AStA Nachhaltigkeitsreferat
Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin
Inhalt
Zentrale Aufgabe des Referats ist die Sensibilisierung von Studierenden für nachhaltigkeitsbezogene Themen wie Klimawandel, Ressourcen- und Energieknappheit oder nachhaltiges Wirtschaften. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, soll es neben der eigenen Projektumsetzung als zentraler Ansprechpartner für Studierende, nachhaltige Projekte und Initiativen helfen, deren Ziele zu verwirklichen und der Hochschule somit neue Impulse zu geben. Durch die Dokumentation werden wiederkehrende Tätigkeiten und Prozesse nachvollziehbarer gemacht und damit Zeit, Ressourcen und Geld gespart.
Kontext
Die Schaffung des Referats wurde im Rahmen einer 100-seitigen studentischen Belegarbeit zum Thema Umweltmanagement an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) vom Studiengang Umweltinformatik empfohlen. Die Autor_innen postulierten, dass die Studierendenschaft sowie die HTW Berlin als Institution mangels Nachhaltigkeit in den Bereichen Forschung und Lehre im Wettbewerb mit anderen Hochschulen an Boden verlieren könnte. Daraufhin hat das Studierendenparlament (StuPa) im Juli 2011 nach vergeblicher Kommunikation mit der damaligen Hochschulleitung eigens ein mit zwei Personen besetztes Nachhaltigkeitsreferat des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) geschaffen.
Ziele
Das Referat für Nachhaltigkeit dient als zentraler, studiengangs- und fachbereichsübergreifender Ansprechpartner für alle studentischen Gruppen zu Themen ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit. Durch Bündelung der Interessen und Vernetzung der studentischen Gruppen soll sowohl die Außenwirkung der Studierendenschaft zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen als auch deren studentische Wahrnehmung verbessert werden. Um dies zu erreichen, werden gezielt Aktionen sowie Veranstaltungen organisiert und koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem Öffentlichkeitsreferat des AStA eine breite hochschulinterne Öffentlichkeit angesprochen. Durch das Begleiten und Beraten der Planungsaktivitäten von Studierendenschaft und Hochschule trägt das Referat Sorge für die Erstellung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsleitlinien der HTW. Des Weiteren sollen wiederkehrende Prozesse und Tätigkeiten der studentischen Gremien analysiert, verbessert und dokumentiert werden, um Zeit, Ressourcen und Geld zu sparen.
Strukturen und Inhalte
Das AStA-Referat für Nachhaltigkeit ist ein studentisches Ehrenamt und unterliegt der Rechenschaftspflicht gegenüber dem Studierendenparlament (StuPa). Anfang des Semesters suchen sich die Referent_innen ein bis zwei Projekte, aus welchen sie selbstständig initiieren möchten. Neben der reinen Projektarbeit müssen administrative Aufgaben wie AStA- und StuPa-Sitzungen wahrgenommen werden, in denen die Referent_innen über ihre Tätigkeiten informieren. Inhaltlich konzentriert sich das Referat darauf, nachhaltigen Projekten und Initiativen zu helfen, ihre Ziele zu verwirklichen und diese Gruppen zu vernetzen. Im Referat sind aktuell zwei Referatsstellen besetzt, welche mit einem wöchentlichen Engagement von ca. 10 bis 15 Stunden angesetzt sind. Projektgelder können per Antrag vom Nachhaltigkeitsreferat im AStA in maximaler Höhe von 1.000 Euro beschlossen werden. Diese Gelder werden aus dem Semesterbeitrag (7 Euro pro Semester und Person) der Studierenden genommen, welche das StuPa verwaltet. Beträge über 1.000 Euro müssen per Antrag dem StuPa auf einer Sitzung vorgelegt werden. Das Nachhaltigkeitsreferat arbeitet mittlerweile eng mit der Umweltmanagementbeauftragten der Universität zusammen.
