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Ressourcen / Good Practice

InnoForum Ökolandbau Brandenburg

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Inhalt

Das InnoForum Ökolandbau Brandenburg ist ein Praxis-Netzwerk, das an die Ökolandbau-Studiengänge der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) gekoppelt ist. Ziel ist der gelebte Transfer und die partnerschaftliche Bearbeitung von Forschungsprojekten und Lehre-Praxis-Kooperationen. Weiterhin versteht sich das InnoForum als offene Plattform für Begegnungen zwischen Praktiker_innen aus allen Bereichen der Wertschöpfung, Wissenschaftler_innen und Studierenden.

Kontext

100%-Ökolandbau können Interessierte seit 2004 an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde am Fachbereich „Landschaftsnutzung und Naturschutz“ studieren. Der Lehransatz in den Studiengängen „Ökolandbau und Vermarktung“ (B.Sc.) und „Öko-Agrarmanagement“ (M.Sc.) wurde von Anfang an mit der Praxis zusammen konzipiert und entwickelt. Diese frühe Einbindung ist Grundlage der heutigen Qualität der Praxisanteile in den Lehrformaten und Forschungsprojekten und findet Ausdruck im InnoForum Ökolandbau Brandenburg.

Um die vielfältigen Bedarfe der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft einfließen zu lassen, werden die Fragestellungen der Praxis zentral über die Koordinatorin des InnoForums Ökolandbau Brandenburg erfasst und fließen darüber in die Lehre und in Forschungsprojekte ein. Transfer wird dabei als ein wechselseitiger und partnerschaftlicher Austausch von Wissen, Ideen, Dienstleistungen, Technologien und Erfahrungen verstanden.

Vor diesem Hintergrund und mit diesem Verständnis arbeiten die Kolleg_innen im Ökolandbau in zahlreichen inter- und transdisziplinären Forschungsvorhaben mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Praxispartner_innen regional und überregional zusammen. Dabei spielen eine praxisnahe sowie partizipative Forschung, der Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis und somit langfristige Kooperationen mit Unternehmen eine zentrale Rolle.

Auch in der Lehre gelangen die von Studierenden erarbeiteten Lösungen über unterschiedliche Formate wieder zurück in den Stall, auf den Acker oder in den Hofladen. Von diesem Lehransatz profitieren die Studierenden ganz besonders, denn sie erleben, was es bedeutet, einen wirtschaftlich tragfähigen Betrieb zu führen. Die Orientierung am Bedarf der Betriebsleiter_innen gewährleistet darüber hinaus die Aktualität und Relevanz der Projektthemen.

Ziele

Das InnoForum Ökolandbau Brandenburg schafft für Akteur_ innen der Wirtschaft und Wissenschaft eine offene Plattform, um sich gegenseitig auszutauschen, neue Lösungen zu finden und auszuprobieren. Dabei ist Kommunikation auf Augenhöhe besonders wichtig. Denn nur gemeinsam kann eine fruchtbare Grundlage für Ideen- und Erfahrungstransfer sowie konstruktive Kooperationen entstehen. Und nur gemeinsam entsteht Raum für Innovations- und Übernahmeprozesse im Ökolandbau in Brandenburg entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ausdruck findet die Arbeit in verschiedenen Lehrformaten und Forschungsprojekten.

Strukturen und Inhalte

Es gibt eine an der Hochschule angesiedelte Koordinationsstelle des InnoForums. Dies wirkt sich positiv auf Lehre und Forschung aus.

Zur Lehre

In den Studiengängen „Ökolandbau und Vermarktung“ (B.Sc.) und „Öko-Agrarmanagement“ (M.Sc.) sind praxisorientierte Module fester Bestandteil des Curriculums. So gibt es zum Beispiel beim Bachelorstudiengang „Ökolandbau und Vermarktung“ das „Projekt Studienpartner Ökobetrieb“ als Pflichtmodul im 2. Semester im Umfang von 8 ECTS oder das Projekt „Strategische Betriebsentwicklung und Marketing“ als Wahlpflichtmodul im 5. Semester im Umfang von 6 ECTS.

