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Ressourcen / Good Practice

HNU ZiieL

Hochschule Neu-Ulm

Inhalt

Das Zentrum für interdisziplinäres, internationales und engagiertes Lernen (ZiieL) fördert inter- und transdisziplinäres Lernen in curricularen und außercurricularen Angeboten. In seiner fakultätsübergreifenden Ausrichtung bildet es hochschulweit das gemeinsame Dach für Aktivitäten, die auf den Säulen „Bildung durch Verantwortung“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ruhen.

Kontext

Das Zentrum für interdisziplinäres, internationales und engagiertes Lernen (ZiieL) der Hochschule Neu-Ulm (HNU) ist eine fakultätsübergreifende Einrichtung.

Im Sommersemester 2012 startete auf Anregung von Vizepräsidentin Prof. Dr. Julia Kormann die Initiative „HNU – nachhaltig. sozial. engagiert.“, die eine Förderung der Themenbereiche „Bildung durch Verantwortung“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ sowie den Wissenstransfer der Hochschule auch mit der Zivilgesellschaft zum Ziel hatte.

Gemeinsam mit Christopher Cordes, zum damaligen Zeitpunkt wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschulleitung mit dem Aufgabenschwerpunkt Studium und Lehre, entstand die Idee, die Initiative nachhaltig an der Hochschule zu verankern. Die Konzeption gipfelte in der Gründung des ZiieL.

Ziele

Das ZiieL befähigt die Studierenden entsprechend der Bildungsmission der HNU zu verantwortungsvollem Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft.

In den curricularen Angeboten des ZiieL entwickeln die Studierenden v.a. durch Service Learning bedarfsorientierte Projekte für aktuelle Herausforderungen der Region. In den außercurricularen Angeboten werden die Studierenden durch selbst initiierte Projekte zu Gestaltenden der nachhaltigen Entwicklung an der Hochschule und in der Region Ulm / Neu- Ulm. Der Transfer zwischen Hochschule und Zivilgesellschaft stärkt zudem das soziale Innovationspotential der Region.

Strukturen und Inhalte

Das ZiieL ist ein fakultätsübergreifendes Zentrum, dessen strategische Leitung Teil der erweiterten Hochschulleitung ist. Es versteht sich als gemeinsames Dach für Hochschulaktivitäten im Bereich Bildung durch Verantwortung und BNE (wie z.B. das HNU Kulturprogramm und themenrelevante Aktivitäten der Professorinnen und Professoren), verfügt jedoch auch über eine Vielzahl an eigenen Angeboten.

Zentrale Angebote sind derzeit:

Lehre

  • Curriculare Angebote: Wahlpflichtfächer, insbesondere im Bereich des Service Learning
  • Außercurriculare Angebote: Wahlfächer wie der Kurs „Do it! Service Learning an der HNU“ in Kooperation mit der Agentur „mehrwert“ aus Stuttgart

Projekte

  • Veranstaltungen mit Bezug zu den Themen Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit
  • Außercurriculare Projekte mit zivilgesellschaftlichen Partnern
  • Drittmittelprojekte im Themenbereich Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit

Das ZiieL initiiert neue Projekte, unterstützt Studierende bei der Umsetzung ihrer Ideen, koordiniert die Hochschulaktivitäten im Bereich Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit und vermittelt Bedarfe zivilgesellschaftlicher Einrichtungen an Lehrende (z.B. Durchführung von WPF), Studierende (z.B. Themen für Abschlussarbeiten) und Forschende (z.B. gemeinsame Durchführung von Drittmittelprojekten).

Es orientiert sich bei seinen Angeboten an den Qualitätskriterien für Service Learning von Europe Engage.

