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Ressourcen / Good Practice

Green Office Maastricht

Universität Maastricht

Inhalt

Das Maastricht University Green Office (MUGO) ist ein von Studierenden geführtes und durch Mitarbeitende der Universität unterstütztes Nachhaltigkeitsbüro, das versucht, Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Betrieb, Governance und Hochschulgemeinschaft zu integrieren. Es initiiert und koordiniert Nachhaltigkeitsprojekte und ermutigt Studierende und Mitarbeitende zur Durchführung eben solcher.

Kontext

Das Maastricht University Green Office (MUGO) wurde 2010 von einer Gruppe Studierender und Mitarbeiter_innen der Universität Maastricht gegründet, denen das Thema Nachhaltigkeit am Herzen lag und Antrag zum Aufbau eines Nachhaltigkeitsbüros bei der Hochschulleitung eingereicht hatten. Das MUGO stellt als offizielles Nachhaltigkeitsbüro eine, weitestgehend selbständige, durch universitäre Gelder finanzierte Abteilung der Universität dar. Es wird von einem Team angestellter Studierender geführt und von einem Beratungsgremium unterstützt.

Ziele

Das Ziel des MUGO wird in Form einer, in Zusammenarbeit mit der Universität entwickelten, Vision formuliert: „Maastricht University will be a sustainable university where sustainability is inherent to all activities and processes. Green Office will facilitate the cultural transformation by as well as of the community to reach this goal.”

Erreicht werden soll dieses Ziel dadurch, dass die Bemühungen der Universität Maastricht mit einem dynamischen Netzwerk aus Menschen, die im Feld der Nachhaltigkeit tätig sind, zusammengebracht werden. Das MUGO ist somit Verbindungs- und Netzwerkstelle als auch selbst Initiator für nachhaltige Innovationen. Ein lebhafter und dynamischer Prozess soll in der Universität entstehen. Das MUGO strebt an, Nachhaltigkeit in die folgenden Bereiche der Hochschule zu integrieren:

Lehre

Das Green Office Team bemüht sich zusammen mit Hochschulmitarbeiter_innen darum, Bildung für nachhaltige Entwicklung in das Lehrangebot der Hochschule zu integrieren oder durch extra-curriculare Lehrformate zur Verfügung zu stellen. So sollen den Studierenden die notwendigen Kompetenzen vermittelt werden, um Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit an der Hochschule und in der Gesellschaft vorantreiben zu können.

Forschung

In der Forschung soll der Wissensaustausch zwischen Forscher_innen aus verschiedenen Instituten und Fakultäten gestärkt werden. Genauso sollen die Möglichkeiten für Studierende, zu nachhaltigkeitsbezogenen Themen zu forschen, unterstützt und ausgebaut werden.

Hochschulgemeinschaft

Nachhaltigkeit soll auch gelebt werden. Darum ist es dem MUGO im Bereich der Gemeinschaft ein Anliegen, das Bewusstsein über Nachhaltigkeit zu steigern, studentisches Engagement zu stärken und ein nachhaltiges Verhalten bei Studierenden und Mitarbeiter_ innen anzuregen.

Betrieb

Negative Belastungen der Umwelt und Gesellschaft durch den Betrieb der Hochschule, z. B. in den Bereichen Energie, Transport und Ressourcenverbrauch, sollen reduziert werden.

Strukturen und Inhalte

Das MUGO-Team besteht aus acht studentischen Mitarbeiter_innen. Ein_e Koordinator_in ist jeweils für die Portfolios Lehre, Forschung und Hochschulgemeinschaft zuständig. Zwei Koordinator_innen beschäftigen sich mit dem Bereich Governance, eine_r jeweils mit einem Fokus auf Administration, Strategie und Beurteilung und Berichterstattung (Assessment and Reporting). Außerdem untersucht ein Doktorand die Auswirkung des Green Office auf die Universität und ein_e festangestellte_r Mitarbeiter_in widmet die Hälfte seiner/ihrer Arbeitszeit der Betreuung des Green Offices. Diese_r dient auch als Kontaktperson zu den Mitarbeiter_innen der Universität.

Neben den angestellten Studierenden gibt es zahlreiche, die sich ehrenamtlich für das Thema Nachhaltigkeit des MUGO einsetzen.

Die Arbeit des MUGO wird durch ein Beratungsgremium unterstützt. Mindestens zwei Mal im Jahr findet ein Treffen zwischen dem Green Office und dem aus Professor_innen und leitenden Universitäts Miterarbeiter_innen bestehenden Vorstand statt, um etwa Strategien und Projekte zu besprechen.

Auf der Webseite des MUGO findet sich ein Überblick der aktuellen Projekte in den einzelnen Bereichen [1].

