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Ressourcen / Good Practice

Abfallkonzept TU Kaiserslautern

Technische Universität Kaiserslautern (TUK)

Inhalt

Kontext

Das Projekt wurde von Dr.-Ing. M. Ripp, Geschäftsführer des Fachbereichs Maschinenbau und Verfahrenstechnik und Mitarbeiter am Lehrstuhl der Mechanischen Verfahrenstechnik, initiiert. Es ist daher in den Bereichen Forschung und Betrieb angesiedelt. Die Durchführung erfolgte in Form eines Studienprojekts an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). Im Zeitraum April bis Oktober 2016 haben drei angehende Wirtschaftsingenieurinnen mit Vertiefung Umwelt- und Verfahrenstechnik (L. Sterle, T. Körber, J. Vesque) eine Studie realisiert. In der Folge des Projekts haben sich die Maßnahmen zur Umsetzung von effizienter Mülltrennung im Nachhaltigkeitsbüro und in der zuständigen Fachabteilung der Hochschulverwaltung verstetigt. Damit wurde die andauernde Optimierung des Abfallmanagements institutionalisiert [1]. Das offizielle Nachhaltigkeitsbüro der TUK ist eine eigens entwickelte hybride Plattform für alle Nachhaltigkeitsbelange der Universität und damit erster Ansprechpartner für ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit an der TUK.

Ziele

Zielsetzung der Arbeit war das vorhandene Abfallkonzept sowie dessen Umsetzung zu analysieren und Verbesserungspotenziale herauszuarbeiten. Das Abfallkonzept einer Universität beschäftigt sich, bedingt durch diverse Forschungseinrichtungen und die Vielfalt der Fachrichtungen, mit einer großen Bandbreite an Abfallsorten. Die Abfallmengen sind zusätzlich abhängig von der Anzahl der Studierenden und Mitarbeitenden. Wesentliche Ziele der Studie waren die Verbesserungspotenziale hinsichtlich der Reduzierung der Kosten sowie hinsichtlich einer höheren stofflichen Wiederverwertungsquote aufzuzeigen. Sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Sicht ergibt sich die Notwendigkeit ein effizientes Abfallkonzept zu entwickeln. Dieses Projekt sensibilisiert Studierende und Mitarbeitende für den bewussten Umgang mit den begrenzten Ressourcen des Planeten. Die bewusste und korrekte Trennung der verschiedenen kommunalen Abfallfraktionen ist für das stoffliche Recycling von Rohstoffen unerlässlich. Für das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung sind die Vermeidung, die Vorbereitung zur Wiederverwendung, das Recycling, die Verwertung und die Beseitigung des Abfalls von hoher Relevanz. Das Studienprojekt nimmt mit der Abfallreduktion sowie des Recyclings Bezug auf das Sustainable Development Goal (SDG) 12: „Verantwortungsvoller Konsum“.

Strukturen und Inhalte

Das Projekt, das zunächst als Studienprojekt startete, hat sich inzwischen im Nachhaltigkeitsbüro und der zuständigen Fachabteilung der Hochschulverwaltung etabliert. Zentrale Inhalte der Studienarbeit waren, das bestehende Abfallkonzept zu analysieren, die vorhandenen Abfallbehälter zu katalogisieren, eine genaue Aufschlüsselung der verursachten Kosten und einen Vergleich mit anderen Universitäten zu erstellen. Des Weiteren wurde eine empirische Analyse zur Ermittlung der Abfallströme in einem exemplarisch ausgewählten, stark frequentierten Bereich der TUK durchgeführt. Hierfür wurde zuerst die bestehende Qualität der Abfalltrennung erfasst. Anschließend wurden die Möglichkeiten zur Abfalltrennung mit mehreren unterschiedlichen Typen von Getrenntsammlern verändert und zum Schluss gegenübergestellt. Studierende sowie Universitätsangehörige wurden zusätzlich über Plakate und Rundmails auf die Thematik aufmerksam gemacht und zur Abfalltrennung aufgerufen. Zudem wurden die Behälter für Studierende ansprechend gestaltet und über die Plakate der gewünschte Behälterinhalt kommuniziert. Alle Teilnehmenden der Universität können durch ihr Abfallentsorgungsverhalten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Das Nachhaltigkeitsbüro arbeitet weiterhin an Kampagnen zur Sensibilisierung für Mülltrennung. Die Steigerung des Trenngrads der Abfallentsorgung bietet neben dem ökologischen Nutzen auch letztendlich ökonomische Vorteile für die TUK.

