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Ressourcen / Good Practice

Intelligenter Parkraumzugang

Technische Universität Darmstadt

Inhalt

Die Effizienz der Parkraumbewirtschaftung zeigt sich an der TU Darmstadt für Dauerparker*innen über eine Mobilitätskarte. Das Angebot flexibler Parkzeiten (stundenweise bis max. 1 Tag) bietet die Möglichkeit, vorzureservieren sowie eine automatisierte Gebührenabrechnung mit einem externen Zahlungsdienstleister durchzuführen. Dafür kommt ein eigens entwickeltes Zugangssystem zum Einsatz, das aus einer App und einer Parkbügelsteuerung besteht. Diese Steuerung lässt sich innerhalb der Reservierungszeit über die App benutzen.

Kontext

Seit 2013 betreibt die TU Darmstadt auf ihrem Grundstück eine fast flächendeckende Parkraumbewirtschaftung. Aufgrund steigender Mitgliederzahlen (Studierende von 18.000 auf 28.000, Beschäftigte von 3.000 auf 4.500 innerhalb weniger Jahre) sowie aufgrund von Neubauten weniger verfügbarer Parkflächen wuchs der Druck auf Parkmöglichkeiten. Um die Parkraumbewirtschaftung umzusetzen, entwickelten wir für die Beschäftigten eine Mobilitätskarte. Diese kombiniert eine Parkberechtigung mit einem Jobticket. Für die Parkberechtigung gibt es zwei preisliche Kategorien: Standard (alle Parkplätze und ein großes Parkhaus im Bereich Stadtmitte ohne Anspruch auf Stellplatz) und Premium (Tiefgaragen mit festen Stellplätzen). Beim Jobticket gibt es fünf Entfernungskategorien, von denen die erste (Stadt Darmstadt) als Standard in jeder Mobilitätskarte enthalten ist. Wer also eine Parkberechtigung erwirbt, hat immer das Standard-Jobticket ohne Aufpreis dabei. Umgekehrt beinhaltet ein Jobticket immer auch die Standard-Parkberechtigung. Für die Studierenden, die schon seit den 1990er Jahren über ein Semesterticket verfügen und damit den gesamten Nahverkehr in Hessen nutzen können, entwarfen wir zwei Angebote zum Parken: Eine Jahresparkberechtigung im Parkhaus Lichtwiese zu einem gegenüber den Beschäftigten reduzierten Preis sowie Monatsberechtigungen für die Stellplätze mit Parkscheinautomat (15 € / Monat).

Durch die Einführung des kostenlosen, landesweit gültigen ÖPNV-Jahrestickets für alle Beschäftigten des Landes Hessen zum Januar 2018 entfiel das Jobticket der TU Darmstadt, weil alle Beschäftigten das LandesTicket Hessen kostenfrei erhalten. Seitdem verkaufen wir nur noch Parkberechtigungen, deren Mindestlaufzeit aus verwaltungstechnischen Gründen drei Monate beträgt. Für Beschäftigte, die nur gelegentlich mit dem Pkw an die TU Darmstadt kommen sowie für Gäste hatte die Universität kein Angebot (stundenweise oder einzelne Tage). Zudem gab es über den Campus verteilt einige Stellplätze, für die eine Bewirtschaftung über Parkscheinautomaten oder eine Schrankenanlage nicht umsetzbar bzw. nicht wirtschaftlich war.

Die Eigenentwicklung (Idee des Baudezernenten und Umsetzung durch das Fachgebiet Multimediakommunikation) von fernbedienbaren Parkbügeln, die innerhalb eines reservierten Zeitraums per Handy-App bedienbar sind, konnte die o.g. Anforderungen an ein Erweiterungssystem für die Parkraumbewirtschaftung schließen. Durch die Möglichkeit, den Stellplatz bei Reservierung per externen Finanzdienstleister zu bezahlen, minimieren wir unseren Verwaltungsaufwand.

Ziele

Pilotprojekt mit Einzelstellplätzen (mit Klappbügel) und einem Parkhaus, an dessen Schrankensystem wir die Technik zur Handy-Steuerung bis Ende 2020 ergänzen. Es dient vor allem dazu, das Reservierungs- und des Bezahlsystem zu erproben und soll uns zudem Aufschlüsse über die zu erwartende Frequentierung bzw. Akzeptanz und Hemmnisse geben.

Beitrag nachhaltige Mobilität

Die Nutzung von „Book-n-Park“ bringt a) ökologische, b) ökonomische und c) soziale Vorteile mit sich:

  • Weniger Suchfahrten, dadurch Senkung Abgasbelastung und weniger Lärm auf Campus (a)
  • Einnahmen aus Parkraumbewirtschaftung, die wir zielgerichtet zur Verbesserung der hochschuleigenen Infrastruktur nachhaltiger Verkehrsmittel einsetzen können; geringere Kosten durch personalgeführte Verwaltung; effiziente Nutzung des knappen Guts Parkraum durch mögliche Mehrfachnutzung eines Platzes aufgrund stundengenauer Reservierung (b)
  • Stressfreie bedürfnisorientierte Parkplatzwahl; Planungssicherheit bei Terminen; Reduzierung der Unfallgefahr auf dem Campus durch Wegfall des Parksuchverkehrs (c)

Das System ergänzt die bereits erfolgreich eingeführte flächendeckende Parkraumbewirtschaftung an der TU Darmstadt. Zusätzlich zu Zeitkarten und öffentlich zugänglichen Stellplätzen, die über Parkscheinautomaten laufen, ergeben sich weitere Parkplätze: Die „Book-n-Park“-App schafft die Möglichkeit, auch solche Flächen zu bewirtschaften, die aufgrund ihrer Lage und Anzahl bisher nicht im System auftauchten. Für die Nutzung wird außer der App keine besondere Hard- oder Software benötigt. Die Technik funktioniert über alle gängigen Endgeräte in marktüblicher Form.

