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Ressourcen / Good Practice

BOKU-Bikes

Universität für Bodenkultur Wien, Bicycle in Graz, Trendwerk in der Radstation am Wiener Hauptbahnhof

Inhalt

Kontext

Die Universität für Bodenkultur (BOKU) versucht auch im praktischen Betrieb Nachhaltigkeit zu leben. Im Bereich der Mobilität arbeitet das Mobilitätsmanagement verschiedene Maßnahmen aus, um die umweltfreundlichen Mobilitätsformen (Fuß, Rad und öffentlicher Verkehr) zu fördern. 2013/14 haben wir daher an der BOKU eine Mobilitätserhebung unter allen Universitätsangehörigen durchgeführt (Vollerhebung, Onlinebefragung). Diese zeigte, dass die Universitätsangehörigen bereits sehr umweltfreundlich mobil sind: Zurücklegung der Wege zu 50 % mit ÖV, zu 12 % per Rad, zu 20 % zu Fuß und lediglich zu 18 % mit motorisiertem Individualverkehr (Auto, Motorrad). Die BOKU hat damit in der Alltagsmobilität wenig Möglichkeiten, ihre Umweltfreundlichkeit weiter zu verbessern. Mit der Mobilitätsbefragung haben wir auch 1.900 mobilitätsbezogene Probleme (davon 1.400 verortet) samt Verbesserungsvorschlägen abgefragt (siehe Kadan 2015). Auf Basis dieser Mobilitätserhebung haben wir einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, um das Mobilitätsverhalten an der BOKU noch nachhaltiger zu gestalten.

Denn Detailanalysen zeigten, dass gerade im Radverkehr noch ein relativ großer Förderbedarf bestand. An anderen Universitäten (Uni Graz, TU Graz, Gent in Belgien) gab es bereits Modelle, wo die Hochschule Fahrräder vergünstigt an Mitarbeitende ausgibt. Mit Blick auf diese Universitäten beschloss das damals frisch gegründete Mobilitätsmanagement der BOKU, Fahrräder im Uni-Design ebenfalls zu einem vergünstigten Preis anzubieten. Das Besondere: Die BOKU-Bikes sind auch für unsere Studierenden verfügbar. Unsere Projektpartner*innen sind sozialökonomische Betriebe – sie beschäftigen u.a. Langzeitarbeitslose. Nach Sicherstellung der Finanzierung konnten wir 2015 die ersten 250 Fahrräder bestellen. Sie wurden im Frühjahr 2016 geliefert und anschließend von uns ausgegeben.

Ziele

  • Hochwertige Fahrräder zu einem vergünstigten Preis für möglichst viele Mitarbeitende und Studierende der BOKU
  • Dadurch Förderung eines nachhaltigeren Mobilitätsverhaltens
  • Öffentlichkeitswirksamkeit
  • Steigerung des Zusammengehörigkeitsgefühls und der Gesundheit
  • Veränderung der Verkehrsmittelwahl in Richtung Nachhaltigkeit
  • Verringerung der Stellplatzproblematik

Beitrag nachhaltige Mobilität

Das BOKU-Bike ist ein hochwertiges Fahrrad im grün-weißen BOKU-Design. Für Mitarbeitende und Studierende der BOKU (mindestens ein Jahr Universitätszugehörigkeit) ist das Rad derzeit für 275 € erhältlich; die Differenz zum Preis von ca. 510 € trägt die Universität. Wir bieten zwei verschiedene Rahmenmodelle in jeweils drei Größen an. Die BOKU-Bikes sollen ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten fördern und die BOKU-Gesinnung („Universität des Lebens“) nach außen tragen. Neben dem Beitrag, die Verkehrsemissionen und Treibhausgase (CO2) zu verringern, tragen die neuen Fahrräder auch zur Gesundheit unserer Mitarbeitenden und Studierenden bei und fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die BOKU ist seit fünf Jahren nach wie vor die einzige Universität Österreichs, die auch ihre Studierenden mit günstigen Fahrrädern ausstattet.

