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Ressourcen / Good Practice

Masterstudiengang Ökonomie – Nachhaltigkeit – Gesellschaftsgestaltung

Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Bernkastel-Kues

Inhalt

Der Masterstudiengang » Ökonomie – Nachhaltigkeit – Gesellschaftsgestaltung « an der Cusanus Hochschule stellt die Welt und ihre Herausforderungen in den Mittelpunkt. Statt rein abstraktes Fachwissen zu vermitteln, geht es darum, wissenschaftlich und zugleich ethisch fundiert Entscheidungen für eine nachhaltige Wirtschaft treffen zu lernen, die in Gesellschaft und Natur eingebettet ist.

Kontext

Heutige Gesellschaften stehen vor vielfältigen und oft schwer überschaubaren Herausforderungen. Soziale, wirtschaftliche und ökologische Krisen gehören ebenso dazu wie Krisen der Demokratie. Wir, als Mitglieder der Cusanus Hochschule, möchten als Hochschule einen Typ von Wissenschaften begründen und kultivieren, der Menschen zur verantwortungsvollen Bewältigung dieser Herausforderungen sowie zu einem guten Leben in einer häufig komplexen, chaotischen und widerspruchsvollen Welt befähigt. Dabei wollen wir insbesondere zu einer sich verantwortungsbewusst gestaltenden Gesellschaft sowie, in ihr eingebettet, einer lebensdienlichen Wirtschaft beitragen.

Die Hochschule ist eine akademische Selbstgründung kritischer Akademiker*innen und Studierender in Bernkastel-Kues an der Mittelmosel. Sie ist von Großsponsoren und dem Staat finanziell unabhängig und trägt und unterstützt als Einrichtung ein breites gesellschaftliches Engagement. Die institutionelle Form ist auf Selbstbestimmung und die Freiheit von Forschung und Lehre ausgerichtet. Im Jahr 2015 akkreditierte die Akkreditierungsagentur AHPGS die Studiengänge der Hochschule und bescheinigte ihnen eine » hohe gesellschaftliche Relevanz «. Im Mai 2015 wurde die Hochschule vom zuständigen Ministerium des Landes Rheinland-Pfalz als Hochschule in freier Trägerschaft anerkannt.

Ein Kernelement unseres Bildungsangebots ist der Master » Ökonomie – Nachhaltigkeit – Gesellschaftsgestaltung « (M.A.), der eine grundlegend überarbeitete Form des bisherigen Masterstudienganges » Ökonomie mit Schwerpunkt Gesellschaftsgestaltung « darstellt, der seit 2015 bestand. Dieser Studiengang stellt die Welt und ihre Herausforderungen in den Mittelpunkt: Wir vermitteln nicht nur Fachwissen, sondern befähigen Studierende, wissenschaftlich und ethisch fundierte Entscheidungen für eine nachhaltige Wirtschaft zu treffen.

Was sind inmitten komplexer und oft unvorhersehbarer Krisen die Entscheidungsspielräume von politischen, institutionellen und individuellen Akteur*innen? Wie lässt sich ihr Handeln neu orientieren? Wie lassen sich notwendige Prozesse des Umdenkens und der Umgestaltung (bspw. im Sinne des Postwachstums-Diskurses) theoretisch fundiert aufzeigen und verantwortungsvoll in der Praxis initiieren? Diese und ähnliche Fragen packen wir gleich ab dem ersten Semester an.

