Nachhaltigkeit ist nicht alles, aber ohne Nachhaltigkeit ist bald alles nichts.
7. Juli 2017 · Leonie Liekefett
perspektive n an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
Gastbeitrag von Patricia Mohr, ZukunftsPHähig
Am 29. Juli kurz vor halb sechs an der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg: Die studentische Nachhaltigkeitsinitiative ZukunftsPHähig traf die letzten Vorbereitungen für die ans Fishbowl-Format angelehnte Diskussion zum Thema nachhaltige Hochschulgestaltung mit dem Titel „Unsere Hochschule: Zukunftsfähig?!“. Fishbowl heißt, dass sich alle Anwesenden auf freie Stühle auf das Podium setzen können und dadurch die Diskussion mit Fragen, Ergänzungen und Kommentaren bereichern können. Als feste Diskutant_innen saßen Martin Fix, Rektor der PH, Katrin Bederna, Theologieprofessorin und Leiterin der Abteilung katholische Theologie, Armin Lude, Biologieprofessor und Leiter des Hochschulnetzwerks Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Baden-Württemberg, und Patrica Mohr als studentische Vertretung auf dem Podium. Als externer Gast brachte Armin Gemmrich, Leiter des Deutschen Instituts für Nachhaltige Entwicklung und ehemaliger Nachhaltigkeitsbeauftragter an der Hochschule Heilbronn, seine wertvollen Erfahrungen ein. Johannes Geibel und Michael Flohr vom netzwerk n begleiteten und moderierten die Veranstaltung, die im Rahmen der bundesweiten Reihe perspektive n stattfand. Das netzwerk n ist ein Nachhaltigkeitsnetzwerk von Studierenden, Promovierenden und jungen Berufstätigen, die sich dem Ziel verschrieben haben, die Hochschulen in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu transformieren.
Eine anfängliche Meinungsabfrage mit Farbkarten zeigte deutlich die Einigkeit der Zuhörerschaft: Die Pädagogische Hochschule steckt im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Doch das soll sich in Zukunft ändern; die engagierte, lebhafte und konstruktive Diskussion brachte allerlei Impulse, wie und mit welchen Ansätze die Nachhaltigkeit in die Struktur der Hochschule integriert werden könnte: Ein durch den Senat eingesetzter Nachhaltigkeitsrat mit konkreten Kompetenzen und Zuständigkeiten, eine Nachhaltigkeitsbüro mit einer Koordinierungsstelle und studentische Hilfskräften, die Einführung eines Umweltmanagementsystems sowie die verstärkte Aufnahme von BNE in der Lehre waren zentrale Themen an diesem Abend. Letzteres ist bereits deshalb unabdingbar, da in den 2016 von der Landesregierung veröffentlichten Bildungsplänen BNE als eine zentrale Aufgabe von Lehrer_innen festgelegt wurde. Eine weitere Farbkartenabstimmung zeigte im letzten Drittel der Veranstaltung, in der es um konkrete Vorhaben und die nächsten Schritte ging, dass sich die Studierenden insbesondere die Einrichtung einer spezifischen Stelle wünschen, die sich an der PH Ludwigsburg der nachhaltigen Entwicklung annimmt und bei der alle Fäden zusammenlaufen. Armin Gemmrich stützte diesen Ansatz und stellte die Vorzüge dieses für ihn wirksamen Instruments hervor: Eine zentrale Struktur schaffe Verbindlichkeit und Verantwortlichkeiten und setze die Nachhaltigkeit beständig auf die Agenda; in Verbindung mit einem Umweltmanagementsystem böte sich die Chance, die gesamte Einrichtung vor dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung neu auszurichten.
Während des Abends hatten die Anwesenden immer wieder die Gelegenheit, sich in kleinen „Murmelrunden“ untereinander auszutauschen und selbst Ideen zu spinnen. Zwei leere Stühle standen auf dem Podium bereit, damit diese Ideen anschließend auch Eingang in die Diskussion finden konnten. Nach einer anfänglichen Zurückhaltung wurden die Stühle auch fleißig besetzt. Patricia Mohr formulierte zum Abschluss der Diskussion, dass die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und unseres Planeten oberste Priorität haben müsse, auch und gerade an Hochschulen, da an diesen Ort ein beträchtlicher Teil eines Jahrgangs lernt und Erfahrungen sammelt. Sie forderte daher, dass die Hochschulleitung an der PH ein Zeichen setzen müsse. Trotz der berechtigten Bedenken, dass Zielkonflikte entstehen können und auch die ökonomische Seite mitgedacht werden muss, äußerte sich Martin Fix als Vertreter der Hochschulleitung sehr offen, machte erste Zugeständnisse und gestand die Wichtigkeit des Themas ein. Erste Schritte sind für ihn die Beteiligung der Hochschulleitung am kürzlich gegründeten Runden Tisch für Nachhaltigkeit wie auch die Benennung eines Senatsbeauftragten für Nachhaltigkeit; auch über die Einführung eines Umweltmanagementsystems soll nachgedacht werden – Armin Gemmrich steht jedenfalls gerne beratend zur Verfügung, um seine positiven Erfahrungen von der Hochschule Heilbronn im weiteren Prozess noch intensiver einzubringen.
Im Anschluss konnten die andiskutierten Themen gemütlich und persönlich bei Snacks vom Foodsharing und kühlen Getränken vertieft und Pläne für die weiteren Schritte geschmiedet werden. Zufrieden mit der konstruktiven Diskussion, ist die studentische Nachhaltigkeitsinitiative ZukunftsPHähig nun gespannt auf die künftige Entwicklung und die kommenden Schritte der Hochschulleitung; die Basis wurde gelegt, nun gilt es, die Umsetzung folgen zu lassen.
Diskutant_innen:
Prof. Dr. Martin Fix, Rektor der PH Ludwigsburg
Prof. Dr. Katrin Bederna, Leiterin der Abteilung katholische Theologie
Prof. Dr. Armin Lude, Biologe
Prof. Dr. Armin Gemmrich, Leiter des Deutschen Instituts für Nachhaltige Entwicklung Heilbronn
Patricia Mohr, studentische Vertreterin, Mitglied ZukunftsPHähig
Johannes Geibel, Vorstand netzwerk n e.V., Nationale Plattform WAP
Moderation:
Michael Flohr, Doktorand Universität Erfurt, Fachforum Non-formales und informelles Lernen/Jugend im Weltaktionsprogramm BNE
P.S.: Alle Berichte zu den vergangenen Veranstaltungen findest Du auf unserer Seite zur perspektive n