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perspektive n Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die zweite perspektive n hat innerhalb von zweieinhalb Jahren auf dem Campus der Martin- Luther-Universität in Halle stattgefunden.

Die Rolle der Universität in der sozial-ökologischen Transformation

Die zweite perspektive n hat innerhalb von zweieinhalb Jahren auf dem Campus der Martin- Luther-Universität in Halle stattgefunden. Bereits im Sommer 2017 veranstaltete die Studierendeninitiative Nachhalltig gemeinsam mit dem netzwerk n eine Diskussion über die transformative Universität. Ließ sich während der Diskussion eine große Bereitschaft zum Handeln auch seitens des Kanzlers erkennen, so verebbte der Enthusiasmus seitens der Studierenden schnell, als deutlich wurde, dass die Gesprächsbereitschaft aus dem Rektorat und konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung ausblieben. In der Zwischenzeit hat sich auf dem Campus einiges getan: Eine Green Office-Initiative wurde gegründet, ein neues Rektorat hat sich konstituiert und nicht zuletzt haben viele engagierte Studierende im Rahmen von Fridays for Future beschlossen, das klimapolitische Engagement auch auf die Universität zu erweitern.

Die Gruppe veranstaltete an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und der Martin- Luther-Universität im Kontext der bundesweiten Public Climate School eine Klimawoche, deren inhaltlicher Abschluss die Fishbowl-Diskussion der Reihe perspektive n bildete. Am Tag zuvor fand eine studentische Vollversammlung statt, zu deren Einberufung im Vorfeld 1.600 Unterschriften gesammelt wurden. Drei wesentliche Forderungen wurden verabschiedet: die Solidarisierung der Universität mit den Forderungen von Fridays for Future, eine Kultur der Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre und die Klimaneutralität der Martin-Luther-Universität bis 2025.

Unter der Leitfrage, welche Rolle die Universität in der sozial-ökologischen Transformation spielt, wurden die Möglichkeiten und Handlungsnotwendigkeiten hin zu einer nachhaltigen Hochschule diskutiert. Der Titel der Debatte machte bereits deutlich, dass durch die Klimakrise Fragen einer postfossilen Lebensweise an die Universität adressiert werden. Im ersten Teil standen die Aufgaben von Forschung und Lehre im Mittelpunkt, im zweiten Teil sollten geeignete Governance-Strukturen thematisiert werden.

Konsens herrschte hinsichtlich der eingangs gestellten Frage, ob die Martin-Luther-Universität in Sachen Nachhaltigkeit noch am Anfang stünde. Rektor Prof. Dr. Christian Tietje betonte, dass bereits einige Prozesse angestoßen wurden, wie der geplante Anschluss der Universität an das Nachhaltigkeitsnetzwerk HOCHN, bestätigte jedoch auch, dass zur Erreichung der Klimaziele ein grundlegender Wandel an der Universität notwendig sei. Die Studierenden zeigten auf, dass Klimaschutz nicht mehr nur eine Frage der Naturwissenschaften sei und sich daraus eine Notwendigkeit ergäbe, diese Fragen gesamtuniversitär zu denken und geeignete Strukturen zu etablieren. Auch in diesem Punkt herrschte Einigkeit auf dem Podium, wo die großen Konfliktlinien an diesem Abend ausblieben.

Im Jahr 2019 ist die Notwendigkeit für klimabewusstes Handeln deutlich zu spüren. Spannend wurde es bei der Frage, wie dieses auch gesamtuniversitär implementiert werden könne. Das Stimmungsbild im Saal zeigte vorab, dass es an konkreten Strukturen zur Förderung von Engagement und zur Umsetzung von Nachhaltigkeit noch fehle. Nach dem Vorbild der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde wurde die Einrichtung eines Runden Tisches diskutiert. Ob dies die geeignete Governance-Struktur für die Universität ist, blieb offen, doch signalisierte das Rektorat diesbezüglich große Gesprächsbereitschaft. Die Etablierung starker Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Universität verlange nicht zuletzt die Bereitschaft der Mitarbeiter_innen und Studierenden, weshalb hier insbesondere der Dialog gesucht werden müsse.

Die Gesprächsbereitschaft aller Beteiligten und die geringen Reibungspunkte bei Fragen zur grundsätzlichen Ausgestaltung einer nachhaltigen Entwicklung an der Martin- Luther-Universität zeigen, dass der Ansatz, gemeinschaftlich Lösungen zu finden, in Halle auf fruchtbaren Boden trifft. Das notwendige Commitment für diesen Prozess ist bereits deutlich zu spüren, was nicht zuletzt die in äußerst kurzer Zeit ins Leben gerufene Public Climate School zeigte – Initiativen, Studierende und Dozierende organisierten und führten nahezu 50 Veranstaltungen binnen einer Woche durch.

Das starke Engagement der Green Office-Initiative bewirkte bereits, dass die Einrichtung eines Nachhaltigkeitsbüros zumindest geplant sei. Jetzt müssen die von der Studierendenschaft beschlossenen Forderungen mit der Uni-Leitung konkret diskutiert und verhandelt werden, um anschließend einen gesamtuniversitären Dialog über alle Fakultäten und Fachrichtungen anzustoßen. Mit diesen Aussichten könnte die Martin-Luther-Universität bis zur nächsten perspektive n ein klares Profil in der Nachhaltigkeit gewinnen. Die Bereitschaft zu handeln, so zeigte dieser Abend, ist vorhanden und wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht.

Text: Tilman von Samson, Fridays for Future Halle

Teilnehmer*innen:

  • Prof. Dr. Christian Tietje, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Pia Jorks, Vorstandsmitglied im Klimadelegation e.V.
  • Prof. Dr. Petra Dobner, Dekanin der Philosophischen Fakultät I
  • Tilman von Samson, Fridays for Future Studi AG
  • … und alle Anwesenden
  • Moderation: Fridays for Future Halle