netzwerk n

Awareness-Materialien

Verhaltenskodex

Dieser Verhaltenskodex hat das Ziel eine verbindliche Grundlage für die Arbeit und Zusammenarbeit im Verein zu schaffen. Dabei werden Werte und Haltungen formuliert, die als Grundlage für die Entscheidungen und das Handeln aller Personen im netzwerk n dienen. Da dabei vor allem gemeinsame Werte festgelegt werden, geht es in dem Verhaltenskodex nicht um einen genauen Leitfaden über die konkrete Umsetzung. Konkrete Ansätze finden sich bisher in den Austauschräumen und der Bildungsarbeit der AG strukturelle Diskriminierung, zum Umgang mit diskriminierendem Verhalten bei der AG Awareness und den Dokumenten der AG Awareness, sowie insbesondere dem Awarenesskonzept des netzwerk n. Wir arbeiten weiter daran aufbauend konkrete Ansätze und Schritte zu erarbeiten und sind offen für Ideen und Impulse von Personen.

Verhaltenskodex

Das netzwerk n ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein und Netzwerk von überwiegend Studierenden, Initiativen, Promovierenden und jungen Berufstätigen an Hochschulen. Wir engagieren uns für einen gesamtinstitutionellen Wandel an Hochschulen im Sinne einer sozial- ökologischen Transformation. Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass die Aktiven auch ihr eigenes Handeln sowie das strukturelle Handeln des Vereins an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichten. Darunter fällt auch eine diskriminierungskritische Haltung und diskriminierungssensibles Handeln1 für die gesamte interne und externe Wirkung und Arbeit des Vereins2.

Das netzwerk n versteht sich als kritischer Akteur mit studentischer Perspektive für nachhaltigkeitsbezogene Transformationsprozesse an Hochschulen. Erst über eine gesamtinstitutionelle Perspektive, die Berücksichtigung vorhandener Macht- und Diskriminierungsstrukturen und unter Einbezug aller Statusgruppen an Hochschulen können wir unser Ziel der umfassenden Transformation der Hochschulen erreichen.

In unseren Räumen begegnen sich Personen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Identitäten, Hintergründen, Biografien und Erfahrungen. Auch deshalb ist es uns wichtig, einen möglichst sicheren Raum zu schaffen, in dem die vielfältigen Perspektiven Gehör finden können.

Der Verhaltenskodex richtet sich an alle Aktiven im netzwerk n, insbesondere an Vorstand, Mitarbeitende, Multiplikator*innen und Mitglieder des Vereins. Alle im netzwerk n tragen die Verantwortung, im Einklang mit dem Verhaltenskodex verantwortungsbewusst zu handeln, insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung und den Abbau von Diskriminierung.

Achtsamkeit & Solidarität

Wir legen Wert auf einen offenen, ehrlichen und wertschätzenden Umgang miteinander, innerhalb dessen diskriminierende Verhaltensweisen aktiv thematisiert werden sollen, ohne dass Betroffene dazu verpflichtet sind, diese selbst anzusprechen. Wir solidarisieren uns mit Menschen, die von (Mehrfach-)Diskriminierung betroffen sind, unterstützen diese und setzen uns zum Ziel, Perspektiven von Menschen und Kulturen zu berücksichtigen, die diskriminiert werden und in der Gesamtgesellschaft deshalb weniger sichtbar sind.

Diskriminierung & Intersektionalität

Intersektionalität bedeutet, dass unterschiedliche Formen der Diskriminierung nicht isoliert existieren und einfach addiert werden können, stattdessen beeinflussen diese sich gegenseitig und können so neue, komplexe Formen der Benachteiligung hervorbringen. Das netzwerk n steht und agiert in einem intersektionalen Verständnis klar gegen alle Formen und jede Art der Diskriminierung, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und ausschließenden Normierungen: Dies umfasst mindestens Rassismus, White Supremacy, antimuslimischen Rassismus, Gadjé-Rassismus, Antislawismus, Antisemitismus, Sexismus, Heteronormativität, Homofeindlichkeit, Cis-Sexismus, Trans*feindlichkeit inklusive Ausschlüsse von nicht- binären und agender Identitäten, Ableismus, Diskriminierung aufgrund von Armut und Klassismus3. Bezogen darauf möchten wir diskriminierendes Verhalten und diskriminierende Barrieren abbauen.

Die Definitionsmacht über grenzüberschreitende und diskriminierende Situationen liegt bei der/den betroffenen Person/en, dabei findet insbesondere keine Relativierung oder Verharmlosung statt.

