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Ressourcen / Good Practice

Klimagarten Eichstätt

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, AK Kapuzinergarten Eden, Verein für Nachhaltigkeit e.V., Lehrmodule Imkerei / Schulgarten, Didaktik der Biologie / Geographie an der KU, Transferprojekt »Mensch in Bewegung«

Inhalt

Kontext

Die Existenz des ehemaligen Kapuzinergartens lässt sich bis in das Jahr 1625 zurückverfolgen. Damals bewirtschafteten und pflegten Kapuzinermönche, die im angrenzenden Kloster lebten, die Gartenfläche. Nachdem die Mönche das Kloster verließen, wurde der Garten sich selbst überlassen.

Der Gemeinschaftsgarten Kapuzinergarten Eden, versteckt hinter der historischen Klostermauer, entstand 2010 im südlichen Teil des ehemaligen Klostergartens. Zu diesem Zeitpunkt war die Fläche akut von einem Bauprojekt für Parkplätze bedroht. Zahlreiche Dozierende und Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sowie Eichstätter Bürger*innen stellten sich vehement gegen dieses Vorhaben und verhinderten erfolgreich die Versiegelung der Fläche. Dabei ging es den Aktivist*innen sowohl um die Rettung des historischen Ortes als auch um ein Wiederaufleben des Gartens. Seitdem wird der Garten gemeinschaftlich, selbstverantwortlich und ökologisch von Studierenden der KU sowie Eichstätter Bürger*innen betreut.

Pächterin des ehemaligen Kapuzinerklosters und Kapuzinergartens ist die KU, die der freien Gartengruppe kostenfrei die Gartenfläche zur Verfügung stellt. Daneben bietet die KU ihren Studierenden die Möglichkeit, in den Bereichen der Biologie und Geographie theoretische Lerninhalte im Kapuzinergarten Eden ganz praktisch anzuwenden.

Die freie Gartengruppe des Kapuzinergarten Eden entwickelte den Wunsch, diesen besonderen Ort, mitten in Eichstätt, weiteren Menschen zugänglich zu machen. So reichten schließlich einige Mitglieder der Gartengruppe gemeinsam mit dem Verein für Nachhaltigkeit e.V. einen Projektantrag für das Förderprogramm Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ein. Durch das initiierte Projekt » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt « soll nun die Fläche für weitere Zielgruppen geöffnet werden.

Ziele

  • Beschäftigung mit und die Aneignung von sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Lebensformen und Konsumweisen
  • Anregung zu kritischem Denken über die Themen Ernährung und Konsum sowie Landwirtschaft und Klimaschutz
  • Aufzeigen von einfachen Handlungsmöglichkeiten, die zum Klimaschutz beitragen: Förderung Bewusstseinswandel und umweltpädagogischer Kompetenzen (z.B. bei Studierenden durch Lehrprojekte Imkerei und Kapuzinergarten)
  • Schnittstelle zwischen Hochschule und Gesellschaft: In Eichstätt gibt es bislang kaum einen vergleichbaren Ort, der den Zusammenhalt zwischen nachbarschaftlichen Initiativen und verschiedenen Bevölkerungsgruppen so gut fördert. Neben Austausch, Vernetzung, Mitgestaltung und Teilhabe steht die Begegnung zwischen verschiedenen Alters- und Bevölkerungsgruppen im Fokus.

Bezug zur Suffizienz

Innerhalb der vielfältigen Aktivitäten wenden wir vor allem die Suffizienzstrategien Eigenproduktion und achtsamer und bewusster Umgang mit Ressourcen sowie der umgebenden Umwelt an. Wir wollen gemeinsam erforschen, wie wir selbst einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und (klima-)gerechteren Welt leisten können – und das nicht theoretisch, sondern ganz praktisch, greifbar und gemeinschaftlich im naturnahen Raum. Durch die Auseinandersetzung mit allen Schritten der Produktion eines Nahrungsmittels stärken wir das Bewusstsein und die Wertschätzung für den Wert der Lebensmittel und für den notwendigen Ressourcenverbrauch.

Aufbau und Inhalt

Die KU ist Pächterin des ehem. Kapuzinerklosters und -gartens und stellt die Gartenflächen Studierenden – ursprünglich im Rahmen von Lehrveranstaltungen der Biologie und Geographie – und weiteren Akteur*innen kostenfrei zur Verfügung. Seit dem Sommersemester 2014 belegen auch Studierende fachfremder Studiengänge die Lehrmodule » Grundlagen und praktische Umsetzungsbeispiele für nachhaltige Entwicklung: Imkerei / Schulgarten « und lassen sich den Kurs als Freimodul anrechnen.