Ergebnisse

Das MUGO veröffentlicht jährlich einen Sustainability Progress Report, in dem ein Überblick über die Fortschritte oder Rückschritte der Universität Maastricht zu relevanten Nachhaltigkeitsthemen gegeben wird. Der Report aus dem Jahr 2013 soll hier als Beispiel verwendet werden, um einige Ergebnisse greifbar zu machen:

Lehre: 2013 wurden an der Universität Maastricht 26 Kurse mit Fokus auf Nachhaltigkeit angeboten und weitere 26, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Darüber hinaus initiierte das MUGO ein Pilotprojekt zu einem Kurs zu Nachhaltigkeit („SUSTAIN+GO“), der in Zukunft für alle Studierenden der Universität Maastricht zugänglich sein soll und so den multidisziplinären Charakter der Thematik stärken soll. Als positiv wird im Bericht auch die Einführung eines Masters zu „Sustainable Finance“ mit dem akademischen Jahr 2014/15 bezeichnet.

Forschung: Neben der der Anzahl an Professuren, die sich explizit und implizit auf Nachhaltigkeit beziehen (4 bzw. 29), und der Research Centres, die selbiges tun (2 bzw. 8), werden auch hier vor allem die Initiativen des MUGO hervorgehoben: z. B. die Veröffentlichung des Maastricht University Journals of Sustainability Studies (MUJoSS) das Living Lab und der Knowledge Exchange.

Auch bei der Einführung eines neuen PhD-Projekts zu „Institutional Governance for Sustainability at Universities“ war das MUGO an Ausschreibung und Auswahl beteiligt. Die Universität sowie das Green Office werden dabei als „Reallabore für organisatorischen Wandel“ in den im Rahmen des Projekts stattindenden Forschungsprozess miteinbezogen und sollen davon profitieren.

Hochschulgemeinschaft: Unter diesem Punkt wird das große Engagement der Studierenden unterstrichen. 14 verschiedene Hochschulgruppen waren 2013 an der Universität Maastricht zum Thema Nachhaltigkeit aktiv. Der Einsatz
der Mitarbeitenden bleibt laut MUGO noch etwas hinter diesem Engagement zurück, soll aber durch Kooperationen ausgebaut werden. Der „Green Guide“ ist ein Projekt, das zu diesem Wandel motivieren soll sowie die Aufschlüsselung des Energieverbrauchs für einzelne Abteilungen mit deren Mitarbeiter_innen enthält. Sie sollen Anreize zur Senkung desselbigen schaffen.

Betrieb: Im betrieblichen Bereich ist vor allem die Vielfalt der Aspekte hervorzuheben, auf die sich das MUGO konzentriert. Durch die genaue Auflistung von Elektrizitäts-, Gas- und Wasserverbrauch sowie Zahlen zu Energieeffizienz, Mobilität der Angestellten, Abfall und Treibhausgasemissionen wird einerseits Transparenz und andererseits Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Betrieb geschaffen.

Dank der Catering Initiative des Green Office stieg in nur einem Jahr der Anteil von biologischen Produkten an der Universität von 5 % auf 15 %. Es ist in Planung, auf mindestens zwei Gebäuden Solarzellen zu installieren. Elektronikmüll wird nun dank dem Green Office zentral und verantwortungsvoll recycelt bzw. entsorgt. Eine wirkungsvolle Mülltrennung ist mittlerweile in drei Gebäuden etabliert und soll in den nächsten Jahren auf die gesamte Universität ausgeweitet werden.

Darüber hinaus wurden bisher zwei Masterarbeiten verfasst, welche die Wirkung auf die Studierenden sowie die Wirkung auf das Energieeffizienzmanagement an der Hochschule evaluierten. Folgend werden die wesentlichen Ergebnisse aus den Arbeiten skizziert:

Wirkung auf die Studierenden: Studierende die im MUGO arbeiten oder dort gearbeitet haben, wurden befragt, welche Kompetenzen sie während der Zeit im MUGO erworben haben. Die Befragten antworteten, dass die wichtigsten Fähigkeiten die sie erworben haben im Bereich Kommunikation, und dem Management von Stakeholder, Freiwilligen, Zeit und Projekten lag. Studierende merkten kritisch an, dass die Lernerfahrung im MUGO noch verbessert werden könnte. Die Umfrage fand auch heraus, dass sie die Kompetenzen die Studierende im MUGO erworben hatten, auch sehr relevant für ihre gegenwärtige Arbeit war. Insgesamt wurde durch die Studie verdeutlicht, dass die Arbeit sehr zur Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden beiträgt, sowie den Übergang in den Arbeitsmarkt vereinfacht.

