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Ressourcen / Good Practice

CREAPOLIS-Makerspace

Hochschule Coburg

Inhalt

Der CREAPOLIS Makerspace ist eine offene Werkstatt, in der zahlreiche digitale und analoge Werkzeuge geteilt werden. Die Infrastruktur des Projekts bietet Bürger*innen, Initiativen und Unternehmen Räumlichkeiten, ihre Vorhaben umzusetzen, und vernetzt diese mit der Hochschule, um nachhaltige Innovationen kooperativ entstehen zu lassen.

Kontext

CREAPOLIS liegt die Idee zugrunde, eine neue Art von Begegnungsplattform für die Hochschule und Region Coburg zu etablieren. Wir wollen sowohl virtuell als auch physisch den Transfer zwischen Organisationen und Individuen im unternehmerischen und gesellschaftlichen Bereich ermöglichen, um Innovationsbestrebungen zu vereinen. Im Zuge der Antragstellung der Transfer- und Innovationsplattform haben wir die Idee eines Makerspace als einen Ort skizziert, an dem ein gemeinsames kreatives Miteinander gelebt wird. In der offenen Werkstatt experimentieren die Nutzerinnen mit digitalen und analogen Technologien. Es treffen sich Men- schen, um Werkzeuge und Wissen zu teilen, um zu lernen und sich zu vernetzten. Die Innovationskul- tur in der Maker Bewegung gilt vielen Expertinnen als zukunftsweisend für neue Formen des Wirt- schaftens und der Wertschöpfung sowie ebenso für soziale Interaktionen. Ziel ist es, die Gegebenheiten der Makerspace-Kultur mit den Erfordernissen von Wissenschaft und Gesellschaft lokal und regional zu verbinden.

Ziele

  • Unsere Vision: Die Hochschule Coburg ist als kooperativer Lösungsfinder und Innovator für Ideen, Wissen und Technologie in der Region bekannt, vernetzt und verankert. CREAPOLIS ist über die Grenzen Coburgs hinaus als Kreativort und lebendiger Ort des Austausches bekannt.
  • CONNECT: Wir vernetzen Menschen innerhalb und außerhalb der Hochschule, persönlich und institutionell, lokal und regional.
  • CREATE: Mit dem CREAPOLIS Makerspace schaffen wir Raum zum Machen – für alle. Damit gestalten wir den ehemaligen Schlachthof zu einem Ort der Kreativität und des Austauschs um.
  • INNOVATE: CREAPOLIS ist ein Testballon. Wir erproben innovative Formate und Instrumente für den Austausch von Ideen, Wissen und Technologien zwischen Hochschule und Region, wodurch Innovationen entstehen.

Bezug zu Suffizienz

Durch das Teilen der Werkzeuge, das Befähigen zur Reparatur und durch Anregungen, Produkte selbst herzustellen, sparen wir Ressourcen ein und leisten einen Beitrag zur Veränderung des Konsumverhaltens. Starker Partner im Bereich Suffizienz ist das Repair Café, das zwei Mal pro Monat im Makerspace stattfindet. Die Initiative nutzt für ihre Veranstaltungen die Räumlichkeiten und Werkzeuge. Sie bietet zudem die Möglichkeit zu ehrenamtlichem Engagement, was die Studierenden gut und gerne annehmen.
Eine öffentliche Radreparaturstation im Außenbereich von CREAPOLIS steht sowohl der Hochschule als auch Coburger Bürger*innen zur Verfügung. Mit Workshops in Zusammenarbeit mit dem ADFC Coburg wird Hilfe zur Selbsthilfe angeboten und Fahrräder vor Ort gemeinsam repariert. Gleichzeitig trägt die Station zur Belebung des Areals bei.

