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Klasse Klima goes Hochschule

Ein Experiment zur Verstetigung von Klimabildung an Hochschulen mithilfe von Service Learning

Ein Beitrag vom Selina Maier, studentische Mitarbeiterin bei Klasse Klima

Nach einem weiteren durchwachsenen Corona-Sommer und kurz vor Beginn des neuen Wintersemesters wird es wieder einmal Zeit, auf das letzte halbe Jahr im Projekt Klasse Klima zurückzublicken. Denn wir haben im Sommersemester den Sprung von der Schule an die Uni gewagt und die Hochschullandschaft aufgemischt! An insgesamt 7 Hochschulen wurde Klasse Klima als Wahl-Modul unter dem zugegeben etwas sperrigen Titel „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Praxis – durch Engagement Klimaschutz an Schulen fördern“ angeboten. Dafür sind wir mithilfe des Internets quer durch die Bundesrepublik gereist: Studierende der Uni Vechta, Hochschule Rhein-Main, Uni Duisburg-Essen, FU Berlin, Uni Halle sowie TU Dresden und Uni Leipzig konnten das Online-Modul im Wintersemester 2020/2021 bzw. Sommersemester 2021 belegen.

Was genau ist überhaupt dieses „Service Learning“? Um das erstmal klarzustellen: beim Service Learning geht es darum, Bildung und gesellschaftliches Engagement zu verbinden, daher auch die geläufige Alternativbezeichnung „Lernen durch Engagement“. Die Studierenden erhalten dann, wie auch für andere Module, Credit Points und können sich ihr Engagement so für die Uni anrechnen lassen. Besonders bemüht haben wir uns, das Service Learning-Modul für Lehramtsstudierende anzubieten. Bei zukünftigen Lehrkräften ist die Multiplikationswirkung besonders hoch, da diese ihr Wissen an Generationen von Schüler*innen weitergeben. Somit war die Zulassung zum Modul an einigen Unis auf Lehramts-Studierende beschränkt, bei anderen Hochschulen hingegen konnten auch Nicht-Lehrämtler*innen teilnehmen. So weit, so gut.

Und wie sahen nun unsere Service Learning-Veranstaltungen aus? Das Klasse Klima-Modul beinhaltet eine Einführungsveranstaltung, gefolgt von einer 1,5-tägigen Online-Multiplikator*innen-Schulung sowie einer Praxisphase, in der die Teilnehmenden eigene Klimabildungsangebote planen und an Schulen durchführen. Dazu gibt es mehrere Begleitveranstaltungen. An einigen der teilnehmenden Unis ist ein Lernportfolio über die Erfahrungen der Studierenden zusätzlich Voraussetzung für den Abschluss des Moduls. An anderen Hochschulen reicht die Teilnahme an den Veranstaltungen und der Praxisphase sowie einer Reflexionsveranstaltung. Hier deutet sich bereits die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Hochschulen in Bezug auf die Modulorganisation an – die Koordination war für uns als kleines Projektteam keine besonders leichte Aufgabe!

Los ging’s bereits im Januar an der Uni Halle, sozusagen als Feuerprobe für unser noch junges Service Learning-Konzept. Darüber haben wir bereits in unserem letzten Blogbeitrag berichtet, nachzulesen hier. Das Konzept einer 1,5-tägigen Online-Schulung mit vielen Pausen und Möglichkeiten für bildschirmfreien Austausch hat sich bewährt, sodass wir es auch für die nachfolgenden Service Learning-Schulungen beibehalten haben. Alle anderen Service Learning-Veranstaltungen wurden im Sommersemester 2021 angeboten, wobei die Schulungen schon recht früh im Semester stattfanden, um genug Zeit für die Praxisphase von Mai bis Juli einzuräumen. Die Begleittermine dienten zur Besprechung weiterer klimabildungsrelevanter Themen, z.B. der Umweltpsychologie, sowie zur Reflexion und Besprechung der Schulkonzepte.

Spannend für uns war, wie unterschiedlich die Studierenden im Vergleich zu den ehrenamtlichen Multis unsere Angebote annahmen. Beispielsweise hatten nur wenige der (verständlicherweise) online-vorlesungsmüden Studis ihre Kamera während der Veranstaltungen angeschaltet. Da wurde es für die Seminarleitenden zu einer echten Herausforderung, ein Gruppengefühl zu kreieren, was sich bisher in unseren Schulungen recht automatisch einstellte. Außerdem war es oft nicht leicht, die Studierenden während der Praxisphase zur selbstständigen Planung ihrer Schulangebote zu begeistern. Dafür bekamen sie allerdings Unterstützung von den Projektkoordinierenden des jeweiligen Bundeslandes und von bereits erfahrenen Multiplikator*innen. Letztendlich war es ein wichtiges Learning für uns, dass es einen großen Unterschied macht, ob Menschen sich ehrenamtlich, also intrinsisch motiviert, oder im Rahmen von Service Learning, also für Credit Points an der Uni, engagieren. Mit diesem Wissen können wir unsere zukünftigen Service Learning-Kooperationen noch besser auf die Wünsche und Bedürfnisse der Studierenden ausrichten und gleichzeitig die Wirksamkeit erhöhen.

Zum Schluss noch ein Blick auf das Positive: Wir haben es dieses Jahr geschafft, im Rahmen der Service Learning-Schulungen 70 Studierende an 7 verschiedenen Hochschulen zu neuen Multiplikator*innen auszubilden. Viele dieser Hochschulen streben eine weitere Kooperation mit uns an, sodass wir unsere Erfahrungen aus der ersten Runde in weiteren Service Learning-Veranstaltungen einbringen können. Außerdem konnten wir neue Kooperationspartner gewinnen: Im nächsten Jahr wird es voraussichtlich Klasse Klima-Module an der KU Eichstätt, Uni Osnabrück, Uni Göttingen und der Uni Kassel geben. Zusätzlich untersucht gerade eine Abschlussarbeit im Projekt, welche Maßnahmen weiterhin nötig sind, um die Verstetigung von Bildung für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen voranzutreiben. Wir tasten uns also langsam vor in Richtung Verankerung von Klimabildung – dank Service Learning gleichzeitig an Schulen und Hochschulen.

Auch wenn das Projekt im Februar 2022 ausläuft: wir haben Strukturen geschaffen, in denen unsere Vision, Klimaschutz als festen Bestandteil in die Bildungslandschaft zu integrieren, weiterhin fortbesteht. Für November planen wir außerdem noch eine Netzwerk- und Train-the-Trainer-Veranstaltung für Klasse Klima-Freund*innen und Interessierte. Wenn Du Dich für BNE engagierst und Lust darauf hast, Klasse Klima an Deine Hochschule zu bringen, dann schreib uns eine Mail an vorstand@netzwerk-n.org.