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EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) beschreibt ein auf Dauer angelegtes Umweltmanagementsystem mit der Zielsetzung, die tatsächliche Umweltleistung einer Organisation nachhaltig zu verbessern und gleichzeitig alle umweltrelevanten Rechtsvorschriften einzuhalten. Einmal jährlich werden in einer Umwelterklärung festgelegte Kennzahlen sowie Ziele berichtet und für die Öffentlichkeit transparent gemacht. Die Erklärung wird von externen Umweltgutachter_innen überprüft.
Kontext
Bereits 2009 hat sich die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in den Zielvereinbarungen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst verpflichtet, sich zu einer „ökologisch nachhaltigen und ressourcenschonenden Hochschule“ zu entwickeln. 2012 wurde in der Konsequenz beschlossen, ein Umweltmanagementsystem nach EMAS einzuführen und es von externer Seite begutachten zu lassen. Die Initiative dazu kam vom studentischen Arbeitskreis Grünere Hochschule in Triesdorf, der sich seit vielen Jahren im Umweltschutz der Hochschule engagiert. Der Arbeitskreis besteht hauptsächlich aus Studierenden des Studienganges Umweltsicherung. An der konkreten Umsetzung arbeiten in Weihenstephan und Triesdorf je ein_e Umweltmanager_in sowie ein „EMAS-Team“, dem auch Studierende angehören.
Ziele
Mit der Einführung eines Umweltmanagementsystems nach EMAS hat sich die Hochschule zum Ziel gesetzt, ihre Umweltleistung (Ressourceneinsparung, Abfallreduzierung) systematisch zu verbessern und dies auch transparent in der Öffentlichkeit darzustellen. Da die Kernkompetenz einer Hochschule die Lehre ist, war es besonders wichtig, das Umweltmanagement mit Inhalten aus der Lehre zu verzahnen. Dabei sollten Studierende wie auch Beschäftigte zu Umweltschutzthemen sensibilisiert werden, um über die Grenzen der Hochschule hinaus eine positive Umweltwirkung zu erzielen.
Strukturen und Inhalte
Für den Aufbau des Managementsystems wurde an den beiden Standorten Weihenstephan und Triesdorf je eine befristete Vollzeitstelle geschaffen. Diese sogenannten Umweltmanager_innen wurden dem Umweltmanagementbeauftragten als Stabsstellen zugeordnet, welche als Vizepräsident_in direkten Zugang zur Hochschulleitung hat. Durch diese Stabsfunktion sollte gewährleistet werden, dass das Umweltmanagement eine größere Wirkung entfalten kann. Im ersten Schritt wurde eine umfassende Bestandsaufnahme aller Umweltaspekte der Hochschule (Umweltprüfung) durchgeführt, bei der sämtliche Gebäude mittels „Ecomapping“ von den Studierenden begangen und alle umweltrelevanten Aspekte notiert wurden. Zur ersten Umweltprüfung gehörte auch, dass alle relevanten Rechtsnormen im Umwelt- und Arbeitsschutz ermittelt wurden. Im nächsten Schritt hat die HSWT ihre Umweltpolitik mit strategischen Leitlinien festgelegt und daraus mittelfristige Umweltziele (Umweltprogramm) abgeleitet.
Im Anschluss folgte der Aufbau des eigentlichen Managementsystems mit der Festlegung von Aufbau- und Ablauforganisation, Prozessen zu Dokumentation und Kommunikation sowie Schulungsprogrammen. Außerdem galt es, Umweltaspekte in alle bestehenden umweltrelevanten Prozesse (z. B. Beschaffung, Veranstaltungsmanagement) zu integrieren. Kontinuierlich wurde der Input (Energie, Wasser, Materialien) sowie der Output (Abfall, Emissionen) aufgezeichnet und in der jährlichen Umwelterklärung zusammengefasst. Anhand der Umweltbetriebsprüfung (internes Audit) wird dann in regelmäßigen Abständen die Wirksamkeit des Umweltmanagementsystems überprüft. Dazu wurden interne Umweltbetriebs- prüfer_innen (Beschäftigte und Studierende) ausgebildet, die eigenständig Begehungen (Audits) in allen Organisationseinheiten der Hochschule durchführen. Einmal jährlich findet dann die Begutachtung durch externe Umweltgutachter- _innen statt. Mit deren Unterzeichnung der Umwelterklärung wurde nun auch von externer Seite bestätigt, dass das Umweltmanagementsystem EMAS-konform und somit gültig ist. Zuletzt erfolgte die Registrierung der Hochschule im EMAS-Register der IHK.
