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Dialogforum Berlin/ Tübingen

5 vor 12 war gestern – Klimaneutralität und transformative Bildung an Hochschulen jetzt!

Mit diesem Titel tagte passend, zum Zeitpunkt des von Fridays For Future ausgerichteten globalen Klimastreiks, vom 24. bis 26.September 2020 das von netzwerk n organisierte diesjährige Dialogforum. Student*innen aus ganz Deutschland haben sich in der Freien Universität in Berlin und in der Universität Tübingen parallel getroffen, um sich einem abgestimmten Programm aus teils digitalen, teils analogen, sehr praxisbezogenen Inputs rund um das Thema der nachhaltigen Hochschulpolitik zuzuwenden und sich zu vernetzen. Ziel war es, einen Überblick über die drei großen Hebel nachhaltiger Hochschultransformation – Hochschulgovernance, Landeshochschulgesetze und Hochschulfinanzierungsverträge – zu schaffen, um anschließend die Möglichkeiten studentischer Mitsprache regionalspezifisch zu diskutieren. In den beiden folgenden Abschnitten können Sie/ kannst Du einen persönlichen Einblick in die beiden Arbeitsgruppen in Berlin und Tübingen bekommen.

Berlin

Im Rahmen der Veröffentlichung des Leitfadens „HOCHN – Nachhaltigkeitsgovernance an Hochschulen“ wurden die Teilnehmer*innen zunächst zur Analyse der Situation ihrer eigenen Universität bezüglich der fünf Dimensionen der Nachhaltigkeitsgovernance – Politik, Profession, Organisation, Wissen und Öffentlichkeit – angeregt. Der Fokus der Tage lag aber vor allem bei dem Prozess von Hochschulgesetz- und -vertragsnovellierungen, anhand dessen die Anknüpfungspunkte für studentische Mitsprache aufgezeigt wurden. Besonderen Anklang fand das Herausarbeiten hochschulspezifischer bzw. länderspezifischer Forderungen an Politik und Hochschulleitung in analogen Arbeitsgruppen, die zum Teil in die abschließende digitale Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen der Landesregierungen aus Baden-Württemberg und Berlin einfließen konnten. Gerade durch die anstehende Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG) ging es in der Diskussion hoch her, forderten doch die Student*innen verbindliche Reduktionsziele von Treibhausgasemissionen an den Berliner Hochschulen. Gerade das netzwerk n begleitet hier die Kampagne „#unser-berlhg“ zusammen mit den Gewerkschaften (Ver.di, GEW, DGB jugend), der LandesAstenkonferenz und dem Nachhaltigkeitsbüro der Humboldt-Universität, um hier die Position der Studierenden weiter zu stärken. Auf Basis der Kampagnenarbeit, wurden im Team und je nachdem von welcher Hochschule die Teilnehmenden kamen konkrete Überlegungen über das weitere Vorgehen und Meilensteine der jeweiligen Hochschulgruppen und -initiativen gefasst, um sich weiter aktiv in die hochschulpolitischen Prozesse mit einzubringen.

Tübingen

Nach einer kleinen Aufwärm- und Kennenlernphase startete das Dialogforum in Tübingen wie auch in Berlin mit dem digitalen Input von Mara Bauer und Larissa Jaeger zum Thema der Hochschulgovernance. Mithilfe des Governance-Reglers ordneten wir in Folge die eigenen Projekte der Teilnehmenden auf den Skalen von Organisation, Profession, Politik, Wissen und Öffentlichkeit ein. Klar wurde: In BaWü gibt es schon erfolgreiche Projekte UND noch ganz viel zu tun! Kurz darauf erschien Jacob Bühler auf der Wand im Kinosaal und erläuterte, was Landeshochschulgesetze eigentlich sind, was darin geschrieben steht, wie Novellen der Gesetze ablaufen und wie sich Studierende dabei beteiligen können. Der Abend endete mit oberleckerem Essen von unserem „Privatkoch“ Johannes. Trotz Beachtens der Hygieneregeln entstand dabei doch eine ganz wohlige, angenehme Stimmung mit angeregten Gesprächen. Diese sollten nicht enden, denn am nächsten Morgen widmeten wir uns endlich der Frage, wie es denn um die Landeshochschulgesetz-Novellierung in Baden-Württemberg gestellt ist. Nach einer kreativ gestalteten Morgenshow inkl. Interview mit den beiden BaWü-Expert*innen Andreas und Johanna, konnten die Teilnehmenden in kleinen Arbeitsgruppen an eigenen Ideen und Forderungen für die aktuelle Novelle arbeiten. Und dann ging es ab zum Klimastreik, wo wir mit von Johannes gebackener Pizza in der Hand und vielen anderen Protestierenden die Straßen Tübingens säumten. Im Anschluss an die aktivistische Mittagspause konnten wir von Jennifer Krah erfahren, wie erfolgreich das Abschließen des neuen Hochschulvertrags in Brandenburg funktionierte und durften dank ihr auch einen Blick hinter die Kulissen wagen: Manchmal braucht es schon auch Entscheidungsträger*innen, die eine nachhaltige Hochschultransformation top-down voranbringen. Der Tag endete fulminant in der digitalen Podiumsdiskussion mit Politiker*innen aus dem Berliner Senat und dem baden-württembergischen Landtag flankiert von verschiedenen studentischen Stimmen und einer betrieblichen Innenperspektive: Auch wenn vonseiten der Politiker*innen viel auf Visionsebene „geschwurbelt“ wurde, die Komplexität von Hochschultransformationen war deutlich: lokale hochschulische Kontexte brauchen plurale Konzepte, ermöglicht über regionale Rahmenbedingungen, Geld ist immer knapp und da bundesweite Töpfe politisch auch nicht immer gewollt sind, müssen vielleicht einfach die Länder und die Hochschulen selbst schneller Worte in Taten umsetzen? Die Idee, Geldtöpfe zu schaffen, die sich selbst erhalten, z.B. über Energieeinsparungen oder Flugkompensationen, kommt da gerade recht! Der Samstag ging dann recht schnell vorbei, wobei noch an einer Zusammenstellung fruchtbarer Paragrafen in Landeshochschulgesetz und Hochschulvertrag gearbeitet wurde, um diese zu gegebener Zeit für die Verstetigung der eigenen Projekte zu nutzen! Schön wars und lehrreich noch dazu!

Klimaneutralität und transformative Bildung an Hochschulen – jetzt!

Herzlichen Dank an unsere Förderer*innen, ohne die das Dialogforum nicht hätte stattfinden können! Danke an das Bundesministerium für Bildung und Forschung und an berlin 21 e.V.!

Bericht: Lena Seyfried und Hannah Bührle