Ziele

  • transdisziplinäres Lehren und Lernen mit breitem interdisziplinären Fundament in den Mittelpunkt stellen
  • sozialwissenschaftlich-philosophische Orientierung und Fokus auf plural verfasste Wirtschaftswissenschaft
  • Befähigung der Studierenden, innovative Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu finden, die über gängige Paradigmen hinausgehen
  • neue Formen des ökonomischen Denkens etablieren, die eine sozial-ökologische Ausrichtung fokussieren (Themen wie bspw.: Postwachstum, kooperative Wirtschaftsformen, Commoning, Gemeinsinn-Ökonomie)
  • Welt- und Problemorientierung in Forschung und Lehre

Bezug zu Suffizienz

Die grundsätzliche Ausrichtung des Studiengangs ist auf das Kernverständnis der Suffizienz ausgelegt und fokussiert dieses in Forschung und Lehre. Ersichtlich wird dies durch die angebotenen Module, die Profilmerkmale des Studiengangs, die Forschungsarbeiten von Studierenden und die grundsätzliche Ausrichtung der Hochschule (siehe unten).

Ein Beispiel aus dem Modul » Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Naturverhältnisse «: Die Studierenden setzen sich mit Konzepten und Theorien der Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Disziplinen unter besonderer Berücksichtigung ökonomischer Ansätze (etwa der ökologischen Ökonomik), mit normativen Aspekten und Besonderheiten der Handlungsorientierung in den Nachhaltigkeitswissenschaften oder auch mit handlungsorientierten Strategien in Bezug auf den nachhaltigen Umbau wirtschaftlicher Prozesse an ausgewählten Beispielen auseinander. Forschungsarbeiten von Studierenden beschäftigten sich beispielsweise mit Themen alternativer Unternehmenskonzepte im Sinne der Gemeinwohl- oder Postwachstums-Ökonomie, Divestment-Ansätzen oder auch mit der Ökonomisierung verschiedener Gesellschaftsbereichen.

Aufbau und Inhalt

Der Masterstudiengang beinhaltet u.a. folgende Profilmerkmale:

  • Welt- und Problemorientierung: Der Studiengang vermittelt transdisziplinär, d.h. problem- und wirklichkeitsorientiert, ein breites und kritisches Verständnis der sozial-ökologischen Herausforderungen der Gegenwart und die Rolle ökonomischer Prozesse darin. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einem kritischen Verständnis von komplexen und prinzipiell unvorhersehbaren Prozessen des Wandels in einer ökonomisierten Gesellschaft.
  • Nachhaltigkeit und neues ökonomisches Denken: Spezifisch eignen sich unsere Studierenden zunehmend eigenständig ein multiperspektivisches und konstruktives Verständnis von Innovationsprozessen im ökonomischen Denken, von unterschiedlichen Konzeptionen der Nachhaltigkeit und anderen normativen Handlungsorientierungen sowie von neuen Ökonomien und ihren Beiträgen zur Gesellschaftsgestaltung an. Dabei lernen sie, unabhängig Urteile zu fällen und freie Entscheidungen zu treffen.
  • Forschungs- und Praxisprojekte: In Forschungsprojekten entwickeln unsere Studierenden eigenverantwortlich relevante Fragestellungen und wissenschaftsbasierte Lösungsprozesse – auch und gerade in unsicheren und instabilen Situationen. Hierfür eignen sie sich ein umfassendes transdisziplinäres Forschungsinstrumentarium an und entwickeln die Fähigkeit, eigene Standpunkte einzunehmen und zu begründen. Die Studierenden können im Zuge von Forschungs- und Praxisprojekten auf unser ausgeprägtes Kooperationsnetzwerk zurückgreifen.

Ein zentrales Element des Masters ist das Kernmodul »Neue Ökonomien und Gesellschaftsgestaltung«, das in Teilmodule mit thematisch-inhaltlichen Schwerpunkten gegliedert ist – wie z.B.: Globalisierung und Gerechtigkeit, Biodiversität und Klimastabilität, Gemeinsinn-Ökonomie und Sinnhorizonte des Wirtschaftens, soziale Bewegungen und Empowerment, kooperative Wirtschaftsformen und Commoning, Geld und Sustainable Finance oder Care-Ökonomie und Gendergerechtigkeit.