Das netzwerk n ist sich gesellschaftlichen Machtstrukturen bewusst und steht kritisch gegenüber Macht- und Hierarchiestrukturen. Die Strukturen des netzwerk n sollen Menschen befähigen, selbstbestimmt zu handeln. Wir erwarten die Bereitschaft sich damit auseinanderzusetzen und zu reflektieren, dass wir alle in diskriminierenden Strukturen aufgewachsen und sehr unterschiedlich von den Konsequenzen betroffen sind. Im Rahmen dieses Bewusstseins erwarten wir eine Verantwortungsübernahme, insbesondere gegenüber internalisierten -Ismen und eigenen Privilegien. Wir setzen uns als Ziel, kontinuierlich eigene Privilegien zu hinterfragen und erwarten eine Offenheit sich mit eigenen Denk- und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen und diese kritisch zu hinterfragen.

Rassistische, sexistische und sonstige diskriminierende Strukturen oder Ä ußerungen werden nicht unkommentiert bzw. ohne Konsequenzen belassen. Es ist wichtig, dass jede*r Einzelne*r gegen Diskriminierung Stellung bezieht, sich in Bezug auf Antidiskriminierung weiterbildet und aktiv gegen Diskriminierung vorgeht; im eigenen Umfeld, im Alltag und bei sich selbst.

Das netzwerk n grenzt sich klar von extrem rechter Ideologie, rechtspopulistischen, faschistischen, nationalistischen, völkischen, verschwörungsideologischen und menschenfeindlichen Positionen sowohl von Organisationen als auch jeglichen Initiativen und Einzelpersonen ab.

Konsens und Sexualisierte Gewalt

Konsens bedeutet die freiwillige, informierte und klare Zustimmung aller Beteiligten zu einer Handlung, ohne Druck, Manipulation oder Zwang. Fehlt diese Zustimmung oder werden persönliche Grenzen verletzt, handelt es sich um Gewalt. Wenn dies im Zusammenhang mit Sexualität geschieht, spricht man von sexualisierter Gewalt. Der Begriff sexualisierte Gewalt soll dabei hervorheben, dass es sich hierbei nicht um Sexualität handelt, sondern primär um eine Form von Gewalt, bei der Sexualität als Mittel zur Ausübung von Macht und Gewalt genutzt wird. Es handelt sich somit meist um Formen der Gewaltausübung, die auf die Überschreitung der Körper-, Persönlichkeits- und Schamgrenzen abzielen. Dies kann körperliche, verbale oder emotionale Gewalt beinhalten und viele Verhaltensweisen und Handlungen umfassen. Einige Beispiele dafür sind: Sexualisierte Bemerkungen über Personen oder deren Körper, sexuell herabwürdigende Gesten oder Verhaltensweisen, unangebrachte und unerwünschte Körperkontakte, körperliche Übergriffe und Vergewaltigung. Es gibt jedoch keine abschließende Definition, die festschreibt, was sexualisierte Gewalt umfasst und was nicht. Die betroffene Person selbst entscheidet über die Grenzziehung und ihre Erfahrung.

Das netzwerk n setzt sich zum Ziel, sich gegen patriarchale Zustände und jede Form von sexualisierter Gewalt und für einen konsensbasierten, solidarischen und respektvollen Umgang einzusetzen. Dies bedeutet, dass jede*r Einzelne*r Verantwortung dafür übernimmt, die eigenen Grenzen und die Grenzen anderer zu achten, zu respektieren und entsprechend zu kommunizieren. Das erfordert auch von allen Menschen im netzwerk n, sich eigenverantwortlich mit Patriarchat, Sexismus und sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen und sich kritisch zu hinterfragen. Das netzwerk n nimmt Grenzüberschreitungen stets ernst und stellt die parteiliche Unterstützung und Stärkung von Betroffenen stets in den Vordergrund.

Kolonialismus & Klimagerechtigkeit

Für uns können Nachhaltigkeit und Dekolonialismus nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Verantwortung und Gerechtigkeit im Kontext von Kolonialismus und den daraus entstandenen Kontinuitäten stellen für das netzwerk n ein wichtiges Thema dar.

Das netzwerk n setzt sich zum Ziel, Bildung und Bewusstseinsbildung zu den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und kolonialen Strukturen zu fördern und die Bedeutung von Gerechtigkeit in diesem Kontext zu betonen. Das netzwerk n strebt an, eigene Praktiken und Strukturen mit Blick auf koloniale Kontinuitäten kritisch zu überprüfen und aktiv dazu beizutragen Ungerechtigkeit zu verringern. Das erfordert auch von jeder Person im netzwerk n, sich eigenständig zu Kolonialismus und kolonialen Kontinuitäten zu bilden und eigenes Wissen kritisch zu hinterfragen.