Die Studierenden bearbeiten Fragestellungen aus der Praxis mit der Praxis. So erhalten sie differenzierte Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelt verschiedener Unternehmen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Über Team-Teaching werden immer wieder Praxispartner_innen in die Lehrveranstaltungen eingebunden (zum Beispiel im Wahlpflichtbereich „Existenzgründung in der Landwirtschaft“ oder „Arbeiten mit Pferden“).

Zur Forschung

Die Wissenschaftler_innen verfügen über ein breites Netzwerk von Praxispartner_innen und sind aufgrund regelmäßiger Bedarfsabfrage und Veranstaltungen (zum Beispiel: Jahrestreffen der Partnerbetriebe) nah an den Fragen und Bedürfnissen dran und können diese in Forschungsprojekte übersetzen bzw. gemeinsam an Lösungen arbeiten.

Ergebnisse

  • Mehr als 30 Partner_innen mit Kooperationsvertrag sowie über 50 assoziierte Partner_innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Interessensvertretung
  • „Ars Legendi Preis für exzellente Hochschullehre 2017 | Praxisbezüge und Praktika im Studium“ für das Praxis- modul „Projekt Studienpartner Ökobetrieb“
  • Über die Zeit wurden diverse, transdisziplinäre Forschungsprojekte mit hohem Anwendungsbezug mit Akteur_innen entlang der Wertschöpfungskette bearbeitet (kleine Auswahl von drei Projekten: Ackerbau: „INKA BB – Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin“, Bildung: Projekt „AdBEtablierung“
  • Erprobung eines Zertifikatsprogramms „Soziale Landwirtschaft“ als Teil des Projekts „Weiterentwicklung, Evaluation und Etablierung von berufsbegleitenden Weiterbildungsangeboten an der HNE Eberswalde“ oder Tierhaltung: „Konzeption einer ökologischen Hühnerzucht“)
  • Beispiele von Alumni, die in Brandenburg gegründet haben sind der „Bauernhof Erz“ [1] oder die „Land- und Gartenwirtschaft Böllersen“ [2]
  • Zentral am Ansatz des InnoForums ist das Zusammenspiel von Partner_innen aus Studium, Lehre und Praxis. Alle Beteiligten gehen gemeinsam in den Austausch, diskutieren und generieren Lösungen, die insgesamt mal mehr, mal weniger den Ökolandbau Brandenburgs vorantreiben. Nicht zuletzt auch darüber, dass die Studierenden über die Praxisbezüge ihre künftigen Arbeitgeber_innen kennenlernen (können) oder gar selbst in Brandenburg gründen und zu neuen Praxispartner_innen innerhalb des InnoForums werden. Denn über die Arbeit mit der Praxis werden die Studierenden von Beginn an mit unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen vertraut gemacht und können sich besser auf das Berufsleben und eine mögliche Gründung vorbereiten.

Implementierunsstrategie

Meilensteine

  • Projektförderung über das Förderprogramm REGIONEN AKTIV ermöglichte parallel zum Aufbau des Bachelorstudiengangs „Ökolandbau und Vermarktung“ auch den Aufbau des Netzwerkes ab 2004
  • 2012 wurde eine im Curriculum verankerte Koordinationsstelle gekoppelt mit Lehrleistung geschaffen
  • Integration von Lehrformaten in Kooperation mit der Praxis in das Curriculum (zum Beispiel das Pflichtmodul „Projekt Studienpartner Ökobetrieb“)
  • Feste jährliche Veranstaltungen, bei denen Praktiker_ innen Gelegenheit haben, sich mit Lehrenden und Forschenden auszutauschen (zum Beispiel Jahrestreffen der Partnerbetriebe, Sommerakademie)
  • Schaffung einer eigenen Webpräsenz [3]

Begünstigende Faktoren

  • Unterstützung durch die Hochschulleitung, Fachbereichsleitung und das Kollegium
  • Ermöglichung von Kontinuität in der Kommunikation mit den Praxispartner_innen und professionelle Moderation über eine feste Koordinationsstelle
  • Klar erkennbarer Nutzen und Mehrwert durch die Kooperation mit der Hochschule für die Praxispartner_innen und Weitertragen der Erfahrungen über Mundpropaganda von Landwirt_in zu Landwirt_in