Ergenbnisse
Innerhalb der letzten drei Jahre wurden folgende Ergebnisse erreicht:
- 16 Nachhaltigkeitsstammtische (Vernetzung und Informationsaustausch, regelmäßig präsentieren Projektgruppen ihre Arbeit, Teilnehmer_innenanzahl: 6 bis 25)
- Ein Nachhaltigkeitstag wurden nanziell und organisatorisch unterstützt
- Sechs Bücherbasare (Weitergabe von nicht mehr gebrauchter Literatur)
- Energiesparkampagne (SMERGY) mit der BUNDJugend über ein Semester (mehr als 2.000 Personen wurden auf Facebook erreicht, Einsparpotenzial von 56 Tonnen CO2 und 22.000 Euro)
- Zwei Buchtauschregale (eins pro Campus) (Regale sind stets gut gefüllt)
- Vereinfachung der Einarbeitung neuer Referent_innen
- Informelle Unterstützung beim Einführungsprozess eines Umweltmanagementsystems nach EMAS an der HTW Berlin, Zertifizierung in den kommenden Jahren
- Finanzielle und organisatorische Unterstützung beim Aufbau zweier Insektenhotels (stud. Semesterprojekt, Sensibilisierung zum Thema Biodiversität)
- Unterstützung bei der Gründung einer Urban Gardening Gruppe (mittlerweile über 140 Mitglieder_innen), welche auf einem Areal von 1.000 m2 eine Gartenlandschaft entstehen lässt
- Einzelne Workshops zu den Themen SlowFood, Kleidertausch und Urban Gardening (Augenmerk auf die Sensibilisierung der Teilnehmer_innen)
- Weitergabe von Wissen auf dem Kongress nachhaltige Hochschule und dem Symposium Sustainability in Science (SISI 2014) sowie auf Vernetzungstreffen von Nachhaltigkeitsinitiativen von Berlin/Brandenburg
- Einführung des CampusCup (wiederverwendbarer Kaffeebecher aus Porzellan) zusammen mit dem Studentenwerk Berlin
Implementierungsstrategie
Folgende Punkte stellen die wichtigsten Meilensteine im Rahmen der Implementierung des Nachhaltigkeitsreferats des AStA dar:
- Anfertigung eines Umweltberichts im Rahmen einer studentischen Belegarbeit Mitte 2010
- Umfrage hat den Ist-Zustand zum Thema Umweltschutz an der HTW dargelegt. Ergebnis: Die Studierenden als auch die Dozent_innen und Professor_innen sowie Mitarbeiter_innen sind motiviert, oder lassen sich wenigstens motivieren, aktiv beim Thema Umweltschutz an der HTW mitzuwirken
- Ermittlung weiterer Ist-Zustände durchgeführt: Energiemanagement, Wassercontrolling, IT-Beschaffung, Büromittelbeschaffung und Dokumentation im Umweltmanagement
- Schaffung des AStA-Referats durch das StuPa (Mitte 2011)
- Im ersten Grundsatz der Leitlinien der HTW Berlin bekennt sich die Hochschuleflexplizit zur Berücksichtigung ökologischer und sozialer Probleme. Dieser Verpflichtung und dem grünen Image der HTW wird sowohl die Hochschule als auch die Studierendenschaft derzeit nicht gerecht. Es gibt bereits zahlreiche studentische Initiativen und Projekte, welche Probleme und Missstände insbesondere im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit aufzeigen konnten und Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet haben. Aufgrund fehlender Vernetzung und mangelhafter Kommunikation gab es in den Projekten vielfach Überschneidungen und Redundanzen
- Zweite Generation von Nachhaltigkeitsreferenten (Ende 2013)
- Externe Vernetzung mit anderen Nachhaltigkeitsinitiativen
- Teilnahme am Kongress nachhaltige Hochschule und Symposium: SISI 2014
- Initiierung des Stammtisches Nachhaltigkeit als Vernetzungs- und Informationsplattform
- Digitales und nachhaltiges Dokumentieren von Projekten in einem internen allgemeinen Wiki der Studierendenschaft sowie für das Nachhaltigkeitsreferat über eine Dropbox, in der alle projektrelevanten Dateien gesammelt werden; zu jeder Projektidee gehört in der Regel ein Protokolldokument, in dem z. B. die letzten Ereignisse, Ansprechpartner_innen oder eine Aufgabenverteilung hinterlegt sind.
Begünstigende Faktoren und Möglichkeitsfenster für die erfolgreiche Implementierung waren dabei:
- Engagierte Professor_innen, welche Belegarbeiten sinnvoll einsetzten
- Eine gute Antragsgrundlage (Umweltbericht 2010) für die Schaffung des Referats
- Studiengänge mit Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbezug an der HTW wie Umweltinformatik, Life Science Engineering, Regenerative Energien u.v.m.
