelmaterialien, die den Teilnehmenden per Post zugesendet werden. Dies hilft ihnen dabei, ihren Lernprozess interaktiv auszudifferenzieren und den Prozess ihren Lernbedürfnissen anzupassen. Folgende Abbildung zeigt die dafür verwendeten Elemente eines Lernmanagementsystems auf der Kursplattform, das durch Echtzeit-Webinare mit dem Kursteam und Grundfunktionen einer Sozialen Plattform (Profil anlegen, Bilder hochladen, Gruppen bilden, Chat mit anderen Kursteilnehmenden) ergänzt wird. Bildung für nachhaltige Entwicklung bildet das didaktische Fundament und den Ausgangspunkt für den Onlinekurs als Rahmen für die digitale Zukunftswerkstatt. Dieser didaktische Ansatz richtet den Fokus auf die Einbindung von kognitiven, emotionalen und handlungsorientierten Lernebenen, auch beschrieben als Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Der Onlinekurs greift diese Analogie auf, um die Inhalte in drei gleichnamige Modul-Tracks aufzuteilen – darin wird die Zukunftswerkstatt im handlungsorientierten Hand-Track durchgeführt.

1.5 Ergebnisse

kurzfristige, zählbare Ergebnisse:

  • 15 Teilnehmende von 6 Hochschulen im analogen Weiterbildungsprogramm des ursprünglichen Projekts.
  • 35 Teilnehmende von 16 Hochschulen im digitalen Onlinekurs.
  • 28 Teilnehmende in der curricularen Einbettung des digitalen Onlinekurses an der Bergischen Universität Wuppertal.

langfristige, gesellschaftliche Wirkung:

  • Ein Weiterbildungsprogramm für Studierende mit Workshops und Webinaren über den Zeitraum eines Wintersemesters in 2019.
  • Ein öffentliches Dialogforum nach Abschluss des Weiterbildungsprogramms, um den Austausch verschiedener Interessensgruppen zu nachhaltigen Hochschulen anzuregen.
  • Netzwerkveranstaltungen und digitale Vernetzungsangebote, um ein regionales studentisches Netzwerk mit Alumni des Fortbildungsprogramms und interessierten Studierenden aufzubauen.
  • Entwicklung des Weiterbildungsprogramms zu einem 8-10-wöchigen Onlinekurs einschließlich der digitalen Zukunftswerkstatt ab Sommersemester 2020.

1.6 Grad der Verstetigung / festen Einbindung in die Hochschulstruktur

Sommersemester 2021: Kursdurchführung curricular an der Bergischen Universität Wuppertal, Programm: Wahlpflicht Bachelor Lehramt Geographie
Ab Wintersemester 2022: Kursdurchführung curricular an der Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH Bochum), Programm: Bachelor and More

1.7 Partizipationsform und -grad der Studierenden

  • engagierte Studierende / Multiplikator*innen aus dem Umfeld des netzwerk n treten als Modul-Tutor*innen im Kurs auf
  • interaktive Kursfunktionen wie Votings, Quizze, Boards, Chatfunktion, Webinare und Projektentwicklung in Gruppen bieten interne Partizipationsmöglichkeiten im Kurs
  • Kurseilnehmende erleben die digitale Zukunftswerkstatt im Kurs als partizipative Problemlösungsmethode
  • Kursteilnehmende erlernen die partizipative Methode Zukunftswerkstatt zur Anwendung im eigenen Wirkungsfeld

2 Umsetzungsstrategie

2.1 Meilensteine

2.2 Rahmenbedingungen und Faktoren, die zum Erfolg des Good Practice beigetragen haben und / oder die Umsetzung erleichtert bzw. beschleunigt haben

  • 2019-2020: Das durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderte Regionalprojekt „Studierende gestalten nachhaltige Hochschulen in Nordrhein-Westfalen“ des netzwerk n mit einer hauptamtlichen und einer studentischen Stelle sowie Honorarmittel für weitere Beitragende
  • Unterstützung durch Praktikant*innen von netzwerk n
  • Inhaltliche Modulgestaltung: ehrenamtliche Mitarbeit aus dem Multiplikator*innen Umfeld von netzwerk n
  • Unterstützung durch Bekanntschaften in studentischen Initiativen und Gremien, BNE Netzwerk bzw. Hochschulkontakte in Nordrhein-Westfalen

