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perspektive n bringt Nachhaltigkeitsakteure der h_da ins Gespräch

Am 29. und 30. September waren wir in Darmstadt im Schader-Forum zu Gast. Das 2. Symposium des Masterstudiengangs Risk Assessment and Sustainability Management (RASUM) bot uns einen inspirierenden Rahmen, um über die nachhaltige Entwicklung der Hochschule Darmstadt (h_da) zu diskutieren. Studierende stellten am Nachmittag zwei Praxisprojekte vor, die uns einmal wieder das Spannungsfeld der Nachhaltigkeitsdebatte verdeutlichten: Sollte ein Studiengang, der die Nachhaltigkeit im Namen trägt, auf Projekte mit Air Berlin, dessen Geschäftsmodell per se so wenig mit nachhaltiger Entwicklung zu tun hat wie Wirtschaftswachstum mit gesellschaftlichem Gemeinwohl und individueller Zufriedenheit, verzichten? Wir meinen: Ja! Auch wenn alleinig der projektbedingte innerdeutsche Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Berlin innerhalb eines Tages ein hervorragender Aufhänger ist, um mit den Studierenden und Lehrenden über Zielkonflikte in der Nachhaltigkeit zu reflektieren. Das zweite Projekt verzauberte uns dagegen: Das preisgekrönte Unternehmen VAUDE bemüht sich, an möglichst allen Stellschrauben zu drehen, um Nachhaltigkeit in der gesamten Produktions- und Distributionszyklus voranzubringen. Studierende nehmen sich gerade vor, den Transport vom Produktions- zum Verkaufsort nachhaltiger zu gestalten.

Doch nun zu perspektive n: Die Fishbowl-Diskussion war am Abend des Symposiums nahezu vollständig mit 70 Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Professor*innen, dem Präsidenten und außeruniversitären Vertreter*innen gefüllt. Die einführende Runde zum Nachhaltigkeitsverständnis der Teilnehmer*innen brachte bereits die erste Erkenntnis: Nachhaltigkeit ist eine Frage der Perspektive; jede*r kann sich sein Handeln nachhaltig zurechtrücken. Für Präsident Prof. Stengler ist Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit – schön, wenn es so wäre, dann könnten wir unser netzwerk n auflösen und uns solche Veranstaltungen wohl sparen –, für andere ist es ein komplexer Prozess, an dessen Ende eine umfassende Transformation der Hochschule steht. An der Hochschule Darmstadt gibt es bereits eine gute Basis an Nachhaltigkeitsansätzen in Lehre, Forschung und Betrieb sowie eine vergleichsweise große Anzahl an Wissenschaftler*innen, die Veränderungen einfordern. Im Mai dieses Jahres gründete sich zudem die Nachhaltigkeitsinitiative I:NE, die statusgruppenübergreifend Engagierte zum Thema versammelt – unserer Kenntnis nach ist das bundesweit einmalig und ein nachahmenswertes Modell, denn genau dies beabsichtigen wir mit perspektive n: Alle Statusgruppen einer Hochschule ins Gespräch bringen, Brücken bauen und Hürden abbauen. Die Basis ist also gelegt, das Möglichkeitsfenster steht einladend weit geöffnet: Mit dem Hochschulpakt 2016-2020 hat die hessische Landesregierung alle Liegenschaften des Landes, und damit auch die Hochschulen, verpflichtet bis 2030 klimaneutral zur werden. Auf diese politischen Rahmenbedingungen werden Hochschulen in anderen Bundesländern neidisch blicken.

Wo gibt es Potentiale an der h_da? Eine übergreifende Nachhaltigkeits-Governance, ein Agenda-setzendes klares Commitment des Präsidiums und des Senats, eine perspektivische finanzielle Ausstattung von I:NE und ein wahrliches Umweltmanagementsystem wie EMAS. Auch das studentische Engagement ist ausbaufähig, jedoch sollte der schwarze Peter nicht den Studierenden zugeschoben werden; die curricularen Rahmenbedingungen an einer Fachhochschule mit nahezu ganztägigen Lehrveranstaltungen sind nur ein Grund, warum studentischem Engagement der Freiraum fehlt.

Gleichwohl konnte perspektive n große Impulse in die Runde tragen. Der Hochschulpräsident signalisierte wie auch viele Professor*innen, Mitarbeiter*innen und Studierenden Offenheit, Kommunikationsbereitschaft und Veränderungswillen. Allerdings wird das Handeln erst über die Bedeutung der Worte Auskunft geben. Großen Applaus und großes Interesse erntete beispielsweise das Green-Office-Modell, das in nächster Zeit über einen Kurs angegangen werden soll. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen, sammeln fleißig Erkenntnisse über Hürden und Hindernisse für Nachhaltigkeit an Hochschulen und basteln weiterhin am Format perspektive n und unserer Methodik.