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Ressourcen / Good Practice

Nachhaltige Laborarbeit

TU Dresden, iGEM Team 2017

Inhalt

Kontext

Das Projekt iGEMgoesgreen ist im Rahmen des internationalen Studierenden-Wettbewerbs iGEM (international Genetically Engineered Machines) entstanden. Schwerpunkte der Veranstaltung sind Forschung sowie Zusammenarbeit und Vernetzung der Teams. Hierbei spielte Nachhaltigkeit bisher keine Rolle. Das iGEM Team 2017 der TU Dresden, bestehend aus 14 Studierenden der Fachrichtungen Biologie, Biotechnologie, Regenerative Medizin und Informatik, gründete die Initiative iGEMgoesgreen , um den Wettbewerb umweltfreundlicher zu gestalten. Unterstützt wurden sie hierbei durch die Arbeitsgruppe Mascher (Allgemeine Mikrobiologie) der TU Dresden.

Ziele

Mit der Initiative iGEMgoesgreen soll ein Umdenken –sowohl in den iGEM-Teams als auch in anderen Forschungsgruppen – im Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte der Forschungsarbeit an- geregt und unterstützt werden. Wesentliche Ziele sind deshalb das Sammeln und Bereitstellen von Informationen zu nachhaltiger Forschung und der damit verbundenen Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Hierfür wurde auch eine Abschätzung des ökologischen Fußabdrucks des iGEM-Projekts der TU Dresden durchgeführt und die entstandenen Emissionen kompensiert. Das Projekt iGEMgoesgreen engagiert sich somit für die Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen, einem Ziel nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goal 13).

Strukturen und Inhalte

Die Initiative ist im Rahmen eines Wettbewerbs entstanden und besteht aus einer Gruppe von sechs Studierenden aus dem 14-köpfigen Wettbewerbsteam, die für diesen Aspekt der Projektarbeit die Verantwortung übernommen haben. Zunächst sah man die Zielgruppe in anderen Teams des Wettbewerbs. Nach einer umfangreichen Informationssammlung wurde jedoch ersichtlich, dass die Ergebnisse auch Forschungsgruppen außerhalb des Wettbewerbs eine gute Grundlage bieten können, um in diesem Arbeitsfeld nachhaltiger zu agieren. Durch die Bindung zum Wettbewerb ist das Projekt nicht direkt in der Hochschulorganisation verankert. Studierende können bisher nur als Teilnehmende des Wettbewerbs aktiv mitwirken, jedoch sind alle dazu aufgefordert, die bereitgestellten Informationen anzuwenden und als Anreiz zu nutzen, die eigenen Handlungsweisen zu hinterfragen. Außerdem lässt sich das Prinzip auf viele andere Projekte übertragen, sodass die Initiative auch fachbereichsübergreifend als Inspiration dient. Das iGEMgoesgreen -Team sieht sich hierbei als Informant und Ratgeber. Zentrale Inhalte sind die Informationssammlung, -aufbereitung und -weitergabe, die Entwicklung eines Tools zur Berechnung von Emissionen, die Durchführung dieser Berechnung für das Projekt des Dresdner Teams sowie die Kompensation dieser Emissionen. Großer Wert wird dabei auf den Austausch mit anderen Teams, Forschungsgruppen und Aktiven im Bereich der nachhaltigen Laborarbeit überall auf der Welt gelegt, um möglichst viele Perspektiven zu berücksichtigen.

Ergebnisse (Output und Impact)

Im Laufe des Projekts wurden mehrere Materialien entwickelt, die für alle Interessierten frei zugänglich sind [1].
Darunter zählen:

  • der GoGreenGuide, ein Leitfaden zur nachhaltigen Forschung mit den Themen Grünes Labor, Grüne Veranstaltungen, Grünes Leben, Möglichkeiten zur Kompensation von Treibhausgasen und der Berechnung von Emissionen,
  • das Lab Poster, das wichtige und einfach umsetzbare Tipps zu nachhaltiger Laborarbeit liefert und
  • der Emissions-Kalkulator, mit dessen Hilfe der ökologische Fußabdruck von Laborarbeit abgeschätzt werden kann.


Im Jahr 2017 haben 314 Teams aus aller Welt am iGEM Wettbewerb teilgenommen. Das Potential, das Konzept der Nachhaltigkeit in den Köpfen der teilnehmenden Nachwuchswissenschaftler_innen und Betreuenden zu verankern und so für die Zukunft zu etablieren, wird als sehr hoch erachtet. Es konnten vorab neun weitere Teams zur Zusammenarbeit gewonnen werden, die bereits vergleichbare Anstrengungen zu Nachhaltigkeitsaspekten von Forschungsveranstaltungen unternommen haben. Da fast jedes Team mit Kooperationsangeboten präsent war, konnte iGEMgoesgreen trotz arbeitsintensiven Bemühungen in den sozialen Netzwerken leider nicht deutlich genug her- vorstechen. Hinzu kam, dass es keine Möglichkeit gab, alle Teams zu kontaktieren und auch die Veranstalter_innen keine Unterstützung geben wollten/konnten. Dies erklärt die vergleichsweise geringe Teilnehmendenzahl in Bezug auf den Wettbewerb. Es wurden viele deutsche Teams für eine Zusammenarbeit gewonnen, da iGEMgoesgreen während eines Treffens von deutschen Teams vorgestellt wurde. Während der Abschlusskonferenz im November 2017 zeigten sich außerdem viele weitere Teams interessiert an der Initiative und hoffen nun auf eine Weiterführung im folgenden Jahr. So konnte das Bewusstsein für nachhaltige Forschung geschärft und zum Nachdenken angeregt werden. In hochschuleigenen Forschungsgruppen wurde die Idee nachhaltigerer Laborarbeit gut angenommen. Hierbei half auch das entwickelte Plakat, auf welchem sich im Laboralltag einfach umsetzbare Ratschläge finden. Die Fakultät Mikrobiologie einigte sich zudem auf Anregung von iGEMgoesgreen auf eine Erhöhung des -80 °C Gefrierschranks auf -70 °C, was nachweislich keine negativen Einwirkungen auf die gelagerten Proben hat und viel Energie einspart.