Die Partizipation der Studierenden ist für das ZiieL in zweifacher Weise essenziell: Sowohl curriculare als auch außercurriculare Angebote des ZiieL entstehen zum überwiegenden Teil auf Anregung der Studierenden selbst. Sach- und Personalmittel des ZiieL werden mit Zustimmung der Studierenden überwiegend aus Studienzuschüssen finanziert (Kompensationszahlungen des Freistaats Bayern für die vorherigen Studiengebühren an die Hochschulen zur Verbesserung der Studienbedingungen). Ein Hochschulgremium mit studentischen Vertreter_innen entscheidet pro Semester über die Verwendung der zusätzlichen Finanzmittel. Anträge können über die Fakultäten oder wie bei ZiieL zentral eingereicht werden. Das ZiieL ist somit nicht von Drittmitteln abhängig, sondern von der Zustimmung der Studierenden.

Am ZiieL angesiedelt ist das studentische Team für mehr Offenheit, Verantwortung und Engagement (MOVE) [1], das unter anderem direkte Ansprechpartnerin für Studierende ist, die sich in einem bestehenden Projekt / einer bestehenden Organisation engagieren oder etwas Eigenes initiieren möchten.

Ergebnisse

Unter dem Dach des ZiieL läuft seit mehreren Jahren ein breit gefächertes Angebot an Lehrveranstaltungen im Wahlpflichtbereich, aber auch außercurricular (z.B. Do it!). Zu den weiteren Ergebnissen seit Einführung des ZiieL zählen die Teilnahme an diversen Projekten (Dialogforum Campus und Gemeinwesen, Energietour Ulm, Nachhaltige Hochschule: Kriterien für eine Bestandsaufnahme, DAAD-Programme), die Durchführung von Veranstaltungen (Nachhaltigkeitstage, Fair-Trade-Veranstaltungen, Tag des Engagements), die Gründung des Studierendenteams MOVE sowie der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit den Freiwilligenagenturen der Region Ulm/Neu-Ulm.

Die Angebote des ZiieL sind an der Bildungsmission der HNU ausgerichtet: „Wir bilden international erfahrene, lösungsorientiert denkende und verantwortungsvoll handelnde Fach- und Führungskräfte“. Entsprechend dieser Ausrichtung wird der Kompetenzerwerb der Studierenden im Bereich Bildung durch Verantwortung sowie BNE gefördert. Besonders hervorzuheben ist die Selbstwirksamkeits- und Sinn-Erfahrung, die häufig mit der Teilnahme an ZiieL-Projekten einhergeht und zu einer Steigerung der Studienmotivation beiträgt. Im Wahlpflichtfach Service Learning halten die Studierenden ihre Erfahrungen in selbstreflexiven Lerntagebüchern fest, die den Kompetenzzuwachs, aber auch den Wandel in Denkweisen und die Sensibilisierung für gesellschaftliche Problemlagen dokumentieren.

Implementierungsstrategie

Meilensteine

Begünstigende Faktoren

  • Die Bildungsmission der HNU: „Wir bilden international erfahrene, lösungsorientiert denkende und verantwortungsvoll handelnde Fach- und Führungskräfte“
  • Die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Transfers, studentischen Engagements und der daraus resultierende Prozess der Institutionalisierung wurde von den Entscheidungsgremien der Hochschule – insbesondere der Hochschulleitung – unterstützt
  • Die Gründung des ZiieL wurde als individuelles Ziel der Hochschule zur Profilbildung im Bereich interdisziplinäres, internationales Lernen und Verantwortung in die Zielvereinbarung mit dem Freistaat Bayern für den Zeitraum 2014 bis 2018 aufgenommen
  • Die HNU zeichnet sich durch eine gelebte Engagementkultur aus. Neben dem Engagement in verschiedenen studentischen Initiativen sind nach hochschulinternen Befragungen auch ca. 40% der Studierenden in Organisationen, Vereinen und Initiativen ehrenamtlich tätig

Herausforderungen

Studierendenakquise: Eine immer wiederkehrende Herausforderung ist die Gewinnung studentischer Teilnehmer_innen für die Lehrveranstaltungen und Projekte. Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass die Lehre an der HNU bereits eine Vielzahl an Praxisprojekten beinhaltet. Zur Teilnehmendengewinnung werden verschiedene Maßnahmen eingesetzt, so z.B. die nach Vorlesungsbeginn verlängerte Anmeldefrist oder die Kommunikation über eine Vielzahl an Informationskanälen (Newsletter, Facebook, Infoveranstaltung, Frage- und Antwortforum).