Nach dem Zusammenschluss der freien Gartengruppe bildeten die beteiligten Studierenden einen Arbeitskreis und stellen seither eine durch den Studentischen Konvent der KU akkreditierte Hochschulgruppe dar. Dennoch ist die Gruppe für alle, auch außeruniversitäre Garteninteressierte geöffnet. Die freie Gartengruppe pflegt und bewirtschaftet gemeinschaftlich mehrere Beet- und Ackerflächen im Kapuzinergarten Eden nach Prinzipien der Permakultur, erntet und verarbeitet den Ertrag.

Im Zeitraum von Nov. 2019 bis Okt. 2021 bietet der Gemeinschaftsgarten überdies Raum für das Projekt » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt « der freien Gartengruppe und des Vereins für Nachhaltigkeit e.V.; enge Kooperationspartner sind die KU und das Projekt » Mensch in Bewegung «.

Die Inhalte der im Kapuzinergarten Eden angebotenen (Lehr-)Veranstaltungen, Aktionstage und Workshops beziehen sich auf alle Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung. Die Themen zeichnen sich durch eine besonders große Vielfalt aus: Saisonalität, Regionalität, urbanes Gärtnern, Klimaschutz, Permakultur, Saatgut, Biodiversität, Baumschnitt, Verarbeitung und Konservierung von Obst und Gemüse etc.

Ergebnisse

  • Lehrmodul Imkerei / Schulgarten: Etwa 20 Studierende besuchen pro Semester das Modul. Mehrmals im Jahr arbeiten Studierende der Module für einzelne Aktionen mit Besuchergruppen aus lokalen Kindergärten und Schulen zusammen (erreichte Personen: ca. 50-100 im Jahr).
  • Zwei Imker des Imkervereins Eichstätt betreuen mit Studierenden pro Jahr ca. vier Bienenvölker. Zwei Mal im Jahr wird Honig geschleudert, wobei pro Volk 25-40 kg Honig abgefüllt werden.
  • Freie Gartengruppe Kapuzinergarten Eden: Die Gruppe besteht seit 2010 kontinuierlich mit ca. 10-15 aktiven Personen pro Gartensaison. Insgesamt bewirtschaftet die Gruppe mehrere Beet- und Ackerflächen. Von der auf ca. 2.400 m2 geschätzten Gesamtfläche des Gemeinschaftsgartens wird ungefähr die Hälfte bewirtschaftet. Wir verarbeiten den Ertrag der Obstbäume auf vielfältige Art und Weise und machen ihn haltbar – geschätzter Bestand: ca. 40 Apfel-, Pflaum- und Quittenbäume.
  • Projekt » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt «: Durchführung vielfältiger Formate für diverse Zielgruppen mit dem Ziel der Veränderung von Konsumgewohnheiten, wodurch Treibhausgas-Emissionen eingespart werden; Kooperationen mit lokalen Akteur*innen.
  • Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Stärkung von Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung, v.a. in den Bereichen nachhaltige Ernährung und nachhaltiger Konsum
  • Stärkung gesellschaftlicher Austausch, Vernetzung, Mitgestaltung und Teilhabe in Eichstätt durch die Etablierung eines neuen außerschulischen Lern- und Begegnungsortes

Verstetigung

Der Kapuzinergarten Eden ist durch die KU gepachtet und in die Universitätsstrukturen eingebunden. Die Eigenproduktion von Honig und die Bewirtschaftung des Gartens sind durch die beiden etablierten Lehrmodule Imkerei und Schulgarten fest in die Lehre integriert. Die Zusammenarbeit in den Bereichen Lehre und Forschung wollen wir weiter ausbauen. Die Universität und unser Projekt unterstützen das Entstehen von Abschluss- und Forschungsarbeiten. Der AK Kapuzinergarten Eden ist seit vielen Jahren als studentische Initiative an der Hochschule akkreditiert. Die freie Gartengruppe ist zugleich wesentlicher Akteur innerhalb des Projekts » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt «. Die KU sowie das Projekt » Mensch in Bewegung « stellen ebenso enge Kooperationspartner des Projektvorhabens dar.

Studentische Partizipation

Studierende der KU sind sehr stark eingebunden. Im Rahmen der Lehrmodule Imkerei / Schulgarten sind Studierende zum einen an der Eigenproduktion des KU-Honigs sowie zum anderen an der Bewirtschaftung des Kapuzinergartens Eden (Hochbeete und Baumschnitt) beteiligt.