Aufbau und Inhalt

Das Baudezernat der TU Darmstadt, die Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik sowie das Fachgebiet Multimediakommunikation führten kooperativ das Projekt während der Entwicklungsphase durch. Die Projektleitung lag beim Baudezernenten der TU. Seit dem Zeitpunkt der Planungen zur Integration des Systems in die Parkraumbewirtschaftung arbeiten auch das Dezernat Immobilienmanagement, das Hochschulrechenzentrum sowie der Datenschutzbeauftragte der TU mit.

Ergebnisse

Seit 2017 sind über 50 Parkplätze an zwei Standorten an der TU mit intelligenten Parkbügeln ausgerüstet. An beiden Hauptstandorten (Stadtmitte und Lichtwiese) gibt es zusätzlich jeweils ca. 1.000 Stellplätze, deren Zugang über eine Schranke geregelt ist und am Standort Lichtwiese weitere ca. 500 öffentlich zugängliche Stellplätze (Parkschein­automat). Die technischen Voraussetzungen für die Ausweitung des Systems – auf z.B. Schranken – sind vorhanden und erfolgreich getestet.

Bisher verwendeten nur wenige Test-Nutzer*innen das System. Die Freigabe mehrerer derartiger Parkplätze für die Hochschulöffentlichkeit ist im Rahmen eines Pilotprojekts für 2020 geplant und verschiebt sich momentan u.a. aufgrund der Corona-Pandemie.

Mit dem Angebot beziehen wir neue Zielgruppen in die Parkraumbewirtschaftung ein: Mitglieder der Universität, die nur gelegentlich mit dem Pkw zur Arbeit oder zum Studium kommen sowie externe Gäste. Da die Organisation über einen externen Dienstleister erfolgt, der auch die Gebührenabrechnung übernimmt, erzielt die TU Darmstadt Einnahmen bei gleichzeitig minimalem Verwaltungsaufwand. Gleichzeitig steuern wir damit der Nachfrage nach Parkraum durch die Bewirtschaftung entgegen. Überschüsse bei den Einnahmen reinvestieren wir in den weiteren Ausbau des Mobilitätskonzepts und der Infrastruktur.

Verstetigung

Das Thema Mobilität als solches ist durch die Organisationsstruktur der zentralen Hochschulverwaltung bereits verstetigt. Zum einen gibt es eine Stabsstelle für strategische Mobilitätsentwicklung beim Leiter des Dezernats Baumanagement und Technischer Betrieb. Zum anderen existiert ein für das operative Mobilitätsmanagement zuständiges Sachgebiet im Dezernat Immobilienmanagement.

Studentische Partizipation

An der Entwicklung des Systems, das eine Eigen­entwicklung der TU Darmstadt ist, haben auch Studierende des Fachgebiets und studentische Hilfskräfte des Dezernats V mitgewirkt.

Umsetzung

Einblicke

Da das System an der TU Darmstadt offiziell noch nicht im Einsatz ist, gibt es noch keine Berichte oder Rückmeldungen.

Zukunftsideen

Die Idee mit dem Parkbügel entstand aus der Not heraus, für ein konkretes Problem des Alltags eine Lösung zu finden. Es gab also echten Leidensdruck und zwar bei den Autofahrerinnen. Das wirkte sich wiederum auf die Effizienz unserer Besprechungen aus, weil unsere Besucherinnen wegen der Parkplatzsuche häufig zu spät kamen. Schnell war uns klar, dass in dieser Idee des vernetzten Parkbügels mehr Potential steckt. Waren wir zunächst auf das Mobilitätsmanagement beschränkt, so gehen unsere Gedanken heute in Richtung einer digitalen Serviceplattform, die Zugang, Teilhabe und Teilen ermöglicht. Damit verbunden sind z.B. Erwartungen an effizientere Verwaltungsvorgänge, digitale Schließsysteme (nicht nur für Türen), weniger motorisierter Individualverkehr, Leih- und Sharing-Systeme, weniger Ressourcenverbrauch, Vernetzungen auf vielfältigen Ebenen, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir wollen das System schrittweise ausbauen und evaluieren. Weiterhin betreiben und entwickeln wir sinnvolle Unterprojekte. Das System ist in sich flexibel und damit besteht die Chance auf Übertragbarkeit und Anpassung auf andere Hochschulen. Es sind kleine Lösungen als Testumgebungen realisierbar. Diese machen Entscheidungsfindungen an anderen Standorten einfacher.

Bisherige Erfolge

  • Effizienzsteigerung der Parkraumnutzung
  • neue, zukunftsfähige Technik
  • Minimierung des Verwaltungsaufwands