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Ressourcen / Good Practice

Foodsharing Eichstätt

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Inhalt

Kontext

2011 drehte Valentin Thurn den Film » Taste The Waste « und brachte das Thema Lebensmittelverschwendung nach Deutschland. Ein Jahr später gründete sich daran anknüpfend der foodsharing e.V. mit der Webseite foodsharing.de. Zeitgleich schloss Raphael Fellmer die erste Kooperation mit einem Supermarkt in Berlin ab und startete so die Lebensmittel retten -Bewegung. 2014 fusionierten foodsharing.de und lebensmittelretten.de. Seitdem treten sie gemeinsam unter dem Namen foodsharing europaweit auf und engagieren sich gegen Lebensmittelverschwendung. Lebensmittel zu verschwenden bedeutet, die dafür aufgewendeten Ressourcen (Wasser, Energie, Land- und Lagerfläche, Arbeitszeit, Rohstoffe für Verpackungen etc.) » leichtfertig in überreichlichem Maße und ohne entsprechende[m] Nutzen [zu] verbrauchen « (Duden).

Wegen der vorherrschenden Mentalität der Wegwerfgesellschaft in Industrieländern (» Geiz ist geil «), der Lebensmittelverschwendung in Großstädten wie Berlin und München, aber auch in ländlicheren Gegenden wie Eichstätt, war uns schnell klar, dass wir in Eichstätt Aufklärungsarbeit leisten und sensibilisieren wollen, um Lebensmittel zu retten.

Foodsharing Eichstätt gründete sich Anfang 2017. Bereits im Frühjahr 2017 starteten die ersten Kooperationen mit dem Wochenmarkt. Seitdem wächst die foodsharing-Gruppe stetig.

Ziele

  • Rettung noch genießbarer Lebensmittel vor der Mülltonne
  • Einstehen für einen nachhaltigeren Umgang mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten
  • Gewährleistung der bedingungslosen Zugänglichkeit von Lebensmitteln für alle Menschen
  • Schaffung einer Kultur der Achtung gegenüber Lebensmitteln und den Ländern, aus denen sie kommen
  • langfristiges Ziel: Beendigung der groß angelegten systematischen Verschwendung von Lebensmitteln, ergo foodsharing überflüssig machen

Bezug zur Suffizienz

Der Arbeitskreis foodsharing an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt möchte durch seine Aktivitäten vor allem für den Wert von Lebensmitteln sensibilisieren. Durch einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln beim Kauf, der Lagerung und dem Verbrauch können wir alle die Lebensmittelverschwendung reduzieren, genügsamer mit dem bereits Bestehenden umgehen und umweltschädlichen Verhaltensweisen entgegenwirken. Außerdem bietet ein öffentlich zugänglicher Kühlschrank an der Universität die Möglichkeit, durch das Tauschen von Lebensmitteln der Verschwendung Einhalt zu gebieten.

Aufbau und Inhalt

Die gesamte Organisation läuft über die Webseite von foodsharing. Studierende und Bürger*innen sind eingeladen sich zu engagieren. Innerhalb von foodsharing können Engagierte bestimmte Funktionen und Rollen einnehmen:

  • Ein*e Foodsaver*in ist ein registriertes Mitglied von foodsharing.de. Er bzw. sie hat einen Online-Test absolviert und begleitete Probeabholung durchgeführt. Foodsaver*innen holen überschüssige, aber noch genießbare Lebensmittel bei kooperierenden Betrieben ab und retten diese vor der Entsorgung.
  • Ein*e Betriebsverantwortliche*r ist für die Kooperation mit einem Betrieb zuständig, bei dem wir Lebensmittel retten. Die Betriebsverantwortlichen sind einerseits die Ansprechpartner*innen für den Betrieb und andererseits für alle Foodsaver*innen in dem zugehörigen Betriebsteam. Sie sorgen dafür, dass alles möglichst reibungslos abläuft. Außerdem kümmern sie sich darum, dass alle vereinbarten Abholtermine stattfinden.
  • Ein*e Botschafter*in leitet einen Bezirk (Stadt oder Region) als Repräsentant*in von foodsharing. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Einführung neuer Foodsaver*innen, die Koordination der Betriebsverantwortlichen sowie das Organisieren regelmäßiger Treffen.

Wir verbrauchen, verteilen, verschenken oder spenden die geretteten Lebensmittel unter Bekannten, Freund*innen, in der Wohngemeinschaft, auf der Webseite als virtueller Essenskorb etc. Foodsharing stellt Fair-Teiler (Kühlschrank und / oder Regal zur Weitergabe von Lebensmitteln, die man selbst nicht mehr verbraucht) zur Verfügung und verwaltet diese (Reinigung, Kontrolle, Begleitung …). Ein bezirksintern gegründetes Organisationsteam kümmert sich bei uns um die Infostände (wann, wo, Standbetreuung, Vorgaben, Ablauf …), Anschaffungen (Flyer-Gestaltung, Dekomaterial, interaktives Quiz, Fair-Teiler …), um die Gründung kleiner Arbeitsgruppen, damit wir schneller agieren können, u.v.m.