Die freie Gartengruppe, die die weiteren Beet- und Ackerflächen bewirtschaftet, wird komplett selbstverantwortlich von Studierenden und Bürger*innen Eichstätts koordiniert (Auswahl und Anzucht diverser Obst- und Gemüsesorten, Pflanzplan, Gestaltung der Gartenfläche, Organisation der freien Gartentreffen, Gießdienste etc.). Im Projekt » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt « sind die Mitglieder der freien Gartengruppe aktiv in die Entwicklung, Mitgestaltung und Entscheidung der Projektinhalte eingebunden. Im Rahmen mehrerer Kreativ-Werkstätten legten die Aktiven Projektziele sowie den Projektverlauf gemeinschaftlich fest.

Umsetzung

Einblicke

Der Schutz des ehemaligen Kapuzinergartens vor dem geplanten Parkplatz war ebenso ein wichtiges Ziel bei der Gründung des Gemeinschaftsgartenprojekts wie der Wunsch, dem geschichtsträchtigen Ort neues Leben im Bewusstsein seiner Tradition einzuhauchen.

Johanna Umbach, Begründerin der freien Gartengruppe Kapuzinergarten Eden

Ich habe bei den Modulen Imkern und Schulgarten nicht nur sehr viel Praktisches dazugelernt. Es war auch immer eine schöne Abwechslung zum Studienalltag: ein bisschen rauskommen, etwas mit den Händen machen. Ich finde, der Kapuzinergarten ist eine kleine grüne Oase in Eichstätt – es ist einfach immer schön, hier zu sein.

Samuel Steinhilber, Student der KU

In der freien Gartengruppe arbeiten wir gemeinsam, säen und pflanzen gemeinsam und ernten am Ende auch gemeinsam: kostenlos und alles in Bio-Qualität. Es macht Spaß, in der Sonne zu arbeiten. Man lernt unglaublich viel über Pflanzen. Und dreckige Hände entspannen unglaublich. Das Schöne am Garten ist: Man kann sich hier verwirklichen, wie man möchte. Es gibt für jede*n etwas zu tun.

Marcel Teppich, Mitglied und langjähriger Koordinator der freien Gartengruppe

Ich habe hier im Kapuzinergarten Eden sehr viel über den Garten lernen können – über das Gartenjahr, über Pflanzen, darüber wie ich mein Gemüse selber anbauen kann.

Esther Zimmer, Mitglied der freien Gartengruppe und Mitinitiatorin des Projektantrags Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt

Ich war ein bisschen überrascht, als ich das erste Mal hergekommen bin. Ich dachte, dass hier alles total strukturiert ist, aber es ist tatsächlich ziemlich verwildert. Aber ich finde es total schön, es hat so einen ganz eigenen Zauber.

Seban Schmidbauer, Student der KU

Das Besondere ist, dass die Zusammenarbeit so reibungslos verläuft. Dass wirklich alle für alle arbeiten. Jede*r, die bzw. der mithilft, ist willkommen und jede*r, die bzw. der irgendetwas ansät, darf sich auch an allen anderen Früchten bedienen.

Edith Laga, Mitglied der freien Gartengruppe

Zukunftsideen

Wir wollen mit unseren vielfältigen Aktivitäten weiterhin die Schnittstelle zwischen Hochschule und Gesellschaft ausbauen und positiv gestalten. Dazu möchten wir die Zusammenarbeit mit universitätsinternen und -externen Partner*innen stärken und zu einer größeren Professionalisierung führen. Für die Projektfläche wünschen wir uns insgesamt eine langfristige Verstetigung, damit die wertvolle Arbeit der beteiligten Akteur*innen auch in Zukunft weiterbesteht.

Während der Laufzeit des Projekts » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt « sprechen wir verschiedene Altersgruppen an und beziehen ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein. Organisation und Fortbildung von thematischen Arbeitsgruppen erfolgen bereits im ersten Jahr der Förderung, damit deren Mitglieder später als Multiplikator*innen Teile der Gartenarbeiten und Aktionen anleiten können. Durch diese niedrigschwelligen Angebote sprechen wir Interessierte an und Teilnehmende erlernen Praxiswissen und entwickeln ein kritisches Konsumverhalten, das einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ermöglicht.

Bisherige Erfolge

  • Gemeinschaftsgarten statt Parkplatz
  • Produktion eigener Lebensmittel durch Studierende und Bürger*innen
  • Aufnahme des Projekts » Kapuzinergarten Eden – Klimagarten Eichstätt « in das Förderprogramm Nationale Klimaschutzinitiative (BMU)