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Ressourcen / Good Practice

Lehrmodul Nahmobilität

Technische Universität Berlin, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berliner Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr, Umweltbundesamt, VCD, BUND, FUSS e.V.

Inhalt

Kontext

Den Anlass zur Einführung des Lehrmoduls Nahmobilität bildete der Reformstau in Berlin. Trotz diverser Strategien wie der Berliner Radverkehrsstrategie, der Fußverkehrsstrategie, dem Stadtentwicklungsplan Verkehr etc. fehlte es in den Bereichen Rad- und Fußverkehr an Umsetzung. Als ich 2014 die Leitung des Fachgebiets Integrierte Verkehrsplanung übernahm, wuchs die Motivation, ein neues Lehrmodul zu entwickeln. Bei der Durchführung der ersten Lehrveranstaltung hat mich Thorben Prenzel vom BUND unterstützt.

Ziele

  • Vermittlung Forschungsstand Nahmobilität
  • Berufsorientierung für Studierende
  • Erlernen von Partizipationsverfahren

Beitrag nachhaltige Mobilität

Die integrierte Lehrveranstaltung Nahmobilität betrachtet die für die Planungspraxis wachsende Bedeutung der Inter- und Transdisziplinarität. Daher fokussiert das Modul neben der Vermittlung theoretischer Grundlagen auf anwendungsbezogene und praxisrelevante Themen und bereitet die Studierenden auf diese Weise auf die Anforderungen in ihrem zukünftigen Berufsleben vor. So simulieren Studierende beispielsweise zusammen mit Praxispartner*innen konkrete Unternehmenssituationen bzw. konzipieren und führen gemeinsam Partizipationsverfahren durch.

Die Studierenden haben ein umfassendes Verständnis von der spezifischen Thematik Nahmobilität und den praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung von Rad- und Fußverkehrsstrategien in Städten und Gemeinden. Der didaktische Ansatz spielt typische berufliche Handlungssituationen durch, in denen die Studierenden mit konkreten Anforderungen konfrontiert werden, die sie praxisnah bearbeiten müssen. Mit Blick auf die berufliche Praxis setzen wir somit im Rahmen der Lehrveranstaltung mit dem innovativen pädagogischen Modell „Handeln-in-Situationen“ einen neuen Ansatz in der Hochschulausbildung von Ingenieur*innen um. Die Konzeption der Übungssitzungen erfolgt in enger Kooperation mit verschiedenen Praxispartner*innen (u.a. SenStadt, ADFC, BUND, FUSS e.V., UBA) und bildet damit die Grundlage für einen integrierten Planungsansatz für die Mobilitätswende.

Aufbau und Inhalt

Das Lehrmodul steht auf drei Säulen: Vorlesung, Übung mit Praxispartner*innen, Zukunftswerkstatt.

Die Fachgebietsleitung hält wöchentlich die Vorlesung. Die Konzeption der Übungssitzungen erfolgt in enger Kooperation mit verschiedenen Praxispartner*innen. Die Zukunftswerkstatt – eine innovative Partizipationsmethode, um kreative Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen – führen die Studierenden ganztägig am Ende des Semesters durch. Wir leiten sie während des Semesters entsprechend an. Die Studierenden nutzen die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt für ihre Entwurfsplanung, die sie nach dem Seminar als eine Teilleistung präsentieren müssen. Eine weitere Teilleistung bildet der Abschlussbericht.

Ergebnisse

  • 25 bis 30 Studierende in jeder der drei bisherigen Lehrveranstaltungen
  • Austausch zwischen Studierenden und den zwölf Praxispartner*innen
  • Über den Wissenstransfer hinaus entstehen persönliche Kontakte
  • Die Kontakte mündeten oftmals in berufliche Anstellungen
  • Entwicklung realitätsbezogener Nahmobilitätskonzepte durch die Studierenden, z.B. Entwicklung eines Umgestaltungskonzepts für die Bergmannstraße in Berlin Kreuzberg (2016), für die Hermannstraße in Berlin Neukölln (2018) sowie einer autofreien Zone am Check-Point-Charlie in Berlin Mitte (2019)
  • Aufarbeitung von Konzepten und Ergebnissen in ansprechenden Broschüren und öffentlichkeitswirksame Poster; anschließende Vorstellung in der Öffentlichkeit sowie vor zentralen Akteur*innen aus Politik und Planung
  • Anwendung des praktischen Wissens im Themenfeld Rad- und Fußverkehr in Verwaltungen auf allen politischen Ebenen (Bundesverkehrsministerium, Senatsverwaltung Berlin, Bezirksverwaltungen), v.a. Engagement der Absolvent*innen im Bereich Partizipation

Verstetigung

Die Lehrveranstaltung ist als Modul „Nahmobilität – Praxisseminar” fest im Modulkatalog der TU Berlin verankert und ist in einigen Studiengängen (Verkehrsplanung, Stadtplanung, Wirtschaftsingenieurswesen, Umweltplanung) Teil des Wahlpflichtbereichs (6 ECTS).

Wir publizieren regelmäßig die Ergebnisse der Veranstaltungen über unsere Webseite.

Studentische Partizipation

Die Studierenden arbeiten in engem Kontakt mit unterschiedlichen Akteurinnen und Stakeholderinnen aus dem Bereich der Nahmobilität. Weiterhin erlernen sie tiefgreifende Kompetenzen in der Konzeption und Durchführung von Partizipationsverfahren und erproben diese im Abschluss in Form einer selbstorganisierten Zukunftswerkstatt. Die Studierenden arbeiten die Ergebnisse dieser Zukunftswerkstatt eigenständig auf und publizieren sie in Form von Postern und Abschlussberichten.

Umsetzung

Einblicke

Evaluationsergebnis des Sommersemesters 2019: Die Veranstaltung erreichte insgesamt eine durchschnittliche Note von 1,53.

Zukunftsideen

Ein vergleichbares Lehrmodul gibt es bisher an keiner anderen deutschen Universität. Das Ziel ist es, Nahmobilität bundesweit als festen Bestandteil in jedem Curriculum für Verkehrsplanung anzubieten.

Bisherige Erfolge

  • ca. 25 Teilnehmende pro Jahr
  • Ausbildung von über 100 Stadt- und Verkehrs­planungsabsolvent*innen in Nahmobilität
  • Absolvent*innen in Berliner Verwaltungen u.a. als Radbeauftragte tätig