Ergebnisse

Foodsharing Eichstätt zählt mittlerweile 84 Mitglieder und hat bei 1.525 Rettungseinsätzen bereits 5.913 kg Lebensmittel vor der Mülltonne gerettet (Stand: März 2020). Die Kilogramm-Angabe ist ein Schätzwert. Die jeweiligen Abholungen unterliegen starken Schwankungen – z. B. wird in den Sommermonaten mehr gerettet, da zu dieser Zeit mehr geerntet wird und die Lebensmittel durch die Hitze nicht so lange halten.

Zur langfristigen, gesellschaftlichen Wirkung zählt vor allem die Veränderung des Bewusstseins und des Handelns in der Gesellschaft bezüglich des Umgangs mit Lebensmitteln. Zu den Zielgruppen gehören sowohl Studierende der KU Eichstätt-Ingolstadt, die kooperierenden Betriebe und die Eichstätter Bevölkerung.

Verstetigung

Um das Projekt foodsharing in den Hochschulstrukturen zu verstetigen, haben wir es als studentischen Arbeitskreis an der KU Eichstätt-Ingolstadt akkreditiert. Somit ist die Initiative langfristig an der Hochschule präsent. Zur weiteren Integration in die Hochschulstrukturen ist geplant, dass der AK foodsharing zukünftig verstärkt Rettungseinsätze direkt an der Universität durchführt, z.B. in der Cafeteria und Mensa. Weiterhin ist der Arbeitskreis ein fester Bestandteil bei diversen universitären Veranstaltungen wie beispielsweise dem Hofgartenfest, dem Tag der offenen Tür oder der Ersti-Messe. Einer der beiden Fair-Teiler befindet sich auf dem Campus.

Studentische Partizipation

Unser Projekt lebt durch das tatkräftige Engagement von Studierenden, die Foodsaver*innen sind. Sie übernehmen nicht nur zum größten Teil die Rettungen bei den Betrieben, sondern auch die Reinigung der Fair-Teiler und die Organisation von Veranstaltungen.

Umsetzung

Einblicke

Die stetig wachsende Zahl an Foodsaver*innen zeigt das große Interesse vieler Menschen an dem Thema, wie wir der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken können. Leider stellen wir fest, dass die Arbeit, die über die Abholung der Lebensmittel hinausgeht, oftmals an wenigen aktiven Mitgliedern hängen bleibt. Das ist sehr schade, dennoch glaube ich, dass dieses Problem viele ehrenamtliche Gruppen kennen.

Meine Bedenken, dass ich foodsharing lieber Studierenden überlasse, die oft weniger für Lebensmittel ausgeben können, haben sich angesichts der kleinen Anzahl Aktiver sofort zerstreut. Ich finde es traurig, dass es immer noch völlig normal ist, Unmengen zu produzieren, um sie dann wegzuwerfen. Bei foodsharing aktiv zu sein, ist für mich gelebte Nachhaltigkeit.

Martin, Foodsaver

Wenn man in Betracht zieht, dass allein in Deutschland pro Jahr ca. 13 Mio. t an Lebensmitteln weggeworfen werden, dann ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, sich gegen Lebensmittelverschwendung und für die Sensibilisierung für einen nachhaltigen Ressourcenverbrauch einzusetzen. Die Initiative foodsharing bietet dafür die perfekte Gelegenheit und man erreicht durch kleine Schritte auf der Mikro-Ebene schon sehr viel. Darüber hinaus ist es wirklich motivierend, sich mit anderen Foodsaver*innen auszutauschen und auch die Öffentlichkeit auf diese für uns alle relevante Thematik durch Aufklärungsarbeit und Informationen aufmerksam zu machen.

Hannah, Foodsaverin

Es ist traurig, welche Massen an Lebensmitteln tagtäglich in der Mülltonne landen, während ein großer Teil der Weltbevölkerung hungern muss. Um gegen diese Verschwendung von Lebensmitteln anzukämpfen, mache ich seit Kurzem bei foodsharing mit. Meine Wertschätzung für Lebensmittel hat sich seitdem stark verändert!

Hanna, Foodsaverin

Zukunftsideen

Wir wollen noch präsenter in Eichstätt und an der Universität sein und durch tolle Aktionen auf uns aufmerksam machen. Zudem streben wir eine stärkere Vernetzung mit anderen nachhaltigen Hochschulgruppen an, um gemeinsam Veranstaltungen zu planen. Damit zeigen wir, dass Nachhaltigkeit nicht nur das Retten von Lebensmitteln beinhaltet, sondern noch vieles mehr.

Bisherige Erfolge

  • Informationsstände zur Aufklärung an der Universität sowie der hiesigen Bevölkerung
  • zahlreiche aktive Foodsaver*inner unter den Studierenden
  • Bereitstellung von Fair-Teilern auf dem Universitätsgelände sowie an einem öffentlich zugänglichen Ort