Ergebnisse
- Einbeziehung von Studierenden in das Umweltmanagementsystem (Ausbildung zu Umweltbetriebsprüfer_innen, Mitarbeit der Studierenden an umweltrelevanten Fragestellungen im EMAS-Team, umweltmanagementbezogene Projekt-/Abschlussarbeiten)
- Vorleben der Praxis eines Umweltmanagementsystems (besonders interessant für Studierende, die sich in ihrem Studium mit Umweltschutz bzw. betrieblichem Umweltmanagement befassen, z. B. Umweltsicherung oder Management erneuerbarer Energien)
- Einführung neuer Wahlfächer, die sich mit Umweltschutz/ betrieblichem Umweltmanagement beschäftigen (z. B. auch „Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement“)
- Einsparungen bei energetischen Verbräuchen (z. B. Einsparungen von bis zu 25 % an Wärme in einzelnen Gebäuden durch den Austausch von Fenstern oder den Einbau von zentral steuerbaren Heizungsthermostaten)
- Umstellung auf 100 % erneuerbaren Strom bei allen eigenen Liegenschaften
- Bildung neuer Arbeitskreise z. B. zum ökologischen Gärtnern oder Imkern
Implementierungsstrategie
Folgende Punkte stellen die wichtigsten Meilensteine im Rahmen der Implementierung des Umweltmanagementsystems nach EMAS dar:
Begünstigende Faktoren und Möglichkeitsfenster für die erfolgreiche Implementierung waren dabei:
- Bereitstellung von personellen und finanziellen Ressourcen
- Unterstützung durch die Hochschulleitung
- Aufbau auf vorhandene Strukturen (aus Arbeitsschutz, Qualitätsmanagement usw.)
Folgende Herausforderungen entstanden während der Implementierung:
- Konsequente Integration von Umweltaspekten in alle umweltrelevanten Prozesse
- Akzeptanz bei allen Hochschulangehörigen schaffen
- Begrenzte personelle und finanzielle Mittel
- Aufrechterhaltung der Motivation bei den Hochschulangehörigen
Erfahrungsbericht
Die Einführung des Umweltmanagementsystems hat neben der Verbesserung der Umweltleistung noch weitere Vorteile gebracht. Prinzipiell ist es ein sehr hilfreiches Mittel, um die geltenden rechtlichen Vorschriften besonders aus Arbeits- und Umweltschutz zu erfassen und deren Umsetzung in sämtlichen Organisationseinheiten zu überprüfen. Außerdem ist es gelungen, bei vielen Studierenden ein Umweltbewusstsein und eine gewisse Sensibilität bei der Nutzung der Gebäude (Energieeinsparung, Abfalltrennung) zu schaffen. Dies geschieht zum Beispiel bereits bei den Einführungsveranstaltungen der Erstsemesterstudierenden über entsprechende Vorträge. Im weiteren Verlauf ihres Studiums erhalten Studierende dann die Gelegenheit, am Umweltmanagement selbst mitzuwirken, beispielsweise über Projekt- und Abschlussarbeiten. Durch die Einführung des systematischen Managements der Umweltaspekte wurde zudem das wichtige Ziel erkannt, das Potenzial der positiven Umweltauswirkungen aus Lehre und Forschung zu nutzen. Daher soll in Zukunft das Profil der Hochschule weiter in Richtung Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgebaut werden. Diese Idee wird bereits von vielen weiteren Hochschulen verfolgt.
Kernprinzipien
- Anstoß durch die Studierenden
- Unterstützung durch die Hochschulleitung
- Motivation und Einbezug aller Hochschulangehörigen
- Dauerhafte Bereitstellung von personellen und finanziellen Ressourcen
- Kontinuierliche Umsetzung der festgelegten Maßnahmen und Umweltziele