Aufbau und Inhalt

Das interdisziplinäre Team besteht aus elf Personen. Zwei Techniker kümmern sich um den Betrieb des Makerspaces und führen Workshops durch. Neben den Kursen an den Maschinen bieten wir Formate in Kooperation mit Unternehmen und der Zivilgesellschaft an. Hierbei unterstützen uns eine Event- und eine Netzwerkmanagerin in der Akquise, Konzeption und Organisation. Eine Expertin für Social Media kommuniziert unser Angebot nach außen. Drei wissenschaftliche Mitarbeiter*innen beforschen die Entwicklung des Ortes, den Betrieb des Makerspaces und evaluieren das Projekt, das von einem Projektleiter geführt und koordiniert wird. Im Büro unterstützen überdies eine Teamassistentin und eine Controllerin das Team.

Ergebnisse

  • Im März 2020 hat sich die 500. Makerin im Makerspace registriert.
  • Das Angebot des Repair Cafés erfreut sich großer Beliebtheit und findet zwei Mal im Monat statt
  • Zahlreiche Experimente und deren Berichterstattung in der lokalen Presse haben einen Diskurs über Themen der nachhaltigen Transformation an der Hochschule und in der Gesellschaft angestoßen.
  • Die Radstation im Außenbereich von CREAPOLIS leistet mit Luftpumpe und Werkzeug, das jederzeit zugänglich ist, einen wichtigen Beitrag zur Radinfrastruktur an der Hochschule und in Coburg.
  • Durch die Nutzung des Makerspaces sowie die Teilnahme an Workshops und am Repair Café erweitern Nutzer*innen ihre Fähigkeiten zur Reparatur von Gebrauchsgegenständen, motivieren sich zum Selbermachen und lernen eine Alternative zum Wegwerfen kennen.
  • Das Experimentierfeld im Freibereich ermöglicht einen Ort des Diskurses und schafft eine Sensibilisierung und ein Bewusstsein an der Hochschule und in der Bevölkerung.
  • Zudem agiert CREAPOLIS in dem Prozess der Transformation des ehemaligen Schlachthofs in Coburg zu einem Ort des Wissens als Pionier auf dem Areal. Durch innovative Formate entsteht ein Nährboden für ein kreatives Milieu der Offenheit, Vielfalt und des Austauschs.

Verstetigung

Als Leuchtturmprojekt der Hochschule Coburg legen wir ein großes Augenmerk auf die Verstetigung des Projekts. Die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung läuft bis Ende 2022. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Betrieb des Makerspaces gesichert. Um ein nachhaltiges Fortbestehen der Einrichtung zu ermöglichen, arbeiten wir im Moment sowohl an einem Folgeantrag als auch an einer Verstetigung in Form einer Vereinsstruktur.

Studentische Partizipation

Sowohl Mitgliedern der Hochschule als auch allgemein jedem bzw. jeder Bürgerin steht der Makerspace kostenfrei zur Verfügung. Insbeson- dere technikaffine Studierende, Hochschulmitar- beiterinnen und Studierende der Fakultät Design nutzen das Angebot. Sie realisieren studentische Projekte und freie Arbeiten vor Ort. Wir wollen Studierende in Zukunft noch mehr dazu einladen, selbst Workshops zu leiten und Verantwortung im Makerspace zu übernehmen, um die Bildung einer Maker-Community zu fördern.

Umsetzung

Erfolgsfaktoren

Der Makerspace zog 2018 zur Zwischennutzung in die Direktorenvilla des ehemaligen Schlachthofs in Coburg ein. Die rudimentäre Instandsetzung des Gebäudes durch die örtliche Wirtschaftsförderungsgesellschaft brachte uns Räumlichkeiten, die durch ihre Einfachheit, der Improvisation der Ästhetik und dem unfertigen Charakter der Gestalt eines Makerspace entsprachen. Neben den Werkstätten bietet der Außenraum Platz, um Projekte im Maßstab 1:1 zu verwirklichen und um experimentelle Innovationen zu realisieren. Kooperationen mit nachhaltigen Initiativen wie Transition Coburg und dem Repair Café tragen zum transformativen Handeln vor Ort bei. Die direkte Nachbarschaft zum Projekt Zukunft.Coburg.Digital, dem digitalen Gründerzentrum für den Wirtschaftsraum Coburg, ist bei Veranstaltungen und im täglichen Betrieb von gegenseitigem Nutzen.

