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Nachhaltige Hochschulgestaltung in Freiburg: Grüne Universitätsbibliothek, ein Nachhaltigkeitsbüro und der Tanzbrunnen

Auf einen Campusrundgang mit netzwerk n Vorstandsmitglied Leonie

Der heiße Sommer lässt das netzwerk n nicht müde werden, sondern regt dank verschiedenster Anfragen immer wieder die Kreativität an. So wünschte sich die SPD Freiburg dem netzwerk n eine Plattform zu geben, um unser Konzept der universitären Nachhaltigkeitstransformation im Rahmen des SPD Sommerprogramms vorzustellen. Somit hatte Leonie als lokal verwurzeltes Vorstandsmitglied die Möglichkeit mit einem Stadtspaziergangs über das Freiburger Campusgelände, die Elemente der universitären Nachhaltigkeitstransformation anschaulich nahezubringen.

Trotz der nachmittäglichen Sommerhitze fand sich eine bunt gemischte Gruppe interessierter und diskussionsfreudiger Freiburger_Innen zusammen – darunter Studierende und Renter_Innen, oder auch die SPD Landtagsabgeordnete Gabi Rolland, die als Sprecherin für Umwelt- und Hochschulpolitik besonders nach der Verantwortung der Universitäten fragt. Die anfängliche Murmelrunde zum Nachhaltigkeitsverständnis zeigte einen verbreiteten Fokus auf soziale Nachhaltigkeit und stellte die Basis für einen anhaltenden sehr interaktiven Spaziergang. Dieser führte die Gruppe über das Campusgelände und stellte an verschiedenen Stationen exemplarisch die Säulen der universitären Nachhaltigkeitstransformation dar: Wie nachhaltig ist die Uni Freiburg heute? Und wie könnte eine noch nachhaltigere Uni aussehen?

Betrieb. Die erste Station führte zur neuen Universitätsbibliothek, die durch ihre auffällige Architektur das Stadtgespräch bestimmt. Aber ist sie auch ein Beispiel für einen nachhaltigen universitären Betrieb? Tatsächlich zeichnet sich die Bibliothek durch ihr modernes Energiekonzept aus. So werden die Räume mit Brunnenwasser gekühlt und die stadtgrößte PV Anlange auf dem Dach deckt 10% des Energiebedarfs. Auch das einmalige Konzept einer Fahrradtiefgarage erscheint als löbliche nachhaltige Infrastrukturmaßnahme. Für eine umfassend nachhaltig betriebene Bibliothek sollte jedoch auch zum Beispiel auf das Lebensmittelangebot im Café oder den Versiegelungsgrad um das Gebäude geachtet werden.

Governance. Eine zum öffentlichen Bücherschrank umgestaltete Telefonzelle markierte den nächsten Halt. Sie wurde von der Studierendeninitiative Weitblick Freiburg e.V.i errichtet mit dem Ziel, Bildung allen zugänglich zu machen und gleichzeitig durch die Wiederverwendung ausgelesener Bücher Ressourcen zu schonen. An diesem greifbaren Beispiel wurde das in den letzten Jahren stetig gewachsene studentische Nachhaltigkeitsengagement an der Uni Freiburg herausgestellt. Zum Beispiel hatte sich im Mai 2018 die Initiative Nachhaltigkeitsbüro gegründet, eine Gruppe nachhaltigkeitsengagierter Studierender, die die strukturelle Verankerung von Nachhaltigkeit an der Uni Freiburg vorantreiben wollen. Die Wirkkraft und das Potenzial von studentischem Engagement kann dabei durch entsprechende Maßnahmen zeitlich, räumlich und finanziell von der Universitätsleitung gewürdigt und unterstützt werden. Dies ist Teil der Nachhaltigkeits-Governance einer Uni, die sich in Freiburg unter anderem durch einen Arbeitskreis nachhaltige Universitätii aufstellt, aber zum Beispiel durch die Etablierung eines Green Office noch viel mehr Potentialkraft entfalten könnte.

Lehre und Forschung. Weiter ging es zum Platz der weißen Rose, dem Herzstück des Unicampus Freiburg. Umgeben von Hörsaalgebäuden und Fachschaftsbibliotheken konnte hier gut auf die nachhaltigen Lehre und Forschung an der Uni Freiburg eingegangen werden. So gibt es einige interdisziplinäre Studiengänge, als auch vor allem im technischen Bereich explizit nachhaltigkeitsorientierte Studiengänge. Dahingehend wird vor allem am Frauenhofer Institut Forschung zu erneuerbaren Energien betrieben. Für den Großteil der Studierenden ist ein Nachhaltigkeitszugang jedoch nur sehr eingeschränkt möglich, was z.B. durch ein Studium Oekologicum strukturell vereinfacht und normalisiert werden könnte.

Transfer. Die letzte Station war der sogenannte Tanzbrunnen, wo sich jeden Sommerabend eine bunte Mischung aus Studierenden und Freiburger Büger_innen zum Paartanz treffen. Ein Beispiel der sozialen Nachhaltigkeit im öffentlichen Raum, wo sich Menschen verschiedenster Altersgruppen, Nationalitäten und Schichten kostenfrei beim Tanzen begegnen, skill sharing betreiben und ein gutes Leben mit minimalem Ressourcenaufwand vorleben. Und besteht hier auch die Möglichkeit zu Transfer? Exemplarisch könnten hier Studierende als Akteur des wechselseitigen, partnerschaftlichen Austausches von Wissen, Ideen und Erfahrungen zwischen Hochschule und Externen verstanden werden. Oder natürlich auch dieser Stadtrundgang selbst, der die Brücke zwischen Universität und Lokalpolitik schlägt.

Der Campusrundgang zeigte, dass die Uni Freiburg sehr wohl Ansätze der nachhaltigen Hochschulgestaltung vorweisen kann. Außerdem zeigte sich der Rektor der Universität Freiburg, Matthias Schennek, bei der perspektive n im Juni 2018 offen und gesprächsbereit für die Forderungen der Studierendenschaftiii. Diese Beispiele sind ein guter Anfang, jedoch nur authentisch, wenn sie als Startpunkt für konsekutiv offensive Nachhaltigkeitsstrategien stehen, z.B. in der umfassenderen Unterstützung des studentischen Engagements oder der aktiven Förderung zur Etablierung eines Green Office. Dahingehend legte die studentische Initiative Nachhaltigkeitsbüro der Universität Freiburg im Juli 2018 ein Positionspapier vor.

Allgemein stellte sich der Stadtrundgang als passendes Format heraus, um mit einem bunt gemischten Publikum ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten und anhand von konkreten Beispielen die oft komplexe und etwas trockene Theorie der Nachhaltigkeitstransformation an Hochschulen anschaulich zu erläutern.

i https://weitblicker.org/stadt/freiburg

ii https://www.nachhaltige.uni-freiburg.de/

iii https://www.netzwerk-n.org/2018-24/

Ein Gastbeitrag von Leonie Schröpfer