Ergebnisse

Im Projekt konnte gezeigt werden, dass in dem betrachteten Bereich mit Mülltrennung, der Restmüll von ca. 83 % auf durchschnittliche 31 % gesenkt werden kann. Die Reduktion von 52 % Restmüll konnte auf 19 % Papier, Pappe und Karton (PPK), 6 % Duales System Deutschland (DSD) und 27 % Biomüll umverteilt werden. Als Konsequenz daraus können die Abfallentsorgungskosten für die TUK jährlich deutlich, um mindestens 10.000 €, gesenkt werden.

An der TUK wird es daher, voraussichtlich ab Sommer 2018, eine systematisch einheitliche Abfalltrennung geben. Hierfür wurden, auf Basis der Studie, für die TUK Spezifikationen und ein umfassender Anforderungskatalog mit harten Nachhaltigkeitskriterien für einheitliche Abfalltrennbehälter mit Deckel erstellt. Diesem aufwändigen Vergabeverfahren haben sich auch angegliederte Forschungsinstitute der Science Alliance Kaiserslautern angeschlossen.

Da die Hörsäle der TUK keine Entsorgungsmöglichkeiten bieten, also komplett „müllfrei“ sind, müssen sich Studierende eine längere Zeit als üblich mit der korrekten Entsorgung auf dem Weg zu den neuen Abfall-Trenn-Stationen beschäftigen. Durch die allgegenwärtige Thematik der Abfallentsorgung werden alle rund 15.000 Universitätsangehörigen, direkt für korrekte Abfalltrennung und Abfallvermeidung und indirekt für den bewussten Umgang mit den planetaren Ressourcen sensibilisiert.

Da Farbgestaltung und die Bildsprache explizit an die kommunale Entsorgung in Stadt und Landkreis Kaiserslautern angepasst sind, können Mitarbeitende und Studierende das antizipierte Verhalten an der Universität auch im privaten Bereich direkt umsetzen. Insbesondere für die zahlreichen Universitätsangehörigen mit internationaler Herkunft wird erstmals ein alltäglich erlebbares Lernumfeld geschaffen, um sich ungezwungen und dauerhaft mit den lokalen Eigenheiten vertraut zu machen. Die TUK gehört zu den größten Einrichtungen im Entsorgungsgebiet und trägt maßgeblich zum kommunalen Abfallaufkommen bei. Die Universitätsangehörigen stellen rund 10 % der Stadtbevölkerung und sind zusätzlich auf Grund der hohen Wohnortfluktuation für die langfristig ausgelegte Bewusstseinsschaffung der kommunalen Entsorgungsbetriebe nicht zugänglich. Damit wird das immense Multiplikationspotenzial dieses Projektes deutlich.

Implementierungsstrategie

Meilensteine

Begünstigende Faktoren

  • Die Unterstützung eines Lehrenden der TUK und des Nachhaltigkeitsbüros
  • Die TUK als Campusuniversität Herausforderungen
  • Die Beschaffung der Abfallbehälter (Ausschreibung, Leistungsverzeichnis, etc.)

Erfahrungsbericht

Das Projekt erhielt positive Resonanz der zuständigen Fachabteilung der Hochschulverwaltung und des Nachhaltigkeitsbüros und wird mit deren Hilfe umgesetzt. Weiterführende Aktivitäten in Form von Kampagnen zur Sensibilisierung der Abfalltrennung, werden vom Nachhaltigkeitsbüro bzw. der zugehörigen Hochschulgruppe „FUTURE Nachhaltigkeit“ gestaltet.

Kernprinzipien

  • Alle Statusgruppen einer Universität sind eingebunden
  • Die Transparenz für Veränderungsprozesse ist für alle bis ins letzte Detail gewährleistet und zeigt allen Interessierten die oft unbekannte Realität und die Wirkung von Veränderungen auf
  • Alle Hochschulen, an denen kein konsistentes Abfallkonzept existiert, können ohne große Probleme ein solches Projekt umsetzen
  • Ein explizites Lehrgebiet muss nicht zwangsläufig vorhanden sein, wäre aber von Vorteil
  • Der wissenschaftliche Anspruch kann entsprechend den Gegebenheiten hochschulspezifisch angepasst werden
  • Als Erfolgsfaktor war die Einbettung in eine Studienleistung maßgeblich, die in Form eines Studienprojekts mit sechs ECTS-Punkten und auf 180 Stunden pro Person angesetzt war
  • Die Umsetzung und Weiterführung durch ein Nachhaltigkeitsbüro oder eine entsprechende Fachabteilung der Hochschulverwaltung ist zur Ergebnissicherung und konkreten Maßnahmenumsetzung zwingend erforderlich