Herausforderungen

Da arbeitsrechtlich die Alleinarbeit in den Räumlichkeiten ausgeschlossen ist, sind Öffnungszeiten in den Tagesrandzeiten bzw. im 24/7-Modus schwierig umzusetzen.
Die öffentliche Förderung erschwert den wirtschaftlichen Betrieb des Makerspace (z.B. Materialver-
kauf, Nutzungsentgelte).
Im Dialog mit Forschenden anderer Disziplinenbedarf es einer Sensibilisierung für experimentelle Interventionen und transformatives Arbeiten und Forschen.
Der CREPAOLIS Makerspace ist eine Top-down-Initiative und verfügt im Vergleich zu anderen Initiativen über ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen. Zugleich ist die sogenannte Maker-Bewegung stark vom Bottom-up-Ansatz geprägt.
Sowohl für die Verstetigung des Projekts als auch für die Generierung einer kritischen (Maker-)Masse besteht eine zentrale Herausforderung darin, eine Community aufzubauen und breite Partizipation zu ermöglichen.

Übertragbarkeit

Ja‚ mithilfe wissenschaftlicher Begleitung ist ein Makerspace auch an anderen Hochschulen umsetzbar. Das Wissen zum Makerspace wird bereits für die Entwicklung weiterer Standorte in der Region genutzt. Es ist hilfreich, das Setting an die jeweiligen lokalen Strukturen anzupassen. Die Veröffentlichung eines Arbeitsberichts ist in Planung.

Einblicke

» Gerade unsere Unternehmen am Standort Coburg jenseits großer Ballungszentren haben Bedarf an strategisch ausgerichteten Freiräumen wie dem Makerspace, um Technologie- und Wissenstransfer zwischen Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Hochschule zu stimulieren. «

Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg

» Mein ganz persönliches Fazit: Es lohnt sich, einen Versuch zu unternehmen. Auch wenn es bei mir ein bisschen länger gedauert hat, aber das lag mehr an mir als an den Reparatur-Expert*innen. Abgesehen davon, dass ich auch noch was dabei gelernt habe: Es wäre mir schon schwergefallen, das Gerät zu entsorgen. Alternativ hätte ich es wohl dem Repair Café als Ersatzteillager zur Verfügung gestellt. «

Teilnehmer des Repair Cafés

» Ich finde das Projekt einen gelungenen Beitrag, der die Entwicklungen, die wir gerade in der Gesellschaft durchmachen, beschleunigt. «

Passantin zu Denk- und Aktionsplastik CONCRETE TRAFFIC / RUHENDER VERKEHR

» Der Makerspace hat mir persönlich sehr gut gefallen. Tendenziell habe ich selbst auch Lust, eigene Projekte zu realisieren. Genaue Ideen habe ich zwar noch nicht, aber eine Umsetzung eines eigens entworfenen Möbelstücks könnte ich mir sehr gut vorstellen. Schön wäre auch ein Projekt, das mit anderen im Team umgesetzt werden könnte und auch die Öffentlichkeit einbezieht. «

500. Makerin

Zukunftsideen

Der ehemalige Schlachthof wird durch CREAPOLIS und den Makerspace zu einem Ort des Wissens und des Austauschs transformiert. Als dritter Standort der Hochschule an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft entwickeln wir erste Visionen für einen Campus vor Ort beim Makerspace. Der Makerspace spielt heute und in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Umwandlung des Areals. Mit dem Umzug aus der ehemaligen Direktorenvilla in die einstige Kühlhalle vergrößert sich der Makerspace voraussichtlich im Februar 2022. Durch den Flächengewinn können mehr Nutzerinnen parallel arbeiten und es sind Veranstaltungen mit bis zu 200 Besucherinnen möglich. Die Hochschule begleitet den Ausbau der historischen Halle fachlich und leistet damit einen Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Zudem wird an dem Aufbau einer Maker-Community gearbeitet, um das aktuell geförderte Projekt in eine Vereinsstruktur zu überführen.