Herausforderungen

  • Aufbau der innerhochschulischen Struktur mit Blick auf Kontinuität und Unabhängigkeit von Drittmitteln als „neue“ Struktur im Hochschulbetrieb – parallel zum Aufbau des Studienangebots „Ökolandbau und Vermarktung“ (2004) und später „Öko-Agrarmanagement“ (2009)
  • Hege und Pflege der Kontakte eines in Entstehung befindenden Netzwerkes durch die sich erst aufbauende Koordinationsstruktur während der ersten Jahre

Erfahrungsbericht

Landwirt_innen auf die Frage: Es lohnt sich mitzumachen, weil,…:

man als Betrieb die Chance hat an einer Baustelle konkret dran zu bleiben und dabei einen guten Input und Hilfe seitens der Studierenden und Dozent_innen erhält. Die eigene Beschäftigung mit dem Thema bringt einen selbst weiter.

(Betriebsleiter 2016)

Es gibt einen wertvollen Austausch zwischen Studierenden und Praktiker_innen, Inspiration, neue Ideen und ein kreativer und entrückter Blickwinkel durch Studierende. Die Euphorie, Schaffenskraft, Vernetzung mit der HNEE (Dozent_ innen) und anderen Praxispartner_innen ist groß.

(Betriebsleiter 2013)

… es eine unglaubliche Bereicherung ist, mit der HNEE zusammen zu arbeiten: Die Frische der Studierenden, die wissenschaftliche Begleitung, das „Know-How“ von allen Seiten… typisch „Win-Win“-Situation. Klasse! Weiter so.

(Betriebsleiter 2014)

Bezogen auf den Lernansatz bringt jede_r der Professor_innen und Lehrenden im Ökolandbau fachliche Expertise in das System ein. Diese Vielfalt ist zentral für eine differenzierte Betreuung der studentischen Projekte entlang der Wertschöpfungskette. Die Koordination des InnoForums verfügt weiterhin über Qualifikationen in den Bereichen Moderation, Gruppendynamik, systemische Beratung und Prozessbegleitung. Das ist wesentlich für das Gelingen eines fruchtbaren Austausches und auch für den konstruktiven Umgang mit Konflikten. Denn das Zusammenspiel vielfältiger Akteur_innen aus ganz unterschiedlichen Systemen – u.a. Landwirtschaft, Handel, Hochschule – führt hier und da zu Missverständnissen und auch mal zu Problemen. Diese gilt es zu erkennen, aufzunehmen, allparteilich zu bearbeiten und zu lösen. In Ergänzung dazu wird seitens der Studierenden auch die Studienfachberaterin als Vertrauensperson kontaktiert. Somit schaffen wir einen Rahmen für die Zusammenarbeit – sowohl fachlich als auch sozialmethodisch.

Die Struktur des InnoForums Ökolandbau Brandenburg fördert vielfältige Forschungsprojekte der Kolleg_innen aus dem Ökolandbau. So sind Kolleg_innen über die Förderung Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ EIP-Agri in operationelle Gruppen aktiv eingebunden. Das ist ein Ausdruck des Verständnisses zum gelebten Transfer auf Augenhöhe.

Kernprinzipien

  • Koordinationsstelle an der Hochschule mit fester Verankerung im Curriculum eines Master- bzw. Bachelorstudiengangs
  • Gestaltung eines fruchtbaren Dreiklangs aus Lehre, Forschung und Transfer
  • Keine Angst vor Reflexion und Feedback als wichtige Instrumente für gemeinsames Lernen und respektvollen Umgang miteinander
  • Betreten von außerhochschulischen Lernorten wie Öko-Äcker, Naturkostfachgeschäften oder tiergerechten Ställen – bei Wind und Wetter – als fester Bestandteil des Arbeitsalltags im Hochschulbetrieb
  • Freude und Ausdauer der Kolleg_innen und Meilensteine Koordinatorin an Prozessbegleitung und Austausch auf Augenhöhe mit Praktiker_innen in Lehre und Forschung
  • Integration eines gelebten projekt- und erfahrungsorientierten Lehr- und Lernansatzes ins Curriculum
  • Systematische, moderierte Netzwerkarbeit des InnoForums inkl. regelmäßiger Veranstaltungen wie zum Beispiel das „Jahrestreffen der Partnerbetriebe“ als einen niederschwelligen, beständigen Zugang zur Hochschule und Raum für Transfer.