Implementierungsstrategie

Folgende Punkte stellen die wichtigsten Meilensteine
im Rahmen der Implementierung dar:

Begünstigende Faktoren

  • Als Mitglied der Exzellenzinitiative ist die TU Dresden dazu angehalten, Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen
  • Die Firma New England Biolabs ist bestrebt, Labormaterialien nachhaltiger zu gestalten und engagiert sich im Allgemeinen für Nachhaltigkeitsthemen. In Boston hatte iGEMgoesgreen Kontakt mit New England Biolabs

Herausforderungen

In Bezug auf Laborarbeit definiert sich Nachhaltigkeit vor allem als das Ändern vieler Verhaltensmuster um in der Summe eine positive Entwicklung zu erzielen. Das Ändern eines Ablaufs an sich spart meist nur wenig Emissionen ein. Das Verständnis aller Labornutzenden dafür, dass jede kleine Änderung wichtig ist und in der Summe betrachtet Sinn ergibt, war nicht immer sofort gegeben. Die Anpassung der Einstellungen von Kühl- und Gefriergeräten kann, auch nach Absprache mit allen Nutzenden, nicht einfach erfolgen, sondern muss beantragt werden. Grund hierfür ist die zentrale Überwachung der Tempe- raturen. Eine Änderung der Einstellungen würde folglich Alarm auslösen und muss zunächst im System geändert werden. Dementsprechend nimmt die Umstellung einige Zeit in Anspruch. Durch verschiedene Regelungen ist die Pflanzung eines Baums auf dem Universitätsgelände stark eingeschränkt und war in diesem Fall nicht möglich. Erst nach einiger Zeit konnte eine Pflanzung im Forstbotanischen Garten vereinbart werden.

Erfahrungsberichte

Die Initiative wurde innerhalb des Wettbewerbs und in der Biologie-Fakultät sehr positiv wahrgenommen. Bisher waren wenige Informationen verfügbar und durch hohe Sicherheitsstandards schien nachhaltige Laborarbeit schwer umsetzbar. Umso erfreuter waren die Gruppenleitenden der Universität, nun konkrete Handlungsvorschläge abrufen zu können. Innerhalb der Studierendengruppe gab es unterschiedliche Meinungen über die Wirkung der Bemühungen. Im internationalen und interdisziplinären Team gab es sehr verschiedene Ansichten, welche sich auch in den folgenden Zitaten widerspiegeln. Letztlich konnten jedoch immer Kom-
promisse gefunden werden.

“I was not really convinced by this idea. Of course, everything sounded quite nice. Let’s plant some trees, save plastic and natural resources, work green, … but I think, that being “green” is not compatible with working in the lab.”

“I was surprised how contrary people’s thoughts about sustainability and eco-friendlier lifestyles are and I didn’t expect it to be so difficult getting all these different ideas together.”

(Teilnehmende des iGEM Wettbewerbes)



Mit dem Wettbewerb endete auch die Zusammenarbeit des iGEM-Teams 2017 der TU Dresden. Das Projekt iGEMgoesgreen soll in den folgenden Jahren an interessierte iGEM-Teams (auch anderer Universitäten) weitergegeben werden und so eine große Reichweite erzielen und das Thema Nachhaltigkeit im Wettbewerb etablieren. Innerhalb der TU Dresden wurden die gesammelten Informationen an das Umweltmanagement weitergereicht und werden im CAMPER (CAMpusEnergieverbrauchsReduktions) Projekt im Bereich biologische Labore Beachtung finden.

Kernprinzipien

  • iGEMgoesgreen basiert auf dem Motto „Little by little a little becomes a lot“ und richtet sich an iGEM-Teams und generell an Forschungsgruppen weltweit. Es soll gezeigt werden, dass auch kleine Änderungen einer jeden einzelnen Person, z.B. das Ausschalten von Geräten nach Gebrauch, in der Sum- me Großes bewirken können. Daher ist als wichtigstes Kernprinzip der Wille zur Nach- haltigkeit zu nennen. Ein weiteres wichtiges Kernprinzip ist der Open-Source-Gedanke der Initiative: Alle Ergebnisse sind frei ver- fügbar und andere Hochschulen sind herzlich dazu eingeladen, die Ratschläge für das eigene Umweltmanagement zu nutzen und in die Tat umzusetzen.