Jede*r Einzelne*r achtet darauf, dass unser Verhalten als Verein, unsere Strukturen und Projekte möglichst geringe negative ökologische und soziale Konsequenzen hat. Wir legen besonderen Wert darauf, uns suffizient in Bezug auf die Nutzung von Ressourcen und bei der Organisation von Veranstaltungen zu engagieren.

Feedback, Lernraum & Kritikfähigkeit

Das netzwerk n versteht sich als Organisation im stetigen Veränderungsprozess, in der es festgelegte Ziele, aber kein festgelegtes Ende gibt. Wir wollen einen Lernraum schaffen, in dem Menschen über Themen der Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit lernen, indem wir uns gegenseitig auf diskriminierende Denkweisen und Verhaltensmuster aufmerksam machen. Wir legen großen Wert auf unsere Fehlerkultur, in der wir die Möglichkeit des Übens und Lernens betonen, jedoch stets auf der Grundlage, dass diskriminierendes Verhalten inakzeptabel ist. Zentraler Bestandteil dieser Fehlerkultur ist außerdem, für Verhalten Verantwortung zu übernehmen, und die Offenheit jeder*jedes Einzelnen, Kritik anzunehmen. Insbesondere wollen wir Kritik an diskriminierendem Verhalten nicht abwehren und Diskriminierungen nicht gegeneinander ausspielen. Wir nehmen die individuellen Erfahrungen aller Betroffenen ernst. Im netzwerk n pflegen wir eine Kultur der Offenheit und Transparenz, die es jeder einzelnen Person ermöglichen soll, Meinungsverschiedenheiten anzusprechen und Konflikte konstruktiv zu bearbeiten, ohne toxische Positivität oder übermäßige Harmonie. Dabei ist wichtig, dass sich Konflikte und Diskriminierung unterscheiden.4

Im netzwerk n pflegen wir eine Kultur der Offenheit und Transparenz, die es jeder einzelnen Person ermöglichen soll, Meinungsverschiedenheiten anzusprechen und Konflikte konstruktiv zu bearbeiten, ohne toxische Positivität oder übermäßige Harmonie. Dabei ist wichtig, dass sich Konflikte und Diskriminierung unterscheiden.

Awareness, Weiterentwicklung & Verstöße

Das netzwerk n verpflichtet sich, den Verhaltenskodex regelmäßig zu reflektieren und bei Bedarf weiterzuentwickeln oder zu verändern. Bei Zuwiderhandlung gegen den Verhaltenskodex hält sich der Verein vor, Konsequenzen umzusetzen. Dies kann bis zum Ausschluss von Veranstaltungen, der Entbindung von Tätigkeiten für den Verein sowie dem Entzug der Mitgliedschaft nach §4 Absatz 4 der Satzung des netzwerk n e.V. führen. Über die jeweiligen Konsequenzen entscheidet der Vorstand in Absprache mit einer Awarenessperson im Einzelfall. Dabei werden die Beteiligten angehört. Das netzwerk n verpflichet sich zu dem Ziel, das Awarenesskonzept stetig aktuell zu halten und mindestens eine dauerhafte beauftragte Ansprechperson für den Bereich Awareness und Diskriminierung zur Verfügung zu stellen. Es ist auch möglich per Mail unter awareness@netzwerk-n.org Kontakt zur AG Awareness aufzunehmen.

Erklärungen von Begriffen, die sich auf Diskriminierung beziehen, können im Glossar nachgelesen werden.

Hier kannst du dir den Verhaltenskodex auch herunterladen.

  1. Diskriminierungskritisch bedeutet für uns nicht nur Diskriminierung als Umstand anzuerkennen, sondern auch die Machtverhältnisse zu betrachten, welche diese verursachen und ihnen kritisch gegenüberzustehen. Mit dem Ziel, dass sie aktiv abgebaut werden. Diskriminierungssensibel bedeutet Diskriminierung anzuerkennen und in diesem Wissen achtsam und rücksichtsvoll zu sein und auf die Bedürfnisse und Erfahrungen von Betroffenen einzugehen. ↩︎
  2. Mehr zum intersektionalen Nachhaltigkeitsverständnis des Vereins ist auf der Website des netzwerk n zu finden. ↩︎
  3. Erklärungen von Begriffen, die sich auf Diskriminierung beziehen, können im Glossar nachgelesen werden ↩︎
  4. Zum Beispiel sollte nicht argumentiert werden, dass eine Form der Diskriminierung weniger schwerwiegend sei als eine andere, da dies die individuellen Erfahrungen und Auswirkungen auf die Betroffenen nicht angemessen widerspiegelt und keinen angemessenen Umgang ermöglicht. ↩︎