Ergebnisse

Maximal 25 Studierende beginnen jährlich den Masterstudiengang. Sie entscheiden sich damit für ein Studium, in dem zeitgenössische Probleme unserer krisenhaften Welt an erster Stelle stehen. Damit das Ganze auch wirklich zum Engagement befähigt, werden die Studierenden darin unterstützt, eigene Forschungsfragen zu entwickeln und sie gemeinsam mit gesellschaftlichen und akademischen Akteur*innen zu bearbeiten.

Die langfristige, gesellschaftliche Wirkung lässt sich durch die Absolvent*innen nachzeichnen. So sind diese etwa in Nichtregierungsorganisationen, im Stiftungswesen, in Verlagen, Bildungseinrichtungen und Forschungsinstituten, an Hochschulen, in werteorientierten Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, Start-ups, in der Politik (Kommunalpolitik, Referent*innen etc.) oder auch als freischaffende Autor*innen tätig. Dadurch tragen sie aktiv zu einer gesellschaftlichen Gestaltung bei. Auch die Forschungsarbeit der Studierenden, bspw. zu Themen der ökonomischen Bildung, innovativen Wegen aus der Klimakrise oder Commons-Ansätzen, hat zu Diskussionen und Veränderungen beigetragen.

Verstetigung

Seit 2015 existiert die unabhängige Cusanus Hochschule – und damit auch die Studiengänge der Ökonomie. In dieser Zeit hat sie sich zum führenden Ort gemeinsinn-orientierter ökonomischer Bildung sowie der Bildung verantwortungsbewusster Persönlichkeiten entwickelt. Den Masterstudiengang »Ökonomie – Nachhaltigkeit – Gesellschaftsgestaltung« haben wir so entwickelt, dass er über eine reine akademische Kritik am ökonomischen Mainstream in Forschung und Lehre hinausgeht und Gestaltungsaspekte fokussiert.

Studentische Partizipation

Partizipation nimmt an der Cusanus Hochschule einen hohen Stellenwert ein. Dies zeigt sich am starken hochschulpolitischen Engagement der Studierenden oder auch an der dialogischen Gestaltung und Evaluation der Lehrveranstaltungen. Studierende bringen sich in die Weiterentwicklung des Bildungsangebots aktiv ein und gestalten die Hochschule und den Studiengang maßgeblich mit.

Umsetzung

Einblicke

Um den sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können, braucht es neue Konzepte. Die Cusanus Hochschule vermittelt nicht nur einen Einblick in bestehende ökonomische und philosophische Paradigmen, sondern fördert das eigenständige, kritische Denken, aus dem Neues entstehen kann. Das macht sie zu einem einzigartigen Bildungsort für mich.

Laura Porak, Studentin Master Ökonomie

Das Institut für Ökonomie steht für mich für eine herausragende und inspirierende Lehre, die dazu ermutigt, Ökonomie sowohl in der Theorie zu entwickeln als auch in der Praxis zu gestalten.

Lorenz Ottilinger, Absolvent Master Ökonomie

Zukunftsideen

Insbesondere der Master ist aus einer Kritik am üblichen wirtschaftswissenschaftlichen Studium und einer Sorge über die zunehmende Ökonomisierung vieler Lebensbereiche entstanden. Das sind Themen, die das Verständnis der Gegenwart vertiefen, aber nicht unbedingt Visionskraft für eine zukunftsfähige Gesellschaftsgestaltung geben. Mit der Überarbeitung des Studiengangs und der (Re-)Akkreditierung ist ein großer Schritt zur Befähigung im Sinne positiven Handelns gelungen. In diese Richtung wollen wir mit künftigen Studierenden weiter forschen und sehen, was alles möglich ist, wenn wir es uns zumuten.

Bisherige Erfolge

  • Überarbeitung und Akkreditierung des Studiengangs
  • rund 30 Absolvent*innen
  • Hochschule ist wichtiger Ort für gemeinsinn-orientierte ökonomische Bildung sowie für die Bildung verantwortungsbewusster Persönlichkeiten.