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Ressourcen / Good Practice

klik – klima konzept 2030

Universität Kiel

Inhalt

Mit dem Projekt klik – klima konzept 2030 verringert die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ihre CO₂e-Bilanz in den Bereichen Strom, Gebäudebetrieb und Mobilität um ein erhebliches Maß. Dazu wurden das Umweltmanagementsystem nach EMAS eingeführt, Energiesparmaßnahmen initiiert, ein Konzept zur umweltverträglichen Energieversorgung erstellt und ein betriebliches Mobilitätsmanagement aufgebaut.

Kontext

Klima- und Umweltschutz hat an der CAU einen hohen Stellenwert. Mit dem Ziel die CO₂e-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten erheblich zu reduzieren, leistet die CAU ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz. Mit der Institutionalisierung des universitären Klimaschutzziels nimmt die CAU eine Vorreiterrolle ein. Klimaschutz an der CAU beinhaltet nicht nur die wissenschaftliche Auseinandersetzung im Rahmen von Professuren im Bereich Umweltschutz/Umweltethik, sondern auch die praktische Umsetzung von Theorien und Zielen im universitären Alltag. Es werden Beschäftigte und Studierende sensibilisiert und an der Betriebsoptimierung und der Reduktion des Energieverbrauchs der CAU gearbeitet.

Das Projekt klik – klima konzept 2030 wurde im Oktober 2012 an der CAU gegründet. Ausgangspunkt war die Implementierung des Umweltmanagementsystems nach EMAS. Diese Einführung ist auf Forderungen der Studierenden zurückzuführen. Bereits 2006 setzten sich die Umweltreferent_innen des AStA dafür ein, ein betriebliches Öko-Audit an Universitätsgebäuden durchzuführen. Derzeit sind in dem klik-Projekt vier Personen beschäftigt. Unterstützt werden sie von Studierenden; häufig, aber nicht nur, aus dem neu eingerichteten Masterprogramm „Kiel School of Sustainability“.

Ziele

Die CAU möchte mit ihrem Klimaschutzkonzept einen Beitrag zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls leisten. Um dies hochschulpolitisch zu verdeutlichen, hat das Universitätspräsidium im November 2012 das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 ausgerufen.

Strukturen und Inhalte

Mit der Einführung des Umweltmanagementsystems wurden die klimarelevanten Schwerpunkte der Universität aufgedeckt und der Stromverbrauch sowie die Energieversorgung als zentrale Handlungsfelder benannt. Zur weiteren Konkretisierung wurde ein Klimaschutzkonzept erstellt, das Hinweise zur effektiven Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen aufführt. Danach sind die Gebäude – vor allem die Neubauten – auf Passivhausniveau zu bringen, die Energieversorgung umweltverträglicher zu gestalten und das Nutzungsverhalten zu verbessern. Durch die strukturelle Anbindung an das Gebäudemanagement der CAU Kiel fließen diese Ziele unmittelbar in die Neubau- und Sanierungsplanungen mit ein.

Das klik-Team wertet die jährliche Umweltleistung der Universität aus und priorisiert daraufhin eine auf Ressourcenschonung ausgerichtete Projektplanung. Dazu werden Projektvorschläge beim Arbeitskreis Umweltmanagement eingebracht. In diesem Arbeitskreis, der aus Vertreter_innen aller Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie den Personalvertretungen und den Umweltreferent_innen des AStA besteht, werden alle umweltrelevanten Maßnahmen erörtert und entsprechende Entscheidungen vorbereitet. So wurde beispielsweise für ausgewählte Einrichtungen eine verhaltensbasierte Energiesparkampagne eingerichtet, die monetäre Anreizsysteme und moderne Beteiligungsformen beinhaltet.

Ergebnisse

Im Vordergrund der Klimaschutzmaßnahmen der CAU steht die Reduzierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs auf ein gesellschaftlich verantwortbares Maß. In den Jahren von 2004 bis 2011 stieg der Stromverbrauch der Kieler Universität jährlich um rund drei Prozent an. Dieser hochsignifikante Trend konnte nach der Implementierung des Umweltmanagementsystems in den Jahren 2011/12 gebrochen und kurze Zeit später umgekehrt werden. So reduzierte sich 2014 der Stromverbrauch der Universität erstmals nach über zehn Jahren um fünf und im Jahr 2015 um weitere sieben Prozent. Damit verringerten sich die energiebedingten CO₂-Emissionen der CAU in den vergangenen zwei Jahren um 5.000 Tonnen.

Diese enorme Reduktion im Stromverbrauch konnte durch eine Optimierung der Lüftungsanlagen in einzelnen Einrichtungen, Neuanschaffungen von energieefzienten Geräten und den umweltbewussten Umgang mit vorhandenen Anlagen erreicht werden. In den ausgewählten drei von 200 Einrichtungen der CAU, in denen die Energiesparkampagne durchgeführt wird, sank innerhalb von zwei Jahren der Stromverbrauch sogar um fast 50 % und der Wärmeenergieverbrauch um 35 %.