- Ein Leitbild der Hochschule, in dem Nachhaltigkeit verankert ist
- Eine bereits vorhandene Nachhaltigkeitsinitiative an der HTW (einleuchtend e.V.)
- Eine gute Vernetzung mit der Hochschulleitung auf Augenhöhe (durch gemeinsames Hochschulessen von Hochschulleitung und studentischen Vertreter_innen)
- Finanzielle Unabhängigkeit der Studierendenschaft
- Gute Kommunikationsmöglichkeiten (Zugriff auf gesamten Studierendenverteiler)
- Kostenlose Raumbuchung 78
- Seit 2015 eine neue Hochschulleitung, welche sich dem Thema Nachhaltigkeit mehr verpflichtet sieht (neuer Kanzler der HTW war ehemaliger Kanzler an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde)
Folgende Herausforderungen entstanden während der Implementierung:
- Überzeugung des Studierendenparlaments von der Schaffung eines Nachhaltigkeitsreferats mit zwei Referent_innen
- Hochschulleitung war zu dem Zeitpunkt für ein zusätzliches Engagement zum Thema Nachhaltigkeit über das Leitbild hinaus nicht zu bewegen
- Ziel und Zweck des Referats wird regelmäßig aufgrund der „Finanzbelastung“ hinterfragt, Erfolge ökologischer Projekte sind selten direkt finanziell bilanzierbar
- Aufgrund der Komprimierung von Studieninhalten und einem möglichen Nebenjob sind Studierende, welche sich länger engagieren können, schwer zu finden. Auch fehlt aufgrund der kurzen Studiendauer bis zum Bachelor die langfristige Bindung an die eigene Hochschule
- An Hochschulen, welche wenige Studiengänge mit Umweltbezug haben, könnte sich die Einführung und Akzeptanz eines solchen Referats als schwieriger erweisen
Erfahrungsbericht
Die Projekte des Nachhaltigkeitsreferats erfreuen sich immer mehr Beliebtheit. Der Stammtisch Nachhaltigkeit hatte zu Spitzenzeiten 25 Teilnehmer_innen. Der Kanzler der HTW, Claas Cordes, ist ein regelmäßiger Gast, der immer wieder die Wichtigkeit einer solchen Plattform und eines solchen Referats hervorhebt. Der größte Erfolg der letzten Zeit gipfelt in der Gründung einer Urban Gardening Gruppe, welche das erste Mal auf einem Stammtisch Feedback zur Idee abholte und dann innerhalb weniger Monate eine riesige Gartenlandschaft aufbaute. Das Nachhaltigkeitsreferat wird von Mitarbeitenden und Studierenden rege kontaktiert. Das Interesse an Nachhaltigkeitsthemen ist weiterhin deutlich zu erkennen. In Zukunft soll das Referat bei der Einführung des Umweltmanagementsystems involviert werden. Ein weiteres Ziel wird es sein, Studierende stärker für eigene Projekte zu ermutigen. Unserem Wissen nach existieren an diversen Hochschulen Referate mit ökologischem Bezug, jedoch ist unser Referat eines der wenigen, welches mit zwei Referenten besetzt ist und welches das Thema Nachhaltigkeit als alleinigen Schwerpunkt hat.
Kernprinzipien
- Angebot einer Plattform für ehrenamtliches Engagement für eine nachhaltige HTW seitens der Studierenden.
- Das Referat wird über ehrenamtliche Strukturen geführt und besteht momentan aus zwei Referent_innen, welche vom StuPa gewählt werden und dafür keine ECTS-Punkte bekommen; eine Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement der Hochschule und eine finanzielle Aufwandsentschädigung sind möglich.
- Es versteht sich als Initiator, Unterstützer und Bindeglied von Projekten für eine nachhaltigere HTW.
- Das Maß der Institutionalisierung ist aufgrund der studentischen Gremientätigkeit nach Berliner Hochschulgesetz sehr hoch.
- Die studentische Vertretung erhält von der Hochschulleitung weitreichende Befugnisse, wie den Mailverteiler mit mehr als 13.000 Studierenden ohne Rücksprache nutzen sowie Räumlichkeiten kostenlos mieten zu können.
- Die Vernetzung mit der Hochschulleitung ist durch ein jedes Semester statt findendes Hochschulessen sehr gut ausgeprägt (einmal lädt der AStA ein, einmal die Hochschulleitung).
- Zu guter Letzt verfügt die Studierendenschaft über ausreichende Finanzmittel (s.o.).