Personal: Die Herausforderung von befristeten Verträgen konnte im September 2016 durch die Schaffung einer unbefristeten Stelle bewältigt werden. Möglich wurde dies durch die Unterstützung der Hochschulleitung und der Studierendenvertretung, die sich aufgrund der Bedeutung des ZiieL für die HNU in Entscheidungsgremien für eine Verstetigung der Stelle entschieden.

Begrenzte Finanzmittel: Für die Schaffung neuer Angebote stehen kaum Ressourcen zur Verfügung. Dieser Situation wurde durch die Einbeziehung externer Angebote (z.B. Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit) und die Unterstützung durch die Studierenden (Finanzierung aus Studienkompensationszahlungen in Bayern) begegnet.

Erfahrungsbericht

Die Implementierung des ZiieL zeigt beispielhaft, wie die Themen Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit unter Einbezug der Studierenden organisatorisch fest an einer Hochschule verankert werden können, ohne dass dabei auf Drittmittel zurückgegriffen werden muss.

Bei den Angeboten des berichten die Studierenden, dass die Inhalte einen Sinn stiften, der sich auch auf die Studienmotivation auswirkt.

Bisher war mein Migrationshintergrund eher von Nachteil und ich habe ihn versteckt. Hier ist er ein Vorteil, hier sind meine Erfahrungen gefragt.“

Zitat eine_s Teilnehmenden des Kurses „Integrationsmentoring“

Die Aktivitäten des ZiieL haben einen positiven Einfluss auf die Engagementkultur an der Hochschule. Seitdem das ZiieL und das zugehörige Studierendenteam MOVE fest an der HNU verankert sind, werden immer wieder Projektideen im Bereich Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit von Studierenden, aber auch zivilgesellschaftlichen Partner_innen an die Hochschule herangetragen. Bei den Aktivitäten besteht ein enger Austausch mit anderen Hochschulen.

Durch meine Tätigkeit bei MOVE konnte ich nicht nur methodische Kompetenzen aus dem Studium anwenden, sondern habe durch die Zusammenarbeit mit Gruppen von anderen Hochschulen und Unis auch einen Einblick bekommen, dass sich viel mehr Menschen sozial engagieren, als man glauben mag und dass sich viele Menschen für solche Aktionen interessieren. Das hat mich sehr motiviert.

Ich finde eine Einrichtung wie das ZiieL eine absolute Bereicherung für die HNU. Mit den verschiedenen Aktionen beleben sie den Hochschulalltag, rütteln manch einen wach und helfen, dass sich die Hochschule weiterentwickelt.“

Zitat eines Studenten aus dem MOVE-Team

Kernprinzipien

  • Fakultätsübergreifende Ausrichtung
  • Organisatorische Anbindung an die erweiterte Hochschulleitung
  • Einbindung der Studierenden aller Fachrichtungen
  • Einbindung der Partner_innen aus selbstorganisierten Initiativen, Organisationen der Zivilgesellschaft und staatlichen Behörden im Sinne der Bedarfsorientierung
  • Regionale Verankerung – Stärkung des sozialen Innovationspotentials der Region Ulm/Neu-Ulm
  • Befähigung der Studierenden zu verantwortungsvollem Handeln in Beruf und Gesellschaft
  • Finanzierung der Sach- und Personalmittel des ZiieL mit Zustimmung der Studierenden aus Studienzuschüssen – Unabhängigkeit von Drittmitteln bei Finanzierung und Laufzeit