2.3 Probleme und Herausforderungen bei der Umsetzung des Good Practice

  • Arbeitsaufwand in der Kursgestaltung und weiteren Bearbeitung managen und fair verteilen
  • Arbeitspakete, Rollen und Kompetenzen verteilen Technische Betreuung der Kursplattform dauerhaft sicherstellen
  • Ressourcen für Betreuung und Moderation laufender Kohorten organisieren
  • Ressourcen für weitere Entwicklungsschritte aufbringen

2.4 Übertragbarkeit

Der Onlinekurs ist übertragbar und skalierbar für weitere Hochschulen und Wirkungsfelder angelegt. Herausfordernd dabei ist das Gewinnen passender Partnerorganisationen und die Verstetigung der Zusammenarbeit.

3 Erfahrungsberichte

3.1 Erfahrungsberichte

„Der Kurs war sowohl inhaltlich und methodisch als auch gestalterisch super gut und innovativ aufbereitet, sodass das Lernen und Aufgaben erledigen immer Spaß gemacht haben, auch bei etwas „trockeneren“ Themen. Ich habe viel Neues gelernt und vor allem super viel neues Wissen und Material für tolle Me-thoden an die Hand bekommen. Trotz Online-Format habe ich mich immer persönlich gut betreut gefühlt.“

Ira, Teilnehmerin, SoSe 2020

„Der Kurs ist sehr durchdacht und es hat Spaß gemacht, sich durch die Module zu arbeiten. Die Moderatorinnen und Gestalterinnen sind sehr sympathisch und echt kreativ. Ich habe auch das Gefühl, dass ich viel Neues gelernt habe und nun auch Methoden und Herangehensweisen kenne, um Projekte voranzubringen. Manchmal gab es technische Probleme, aber diese konnten gelöst werden. Danke euch!“

Lisa, Teilnehmerin, SoSe 2020

„Alle Module waren interaktiv, abwechslungsreich, spannend und die Inhalte wissenschaftlich aufbereitet. So konnte ich viele neue, noch unbekannte Erkenntnisse mitnehmen, neue Methoden lernen und habe viel Material und Anregungen, um mich tiefer mit einzelnen The-men zu beschäftigen. Der Kurs ist zu empfeh-len für alle, die sich nachhaltig im Hochschul-kontext engagieren und dort mehr erreichen möchten.“

Ulrike, Teilnehmerin, SoSe 2020

3.2 Kurzinterview mit Koordinator*in

Mein bewegendster / schönster Moment mit dem Good Practice:
Erarbeitung der Inhalte, Methoden, Module und Kennenlernen / Zusammenarbeit mit dem Kursteam
Nachhaltigkeit ist für mich ein Herzensthema, weil …
ich so Gestaltungswissen und -kompetenzen erhalte, um meine Umwelt für eine wünschenswerte Zukunft mitzugestalten.
Mein Tipp für alle, die ein Nachhaltigkeitsprojekt starten wollen:
Arbeitet zusammen mit Leuten und in einem Umfeld mit denen bzw. in dem ihr euch wohlfühlt.
Meine Vision einer nachhaltigen Hochschule 2050:
Selbstbestimmtes Lernen, Ressourcen sparend, faire Zugangsund Arbeitsbedingungen

4 Blick in die Zukunft

  • Kursdurchführung innerhalb und außerhalb von neuen netzwerk n Projekten
  • Verstetigung des Online-Kurses mit weiteren Partner*innen
  • Weiterentwicklung des Kurses für neue Zielgruppen und Wirkungsfelder
  • Herauslösung der Digitalen Zukunftswerkstatt aus dem Kurs als separate Methode
  • Weiterentwicklung, Erprobung, Verbreitung, Evaluation, Publikation in Kooperation mit der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) Salzburg
  • Finalisieren laufender und Erstellen weiterer Publikationen