Wirkung auf das Management von Energieeffizienz: Die Studie fand heraus, dass das MUGO Maastricht dabei geholfen hat, das Energieeffizienzmanagement der Hochschule zu verbessern: Studierende nahmen als neue Akteure an Treffen des Energieteams teil, wodurch mehr kritische Fragen gestellt wurden. Studentische Forschungsarbeiten generierten neues Wissen zum Energiemanagement und diverse Projekte stärkten das Bewusstsein der Hochschulleitung über die Bedeutung von Energieeffizienz. Jedoch hat das MUGO bei Abschluss der Studie noch keine wesentlichen Verbesserungen mit klaren Ersparnissen und Effizienzverbesserungen durchgeführt, sondern sich primär darauf beschränkt, für das Thema zu werben sowie neue Erkenntnisse zum Energieeinsparpotential zu generieren.

Implementierungsstrategie

Was das MUGO zu einem erfolgreichen Projekt gemacht hat, war von Anfang an die enge Kooperation zwischen Studierenden und Mitarbeiter_innen. Am Anfang mussten die Studierenden des MUGO noch sehr um Anerkennung kämpfen. Diese wurde schließlich durch extrem hohe Professionalität erreicht. Mittlerweite ist das MUGO eine hoch angesehene Abteilung der Universität und wird bei Mitarbeiter_innen für die gute Arbeit geschätzt. Der größte Einfluss des MUGO zeigt sich darin, dass die autonome Arbeit anderer Abteilungen verändert wurde. Vor allem der Facility Service (zuständig für jegliche logistischen und betrieblichen Abläufe) arbeitet mittlerweile an vielen Nachhaltigkeitsprojekten, die von ihm selbst initiiert wurden und die das MUGO nur noch im geringen Maß unterstützen muss. In Jahr der Gründung des MUGO war Nachhaltigkeit in dieser Abteilung quasi kein Thema.

Erfahrungsbericht

Das Green Office wurde durchweg positiv aufgenommen, sowohl bei Studierenden, Mitarbeitenden, der Universitätsleitung als auch in der lokalen Politik. Zwei der drei Mitglieder des höchsten Gremiums der Universität sind enge Verbündete des MUGO und auch unter Lokalpolitiker_innen genießt es hohes Ansehen. Der Effekt auf die Motivation von ehemaligen Mitarbeiter_innen des MUGO wurde untersucht und hat einen extrem starken Zuwachs an Motivation für das Thema Nachhaltigkeit sowie für relevante Fähigkeiten gezeigt. Bezüglich der Auswirkungen auf Studierende und andere Mitarbeiter_innen gibt es noch keine Untersuchungen.

Das Projekt fand nach zwei Jahren in Wageningen seinen ersten Nachahmer, danach in Utrecht, Exeter und Greenwich. Mittlerweile gibt es mehrere Dutzend Green Offices in verschiedenen europäischen Ländern. Mitbegründer des MUGO haben rootAbility als Sozialunternehmen aufgebaut, um Studierenden und Hochschulmitarbeiter_innen an anderen europäischen Hochschulen dabei zu helfen, ein solches Büro nach dem MUGO Modell aufzubauen. rootAbility arbeitet mit Partnerorganisationen in verschiedenen europäischen Ländern zusammen, um das MUGO Modell zu verbreiten und zu einer europäischen Bewegung aufzubauen.

Kernprinzipien

  • Studierende und Hochschulmitarbeiter_innen: Das MUGO-Team besteht aus acht studentischen Angestellten und dem/der Nachhaltigkeitbeauftragten der Universität, und weitere Studierende können sich als Freiwillige in die Arbeit des MUGO einbringen.
  • Mandat: Das MUGO ist durch die Hochschulleitung als offizielles Nachhaltigkeitsbüro der Universität Maastricht legitimiert und finanziert.
  • Integration: Das MUGO ist Teil vom Liegenschaftsamt der Universität Maastricht, beschäftigt sich jedoch auch mit Nachhaltigkeitsthemen in Lehre, Forschung, Governance und Hochschulgemeinschaft.
  • Finanzmittel: Die Hochschulleitung stattet das MUGO mit einer jährlichen Grundfinanzierung aus, wodurch Gehälter, Räume und Projektmittel bezahlt werden.
  • Zusammenarbeit: Das MUGO arbeitet eng mit Hochschulgruppen, Forscher_innen, dem Liegenschaftsamt, der Hochschulleitung und externen Akteuren zusammen.
  • Training: Studierende im MUGO erhalten regelmäßig Trainings, um für ihre Arbeit gut ausgebildet zu sein.