Aufbau und Inhalt

Für die Organisation und Verwaltung ist das Mobilitätsmanagement der BOKU zuständig. Es gibt online eine Interessentinnen-Liste, in die sich interessierte Hochschulangehörige eintragen. Anhand dieser Liste bestellen wir jeden Sommer rund 200 BOKU-Bikes. Die Lieferzeit für gebrandete Räder beträgt etwa sechs Monate, weshalb die Lieferung meist im März des Folgejahres erfolgt. Nach Ausschreibung liefern geeignete Fahrradlieferantinnen die Räder an unseren Partnerbetrieb, die Firma Bicycle in Graz. Dieser macht die Räder fahrbereit und schickt sie an unseren Partnerbetrieb Trendwerk in der Radstation Wien Hauptbahnhof. Trendwerk ist für die Ausgabe, den kostenlosen Erstservice der Räder sowie die Kundenbetreuung zuständig. Sobald die Räder eintreffen, überprüft das Mobilitätsmanagement für alle unsere Interessent*innen, ob sie die Voraussetzung (mindestens ein Jahr Universitätszugehörigkeit) erfüllen. Nach Zahlung teilen wir ihnen ein Rad zu, das bei Trendwerk in der Radstation ausgehändigt wird. Die Rechnung für das Rad stellt die Firma Bicycle aus, die auch die Gewährleistung übernimmt. Die BOKU tritt nur als Vermittlerin, nicht als Händlerin auf. Mit dem Rektorat vereinbaren wir jedes Jahr neu, ob Bedarf Mittel für eine neue Tranche zur Verfügung stehen.

Ergebnisse

  • Ausgabe von 1.000 Fahrrädern an Mitarbeitende und Studierende innerhalb von 5 Jahren
  • Investition der BOKU von rund 200.000 € für aktive Mobilität und Außenwirksamkeit
  • Unterstützung sozialökonomischer Betriebe: Bicycle und Trendwerk beschäftigen Langzeitarbeitslose wie auch arbeitsmarktferne Jugendliche
  • Motivation zu aktiver Mobilität und Gesundheitsförderung (körperlich und psychisch)
  • Verringerung der Stellplatzproblematik im Bereich der BOKU
  • Einschränkungen während Covid-19: Sicherstellung Mobilität, Verringerung der Ansteckungsgefahr
  • Einsatz für Nachhaltigkeit: Verringerung des CO2-Ausstoßes
  • Geringe Verlagerung von Pkw-Fahrten auf BOKU-Bikes

Verstetigung

Rund 20 % der Mitarbeitenden besitzen inzwischen ein BOKU-Bike. Wir bewerben regelmäßig die Aktion. Bei Studierenden ist die Fluktuation höher, laufend kommen neue potentielle Interessent*innen dazu. Daher verweisen wir auch bei den Studierenden wiederkehrend auf die Vorteile unserer Räder. BOKU-Bikes sind zudem regelmäßig Hauptpreise auf diversen Veranstaltungen, z.B. Alumni-Verband. Derzeit ist kein Ende des Projekts geplant. Wir arbeiten stetig an Verbesserungen bzw. Vereinfachungen der Verwaltung.

Studentische Partizipation

Im Mobilitätsmanagement sind laufend mehrere studentische Mitarbeitende angestellt. Zu deren Aufgabenbereich zählen auch die BOKU-Bikes. Zur Bewerbung binden wir die Studierenden ein.

Umsetzung

Einblicke

Es gibt sehr selten kritisches Feedback, dafür überaus viele positive und motivierende Rückmeldungen.

Zukunftsideen

Ein Upgrade auf elektrisch unterstützte Fahrräder (Pedelecs) scheiterte bisher an den deutlich höheren Kosten. Grundsätzlich wünschen wir uns Pedelecs, um zukünftig auch weniger sportlichen oder mobilen Menschen das Fahrrad schmackhaft zu machen.

Weitere wichtige Schritte im Sinne einer übergreifenden und nachhaltigen Mobilität sind: eine „institutionalisierte“ Versorgung mit Fahrrädern für alle Universitäten (auch Schulen, Betriebe etc.), bessere und sicherere (verkehrliche) Rahmenbedingungen für den städtischen Verkehr, insbesondere Rückwidmung von Flächen des Kfz-Verkehrs zugunsten von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sowie ortsverträgliche Geschwindigkeiten der Motorisierten.

Bisherige Erfolge

  • 1.000 Fahrräder in 5 Jahren
  • Öffentlichkeitswirksamkeit