Insbesondere die hohe Transparenz und das fachlich fundierte Vorgehen waren von enormer Bedeutung: Bevor eine angedachte Maßnahme umgesetzt wurde, wurde sie nach inhaltlichen und ökonomischen Kriterien geprüft und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit priorisiert. So werden Teilstudien in Auftrag gegeben und die Ergebnisse im Arbeitskreis Um- weltmanagement vorgestellt und diskutiert. Anschließend werden die Protokolle und Studienergebnisse im Internet veröffentlicht. Diese Transparenz motiviert auch jene, die nicht direkt an den Entscheidungsprozessen direkt beteiligt sind, sich im Sinne des Klimaschutzes einzubringen.

Seit Anfang 2018 kommt der Strom an der Kieler Universität ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen. Dadurch reduzieren sich 2018 die energiebezogenen Treibhausgas- emissionen um weitere 16.000 Tonnen. Sobald das hochschuleigene Blockheizkraftwerk und das „Küstenkraftwerk“ der Stadtwerke Kiel in Betrieb gehen, werden zudem wichtige Beiträge zur Energiewende und zum Umweltschutz geleistet. Schon jetzt ist klar: Die Kieler Universität wird das ursprünglich von der Politik angestrebte Ziel der CO2-Minderung bis 2020 für den Universitätsbetrieb sicher erreichen. Sie zählt damit zu Deutschlands Klimaschutz-Leuchttürmen.

Das Engagement der CAU in Sachen Klimaschutz beschränkt sich aber nicht auf den sparsamen Umgang mit Energie, sondern umfasst auch weitere Themenfelder wie Mobilität, Abfall, Biodiversität, Wasser und nachhaltiges Bauen. So werden derzeit eine Reihe neuer Universitätsbauten geplant, bei denen insbesondere auch eine sehr hohe Energieeffizienz realisiert werden soll. Seit dem vergangenen Jahr kümmert sich eine studentische Arbeitsgruppe um die Vermeidung von Abfällen auf dem Campus. Sie organisiert Veranstaltungen, führte eine Umfrage zum Abfallverhalten an der Universität durch und beteiligt sich an differenzierten Müllanalysen. Kurz vor der Realisierung steht die Verlängerung der städtischen Veloroute 10 auf dem Universitätsgelände. Für stadtnahe Dienstfahrten sollen künftig vermehrt E-Bikes statt dieselbetriebene Dienstwagen genutzt werden. Zudem wird es mehr und bessere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geben.

Implementierungsstrategie

Der Erfolg beim Klimaschutz an der CAU ist auf folgende Aspekte zurückzuführen:

Implementierung des Umweltmanagementsystems nach EMAS

Die Vorgaben in der Öko-Audit-Verordnung bieten einen wertvollen Leitfaden für ein systematisches Vorgehen zur Verbesserung der Umweltleistung.

Erstellung von Teilstudien

Mit den Erkenntnissen aus dem Klimaschutz-, dem Energieversorgungs- und dem Mobilitätskonzept sowie einer Beteiligungsstudie konnten sachlich begründete Prioritäten gesetzt werden. Darauf aufbauend wurden zielgerichtet Maßnahmen zum Energiesparen und zur Energieversorgung umgesetzt.

Hohe Akzeptanz

Seitdem die Universitätsleitung die Bedeutung des Umwelt- und Klimaschutzes an der eigenen Hochschule bekundet und verankert hat, sind die Beschäftigten und viele Studierende dankbar für die Unterstützung durch das klik-Team.

Fördermittel

Die Beauftragung der Teilstudien wird durch die Akquisition von Fördermitteln stark erleichtert. Neben den dargestellten quantitativen Einsparungen im Energieverbrauch, mit denen die CAU erfolgreich auf dem Weg zur Klimaneutralität ist, erfährt das klik-Projekt eine hohe Anerkennung. Das zeigt sich darin, dass die Teilnehmer_innen des Arbeitskreises Umweltmanagement regelmäßig zahlreich und engagiert an den Sitzungen teilnehmen. Mitentscheidend für den Erfolg beim Klimaschutz an der CAU ist, dass die Universitätsleitung ihrer Vorbildfunktion gerecht werden will und dabei Kosten spart. Auch die öffentlichen Veranstaltungen und Aktionen wie die Energieforen, der Klimaparcours, die EnergyChallenge und die Filmabende werden v.a. von Studierenden ausgesprochen gut angenommen.

Erfahrungsbericht

Nach den ersten fünf Jahren Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten an der CAU fand im Februar 2016 ein Symposium statt. In diesem Rahmen wurden die klik-Aktivitäten vom Umweltmanagement über die Energiesparkampagne bis hin zum Mobilitätskonzept vorgestellt. Die einzelnen Vorträge sowie eine kleine Informationsbroschüre stehen auf der Homepage zum Download bereit [1].

Kernprinzipien

  • Unterstützung durch die Leitungsebene (Beschluss zur Klimaneutralität bis 2030)
  • Intensive fachliche Vorrecherchen und Machbarkeitsstudien
  • Einbindung aller Statusgruppen
  • Fokussierung auf wenige energieintensive Einrichtungen, um dort substanzielle Fortschritte zu erzielen
  • Studierende und studentische Initiative als Impulsgeber und „pressure group“
  • Finanzielle Anreize
  • Hohes Maß an Transparenz und umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit